Der zeichnende Bildhauer
Auszeichnung Der Künstler Karl Witti aus Eresing hat den Kunstpreis des Landkreises erhalten. Bei der Verleihung im Landratsamt feiert (fast) das ganze Dorf mit
Landsberg Dass der Kunstpreis des Landkreises in diesem Jahr an den Eresinger Maler und Zeichner Karl Witti geht, darüber freut sich nicht nur der Künstler selbst, sondern mit ihm offenbar ganz Eresing. Seit 1991 lebt und arbeitet der gebürtige Miesbacher mit seiner Familie in der Gemeinde. Nicht im Verborgenen, sondern mitten im Ort, im Schatten der Pfarrkirche St. Ulrich. Und nach über 25 Jahren gehören die „Neuen“längst dazu.
Dass die Gemeinde einiges aufzubieten hat, wenn es darum geht, einen der ihren zu würdigen, zeigte sich eindrucksvoll während der feierlichen Verleihung des Kunstpreises im Foyer des Landratsamtes. Nach Begrüßung der Gäste und erläuternden Worten zu Ausrichtung und Ausgestaltung Kunstpreises durch Landrat Thomas Eichinger lag die weitere Gestaltung des Programms dann nämlich allein in der Hand von Eresingern. Vom hohen Besucherinteresse und der erfreulichen Wertschätzung für den Kunstpreis, die sich darin ausdrücke, zeigte sich der Hausherr sichtlich beeindruckt: „So gut gefüllt“habe er den Saal noch selten erlebt. Neben Karl Witti und dessen engeren Familienund Freundeskreis konnte Eichinger zahlreiche Bürgermeister begrüßen, aber auch den Bundestagsabgeordneten Michael Kießling sowie einen weiteren Eresinger Bürger, Landtagsabgeordneten und Staatsminister a. D. Dr. Thomas Goppel.
Auch die Preisträger der Jahre 2016 und 2017, Ernst Heckelmann und Bert Praxenthaler, fanden sich unter den Besuchern und von der Stadt Kulturbürgermeister Axel Flörke. Besonders herzlich willkommen hieß der Landrat zuletzt Henryk Skudlik, Karl Wittis früheren Kunstlehrer, den es genau wie seinen Schüler vor vielen Jahren in den Landkreis verschlagen habe.
Dann übernahmen die Eresinger: Den musikalischen Rahmen gestaltete der Cellist Rudolf Kuhn mit eingangs einem Präludium und nach der Laudatio einem Bourrée aus den Cellosuiten von Johann Sebastian Bach. In den künstlerischen Werdegang und das Werk des Preisträgers führte der Kunsthistoriker Christian Burchard ein. „Karl Wittis“frühe Such- und Wanderjahre beschrieb er als den „Kampf zwischen Abstraktion und Realismus“, in dem der Realismus die Oberhand gewonnen habe. Wie ein roter Faden zögen sich die zwei Inspirationsquellen „Natur“und „Recherche nach naturverbundenen Völkern“durch das Werk „des Künstlers“, der erst Bildhauerei habe studieren müssen, um „herauszufinden, dass er eigentlich ein Zeichner sein will.“
Spätestens, nachdem Christian Burchard unter dem Stichwort Ikonografie auf die Verbrüderung von Mensch und Tier hingewiesen hatte, zu der es in seinen Bildern komme, schwand aus dem fundierten Vortrag des Referenten alles Förmliche und war auch bei ihm nur noch die Rede von „Karl“. Wer ihn kennenlernt, so schon da der Eindruck derer, die ihm vorher noch nicht begegnet waren, kann nicht anders, als eine sehr persönliche Beziehung zu Karl Witti zu entwickeln.
Das bestätigten umso mehr dessen Worte nach der Preisübergabe. „Bilde Künstler, rede nicht“, schickte er seinem kurzen Dank dieses Goethe-Zitat voraus und kramte, um niemanden zu übergehen, dann seinen „Spicker“aus der Hosentasche. Ganz weit oben auf der Liste stand „sein Blumenmädchen“: seine Frau Pila, die eine zarte Skulptur aus Frühblühern neben das Rednerpult gestellt und damit der Veranstaltung einen ganz eigenen „Witti-Rahmen“gegeben hatte.
Der Kampf zwischen Abstraktion und Realismus