Pfarrer und Bürgermeister im Dschungel?
Fasching Die Damen des Frauenbunds nehmen die Abwesenheit von Herbert Kirsch und Josef Kirchensteiner aufs Korn. Die Dießener Truppe zeigt sich auch heuer gewohnt spielstark und sorgt für viele Lacher
Dießen Alljährlich ist der Zustrom groß: Der Frauenbundfasching hat eine lange Tradition, während der sich herumgesprochen hat, dass bei den kurzweiligen Abenden die Lachmuskeln strapaziert werden. So waren auch dieses Jahr alle Vorstellungen innerhalb von nur drei Tagen ausverkauft, berichtet Sandra Perzul vom Team-Vorstand. Ab Oktober trifft sich die Truppe, bestehend aus Aurelia Schwaiger, Irmi Reitinger, Petra Rauch, Margot Grötz, Brigitte Haugg, Resi Gerum, allesamt Urgesteine auf den Theaterbrettern, und den Nachwuchsmimen Sandra Perzul, Diana Linke und, heuer erstmals dabei, Petra Bischeltsrieder. Ideen werden gemixt, Sketche aus dem Internet umgeschrieben und angepasst und sogar eigene geschrieben, nämlich die mit Lokalkolorit.
Wo erfährt man am besten, was in Dießen los ist? Beim Frauenbundfasching ist genau dies zu erfahren: Jede Woche zum Arzt, dazu noch die örtlichen Zeitungen lesen – kostenneutral, da beim Nachbarn aus dem Briefkasten geklaut – und jeder ist bestens informiert. Zusätzliche Pluspunkte hat der, und ist deshalb ideal als Kommunalpolitiker geeignet, dessen Frau als Bedienung beim Unterbräu arbeitet. Das Wartezimmer mutiert beim Frauenbundfasching zur Stammtischrunde, da werden die nächsten Bürgermeisterund Gemeinderatskandidaten gehandelt. Grund zur Spekulation gibt auch die gleichzeitige Abwesenheit von Pfarrer und Bürgermeister. Wahrscheinlich sind die im Dschungelcamp oder machen beim Bachelor mit ... Und überhaupt, was macht der Kirsch in der Südsee, wo er doch den schönsten See direkt vor der Haustür hat? Nutzlose Radldemos auf der Birkenallee, viel zu wenige Parkplätze, Laden- und Wirtshaussterben, dafür aber eine Spielhalle im Gewerbegebiet – alles wird im Wartezimmer durchgekaut, und der Spott macht auch vor dringenden menschlichen Bedürfnissen nicht halt: „40 Klos auf dem Magic Lake Festival – und dann kommt kei Sau, die bieseln muss!“Nebenbei erfährt man im Wartezimmer durch die indiskrete Sprechstundenhilfe (herrlich: Diana Linke), wen welches Zipperlein plagt. Bitte beim nächsten Fasching mehr davon, liebe Frauenbündlerinnen, was vor der Haustür passiert, interessiert die Zuhörer am meisten, da war viel Zustimmung zu hören!
Und nochmal war das Wartezimmer Schauplatz allzu menschlicher Abgründe, als nämlich der Hausdrachen (starker Einstand von Petra Bischeltsrieder) ihren unterm Pantoffel stehenden Mo (Irmi Reitinger), dem sie sämtliche Krankheiten andichtet, beim Arzt vorstellt. So viel sei verraten: Der Doktor weiß Rat und schreibt ein ganz besonderes Rezept aus. Und eins ist sicher: Nach den fünf Vorstellungen mit je rund 50 Kniebeugen ist Reitinger fit für jede Buckelpiste!
Der menschliche Körper an sich und insbesondere der alternde Frauenkörper ist Gegenstand vieler weiterer Sketche. Da bleibt kein Auge trocken, wenn sich die ganze Truppe am Bahnsteig trifft zur Fahrt ins Kurhotel Waldfrieden zum Abspecken, in der Hand das „Ich schaffe das“-Programm. Der Refrain könnte zum Abnehmsong des Frühjahrs 2018 werden: „Graue Haar, faltig’s G’sicht und das Kinn kriegt Überg’wicht. Cellulitering am Bauch und nen Push-up brauchst jetzt auch. Eine Kur ist der Plan, dass aus der Krähe wird ein Schwan!“Zuerst checken, mit wem man redet, und dann erst die Klappe aufreißen – diese Lebensweisheit lernt man beim Sketch „Im Finanzamt“von der spielstarken Petra Rauch, die beim bauernschlauen Versuch, dem Finanzamt ein Schnippchen zu schlagen, auf den Bauch fällt. Herrlich auch die beiden Joggerinnen Diana Linke und Sandra Perzul, deren Sportprogramm
Was macht Kirsch in der Südsee?
Der Arzt schreibt ein besonderes Rezept aus
zur Nabelschau ihrer Männer gerät und zur Feststellung führt: „Früher waren die Männer verruchter. Wenn die Honig wollten, haben sie eine Biene gefangen und gelutscht!“Bei so viel Stimmung blieben Hunger und Durst nicht aus – dem aufmerksamen Service des Wengener Burschenvereins ist es zu verdanken, dass keiner leiden musste, während Hans Thiess in den Spielpausen für die musikalische Untermalung sorgte.