Gefährliches Exil
Tipp des Tages Journalist Can Dündar trifft Türken, die aus ihrer Heimat fliehen mussten
3sat, 20.15 Uhr Jährlich fliehen viele Türken aus ihrem Heimatland nach Deutschland. Der Grund: politische Verfolgung. Der ehemalige Chefredakteur der Zeitung Cumhuriyet, Can Dündar, lebt seit 2016 im Exil. In der Dokumentation „Exil Deutschland – Abschied von der Türkei“, die 3sat heute um 20.15 Uhr zeigt, berichtet er zusammen mit seiner deutschen Kollegin Katja Deiß, was es heißt, alleine in einem fremden Land zu leben, ohne Familie und weit weg von der Heimat.
Doch auch in Deutschland ist Dündar nicht unbedingt sicher: Der türkische Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan hat in der deutschtürkischen Gemeinde anteilmäßig mehr Anhänger als in seinem Heimatland. Dündar erhält deshalb Drohungen und lebt zum Teil unter Personen- und Polizeischutz.
In der Dokumentation begegnen die beiden Journalisten vier Personen, die aus der Türkei geflohen sind. Die Wissenschaftlerin Latife Akyüz demonstrierte gegen Menschenrechtsverletzungen in den Kurdengebieten. Einige Medien bezeichneten sie deshalb als Terroristin. Über die Kriegsverbrechen türkischer Soldaten berichtet der kurdische Bürgermeister Orhan Sansal. Türkische Nationalisten gefährden ihn in Deutschland derart, dass er nur mit Personenschutz auf die Straße gehen kann.
Einer der berühmtesten Regisseure der Türkei, Mustafa Altioklar, und Journalist Hayko Bagdat kommen ebenfalls zu Wort. Dündar beschreibt die Situation so: „Nicht wir haben die Türkei verlassen, die Türkei hat uns verlassen.“Das Land vertreibe seine geistige Elite, die vor allem im Gefängnis in Silivri säße. Fabian Kluge