Warum Medizin in den USA so teuer ist
Hohe Gehälter und hohe Arzneikosten
London Die USA geben proportional viel mehr Geld für ihr Gesundheitswesen aus wie andere Länder – dennoch ist die Lebenserwartung geringer und die Kindersterblichkeit höher. Das vermeldet das Ärzteblatt. Doch woher kommt das?
Die USA wendeten im Jahr 2016 17,8 Prozent ihres Bruttoinlandsprodukts für das Gesundheitswesen auf, in anderen Ländern mit einer ähnlichen Wirtschaftsleistung waren es nur zwischen 9,6 Prozent (Australien) und 12,4 Prozent (Schweiz). Die durchschnittliche Lebenserwartung in den USA liegt bei 78,8 Jahren. In den anderen Ländern leben die Menschen zwischen 80,7 Jahren (Deutschland) und 83,9 Jahren (Japan). Die Säuglingssterblichkeit ist mit 5,8 auf 1000 Lebendgeburten deutlich höher als in Kanada (5,1 auf 1000 Geburten) oder Japan (2,1 auf 1000 Geburten). Es gibt in den USA weniger Ärzte (2,6 pro 1000 Einwohner) als in Deutschland (4,1/1000). Die Zahl der Krankenhausbetten (2,8 im Gegensatz zu 8,2 pro 1000 Einwohner in Deutschland) ist geringer und die Liegezeiten sind kürzer. Man denkt: Das US-Gesundheitssystem müsste billiger sein.
Weit gefehlt: Medizinische Leistungen kosten deutlich mehr als in anderen Ländern. Dies gilt insbesondere für Medikamente. Die ProKopf-Ausgaben pro Jahr liegen in den USA bei 1443 US-Dollar – 667 US-Dollar sind es in Deutschland.
Ärzte und Pflegekräfte verdienen zudem in den USA deutlich mehr. Das durchschnittliche Jahreseinkommen eines Allgemeinarztes liegt in den USA bei 218173 US-Dollar (154126 US-Dollar sind es in Deutschland). Spezialisten verdienen 316 000 US-Dollar (181 243 USDollar in Deutschland). Krankenschwestern verdienen in den USA 74160 US-Dollar im Jahr (53668 US-Dollar in Deutschland). Dazu kommen in den USA acht Prozent der Gesamtausgaben für Verwaltungskosten. In anderen Industrieländern sind es oft nur zwischen einem und fünf Prozent.