Stewart muss in Nischen fischen
Eishockey Der Panther-Trainer war wieder in Nordamerika, um nach Spielern zu suchen, die sich entwickeln lassen
Augsburg Stressige Tage liegen hinter Mike Stewart. Mit seinem Assistenten Tray Tuomie ist der Panther-Trainer 17 Tage quer durch den Nordosten der USA getourt. Auf der Suche nach neuen Profis für die Panther beobachteten die beiden 13 Eishockey-Spiele. Vor allem Partien in der American Hockey League (AHL) standen dabei im Blickpunkt. Sie dient der National Hockey League (NHL) als Ausbildungsliga. Wer den Sprung in die beste Liga der Welt nicht schafft, muss sein Glück und Auskommen in einer Liga außerhalb Nordamerikas suchen. Die Deutsche Eishockey Liga (DEL) ist eine Option, wenngleich nicht die attraktivste.
Bessere Gehälter zahlen vor allem die Klubs in der russischen KHL, aber auch in der Swiss League verdienen die Profis gutes Geld. In der DEL sind es die Topklubs aus München, Mannheim, Nürnberg oder Berlin, die sich deutlich exklusivere Kader zusammenstellen können als die Kellerkinder aus Straubing, Schwenningen oder eben Augsburg. Deren Erfolgsrezept: Sie fischen in Nischen. Gesucht sind beispielsweise Spieler, die im Formtief stecken. Wenn die sportliche Vita einen Knick aufweist, weckt das deren Interesse. Die Recherche beginnt. Zwei Fragen sind entscheidend: Warum steckt der Spieler im Tief? Und glaube ich daran, dass er es wieder herausschafft?
Begehrt sind auch Profis, die ihr Talent bisher gut verborgen hielten. Kurz gesagt geht es um Spieler, die es nicht ins Visier der großen Vereine schaffen. Einen solchen zu verpflichten, ist mangels Nachfrage vergleichsweise günstig, birgt aber ein höheres Risiko. Schon so mancher entpuppte sich als Enttäuschung. Wenn nicht, droht ebenfalls Ungemach. Dann ist der Ablauf oft folgender: Ein Underdog verpflichtet einen unbekannten oder andernorts gescheiterten Spieler. Dieser entwickelt sich zum Leistungsträger, was der finanzstarken Konkurrenz natürlich nicht verborgen bleibt.
Am Ende der ersten, spätestens am Ende der zweiten Saison lockt ein attraktives Vertragsangebot. Der Spieler folgt dem Ruf des Geldes – und die Suche beginnt von vorne. Aktuelles Fallbeispiel dürfte Augsburgs TopTorjäger Trevor Parkes sein, der sich mit 44 Treffern in zwei Spielzeiten nachdrücklich für ein höheres Gehalt empfohlen hat. Angeblich liegt ihm ein Angebot des Meisters aus München vor. Die Zeichen stehen auf Abschied.
Für die kleinen Vereine ist der Aufwand groß, solch unentdeckte Juwele zu finden. Vor allem bedarf es eines Scouts, der ein Auge dafür hat. Augsburgs Trainer und Manager Stewart hat schon einige Male richtig gelegen. Vergangenes Jahr zauberte er Matt White aus dem Hut, der auf Anhieb zweitbester Scorer des Teams wurde. Dank einer vereinsseitigen Option im Vertrag wird White auch kommende Saison in Augsburg spielen. Das gilt für zehn seiner Kollegen nicht mehr. Sie wurden nach dem enttäuschenden zwölften Platz entweder aussortiert oder von der Konkurrenz abgeworben. Bisher einziger Neuzugang ist Henry Haase, der aus Düsseldorf kommt. Weitere Zugänge werden folgen, vermutlich schon bald. Denn Stewart dürfte nicht mit leeren Händen aus Nordamerika zurückgekehrt sein. Jetzt ist alles eine Frage des Timings. Wer zu früh ein Angebot macht, zahlt möglicherweise mehr Gehalt als nötig. Wer zu lange wartet, geht leer aus.
„Wir haben gewisse Positionen schon erfüllt“, sagt Stewart dazu nur etwas kryptisch. Er fliegt am Dienstag nach Kanada, um in seiner Heimatstadt Calgary den Sommer zu verbringen. Von dort aus bastelt er in Zusammenarbeit mit PantherHauptgesellschafter Lothar Sigl weiter am Kader. Vielleicht gelingt ihm dabei wieder eine Überraschung. Die vergangene Saison lässt diesbezüglich viel Luft nach oben.