Auf dem Börsen-Misthaufen
Schon Börsen-Guru André Kostolany wusste: „EDV-Systeme verarbeiten, womit sie gefüttert werden. Kommt Mist rein, kommt Mist raus.“Doch der 1999 gestorbene Aktien-Philosoph konnte nicht ahnen, wie große Macht die Herrscher über Kapital-Tankstellen einmal Computern geben würden, sodass sie ruckizucki Kaufoder Verkauforders auslösen. Zuletzt hat der Irrsinn die Börsenkurse in den USA in atemberaubendem Umfang nach unten getrieben.
Trotz einer enormen Automatisierung des Börsenhandels seit den Zeiten Kostolanys gilt unverändert dessen Befund: „Kommt Mist rein, kommt Mist raus.“Inzwischen ist aus Aktionärssicht ein gewaltiger Misthaufen zustande gekommen. Auf ihm sitzt ein stolzer, fetter Hahn und ruft „Zinsangst!“Das allmorgendliche Kikeriki mögen Börsianer nicht. Am lautesten schreien die Hähne in den USA, was irgendwie zu dem alles andere als leisen Präsidenten passt. Unter Trump steigen die Lohnstückkosten, was die Arbeit verteuert. Die Folge könnte eine deutlich steigende Inflation sein. Die Notenbank ist dann gezwungen, die Zinsen stärker als geplant zu erhöhen. Das wiederum könnte Staatsanleihen attraktiver machen. Es würde wieder mehr Geld in solche Papiere statt Aktien fließen, was die Börsenkurse drücken würde. So weit die Konsistenz des aktuellen Mistes.
Anleger sind krankhafte Antizipierer, also Vorwegnehmer. Derzeit entladen sie Schaufeln negativer Fantasie auf dem Aktien-Misthaufen. Ehe die Computer reagieren, ist Psychologie im Spiel. Börsianer haben wie jetzt zittrige Hände.
Vielleicht hilft Kostolanys Strategie: „Aktien kaufen und Baldrian trinken. Wenn Sie wieder aufwachen, haben Sie Geld verdient.“