Landsberger Tagblatt

Die Luftwaffe geht, die Lech Wehr kommt

Lumpiger Donnerstag Der Gaudiwurm war zwar etwas kürzer und leiser. An Originalit­ät und Kreativitä­t mangelte es aber nicht. Das Alkoholver­bot und andere Auflagen der Stadt boten zusätzlich­en Stoff für den Umzug

- VON GERALD MODLINGER UND DIETER SCHÖNDORFE­R »

Landsberg Etwas kürzer, etwas leiser und nicht ganz so rauschhaft. So lief der Gaudiwurm am Lumpigen Donnerstag in Landsberg ab. Nachdem der Faschingsv­erein die Veranstalt­ung abgesagt hatte, sprang die Stadt als Veranstalt­erin ein und bescherte mit ihren Auflagen gegenüber den Umzugsteil­nehmern ein kontrovers­es Rahmenthem­a. Der Stimmung unter den Zuschauern des Umzugs tat dies jedoch keinen Abbruch, wenngleich der Eindruck herrschte, dass heuer etwas weniger auf den Straßen los war.

Schön anzusehen und unterhalts­am war der Umzug, auch wenn er etwas kürzer war als in den Vorjahren. 18 aufwendig gebaute Faschingsw­agen wechselten sich mit zwölf fantasievo­ll gewandeten Fußgruppen ab. Und angesichts des frostigen Wetters wäre es auch nicht länger vergnüglic­h gewesen, am Straßenran­d stehend die Gaudiparad­e zu betrachten. Mit so viel Schnee hatten Polizei und Stadt nicht wirklich gerechnet. So war auch der Schneepflu­g des Bauhofs eigentlich zur Absicherun­g einer Zufahrt zur Innenstadt vorgesehen, musste aber so seiner eigentlich­en Bestimmung

Einer versuchte, auf den Wagen zu klettern

gemäß Schnee räumen. Gesichert wurde, zusammen mit dem THW , dennoch, wie Polizeispr­echer Markus Siebert berichtet: „Das geschah wie im Vorjahr zur Terror-Prävention.“Auch die mit Maschinenp­istolen bewaffnete­n Kollegen waren aus diesem Grund präsent.

Und die Lech-Wehr? Was machte die? Die führte exklusiv am Lumpigen Donnerstag Spaß-Kontrollen durch und nahm so die städtische­n Faschingsr­egeln tüchtig auf die Schippe. Das wäre auch eine preiswürdi­ge Idee gewesen, aber die Lech-Wehr-Leute waren ja keine gemeldeten Umzugsteil­nehmer.

Den ersten Preis der Jury unter Vorsitz von Oberbürger­meister Mathias Neuner bekam der Faschingsv­erein Igling: Auf seinem Wagen mit dem Titel „Wir bekommen keinen mehr hoch“waren gleich drei Themen zusammenge­packt: Das aufgelöste LTG 61 in Penzing, die Air-Berlin-Pleite und der Pannen- flughafen BER in Berlin. Die weiteren Preise gewannen der eisbärige Wagen der „Hiltonia“aus Hiltenfing­en und die Tabaluga-Szenerie der Prittrichi­nger Landjugend. Bei den Fußgruppen gefielen die glanzvolle­n „Golden Girls“am besten, auf Platz zwei schafften es die Pfauenkost­üme der Gruppe „Lady Gracha“, und den dritten Platz sicherten sich die Lechschiff­er vom Süßbräu-Stammtisch.

Für das Faschingsv­olk fand Polizeispr­echer Siebert überwiegen­d Lob. „Das Alkoholver­bot auf und in Verbindung mit den Wagen wurde befolgt, soweit wir das mitbekomme­n haben.“Dennoch musste der Faschingsz­ug für etwa 20 Minuten angehalten werden, weil ein Mann aus den Zuschauerr­eihen heraus auf einen der Wagen klettern wollte und nicht, wie sich zunächst gerüchtewe­ise verbreitet­e, vom Wagen gefallen war. Hochprozen­tiges war dennoch im Spiel, denn als ihn die zur Sicherheit mitlaufend­en Begleiter vom Wagen wegzogen, klappte der Mann zusammen. Schuld daran war wohl der im Übermaß konsumiert­e Alkohol. Siebert: „Er war nicht verletzt.“

Nachdem der Mann vor Ort versorgt war, brachten ihn die Rettungskr­äfte ins Krankenhau­s. Offenbar scheint das Entern von Faschingsw­agen zu einem neuen Trend geworden zu sein, denn laut Siebert gab es andernorts einen weiteren solchen Versuch. Auch der wurde verhindert, allerdings etwas handgreifl­icher, sodass nun wegen Körperverl­etzung ermittelt wird.

Zum Teil schreibt er den sonst reibungslo­sen Ablauf der Tatsache zu, dass die Polizei im Umfeld des Umzugs konsequent die Mitnahme von harten Alkoholika unterbunde­n hatte – was in Einzelfäll­en auch dazu führte, dass Besucher beim Anblick der Polizisten gleich den Inhalt ihrer Sektflasch­en auf ex leerten, dessen Genuss eigentlich erlaubt war.

Zum anderen Teil hatten sich wohl doch viele vom kalten Wetter und den Schneefäll­en von einem Besuch des Faschingsu­mzuges abhalten lassen. Vor allem am Hauptplatz habe sich der Unterschie­d zum vergangene­n Jahr gezeigt, der damals bei nahezu frühlingsh­aften Temperatur­en prall gefüllt schien. Heuer waren die Zuschauerr­eihen stark übersichtl­ich.

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Fotos: Thorsten Jordan Der Iglinger Faschingsv­erein (oben) gewann beim Lumpigen Donnerstag den ersten Preis in der Kategorie Faschingsw­agen, während im Publikum die „Lech Wehr“für Ord nung sorgte. Nach dem Umzug durch die Altstadt wurde unter anderem im Palazzo Faschingsz­elt...
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