Fakten und Stimmung
Medien Wie Nachrichten verbreitet werden, hängt auch vom Standpunkt ab
Weil Lügenpresse, ist das eine neue Wortschöpfung? Weit gefehlt, der Begriff geistert seit über 100 Jahren immer wieder durch den Blätterwald. Warum aber ist jetzt wieder verstärkt von „Lügenpresse“die Rede? Darüber referierte der Publizist und Medienunternehmer Klaus Kelle auf Einladung der LandkreisCSU. Im Gasthof Probst in Weil hörten sich etwa 30 Interessierte die Thesen des Fachmanns an und steuerten bei der sich anschließenden Aussprache auch eigene Erlebnisse mit Informationen oder besser „Nicht-Informationen“bei.
Wird es mit der Presseberichterstattung so weitergehen wie bisher? Kelle verwies auf das Beispiel des Präsidenten der Vereinigten Staaten: Donald Trump habe die Pressearbeit revolutioniert, sagt Kelle. Schon beim Frühstück schicke dieser die ersten Tweets los und erreiche damit weit über 50 Millionen Menschen. Eine solche Zahl schaffe kein einziges Printmedium. Es sei spannend, was in dem Bereich noch alles passiert, so Kelle.
Wie entsteht nun dieser Eindruck einer „Lügenpresse“? Ein Problem ist laut Kelle, dass nicht mehr unterschieden wird zwischen Bericht und Kommentar. Ein weiteres Problem ist die jeweilige Stimmungslage. Als Beispiel nannte der Referent die verzögerte Berichterstattung nach den Vorkommnissen der Silvesternacht 2015 in Köln, an denen viele Asylbewerber beteiligt waren. „An das Thema Flüchtlinge traute sich damals, während der ‘Wir-schaffendas’-Euphorie, keiner ran“, so Kelle.
Seither habe sich die Berichterstattung verändert. Es werde oft nicht sachlich berichtet, sondern gewichtet. Diese Gewichtung habe oft ihren Ursprung in der politischen Gesinnung der Journalisten. 66 Prozent von ihnen seien nach eigener Einschätzung politisch links verankert, bei einer Kommentierung würden sie davon gelenkt, führte Kelle aus.
Ein weiteres Beispiel einer gewollten Gewichtung ist für den Referenten die Berichterstattung über den Tsunami im März 2011 in Japan. Dort seien 16000 Tote zu beklagen gewesen, „aber berichtet wurde immer nur vom Reaktorunfall
Was ein Tsunami in Deutschland auslöste...
in Fukushima, mit dem Ergebnis, dass Deutschland sich von der Kernkraft verabschiedet“. Kein ordentlicher Journalismus sei auch, wenn den Lesern, Hörern und Zuschauern mit Wörtern wie „umstritten“suggeriert wird, was er über Meldungen zu denken habe.
Der öffentlich-rechtliche Rundfunk ist für Kelle „ein System, das nicht mehr zeitgemäß ist. Die Sender haben jährlich acht Milliarden Euro zur Verfügung und sind nicht aktuell. Brauchen wir unbedingt 24 Sender, muss bis zu einer Milliarde Euro jährlich für Sportübertragungen ausgegeben werden?“, fragte er.
Manipuliert werde im Übrigen auch bei der Unterhaltung. Das machte der Referent am Beispiel „Tatort“fest. In der Krimireihe werde ein Familienbild gezeigt, das mit der Realität nichts zu tun habe. 73 Prozent aller Kinder in Deutschland lebten schließlich in einem traditionellen Familienverbund, merkte Kelle an.