Eine Lok Legende fährt an den Ammersee
Dampfbahn Das Museumsstück „01 150“wurde einst bei einem Großbrand in Nürnberg schwer beschädigt. Im Sommer rollt sie nun wieder zwischen Utting, Schondorf und Augsburg
Utting/Augsburg Auch in der kommenden Saison rollen wieder die Museumszüge der AmmerseeDampfbahn von Utting und Schondorf in den Bahnpark Augsburg. An fünf Tagen im Juli und August (15., 22. und 29. Juli sowie 5. und 12. August) bietet der Dampfzug nostalgische Reiseerlebnisse – dieses Jahr mit der Schnellzug-Dampflok 01 150 aus dem Jahr 1935.
Mit der Ammersee-Dampfbahn lebt die Tradition der alten „Badezüge“wieder auf, welche einst die Gäste aus Augsburg scharenweise in die Sommerfrische an den Ammersee brachten. In der Gegenrichtung fahren inzwischen Einheimische und Urlauber in den Bahnpark Augsburg, wo Führungen durch das „Museum im Aufbau“angeboten werden: Dort ergeben sich für Filmer und Fotografen viele Szenen, wenn Lokführer und Heizer ihre
Die Maschine wurde fürs Jubiläum 1935 gebaut
Lokomotive „abschmieren“und mit Wasser versorgen. In der historischen Schmiede lodert das Feuer; der Schmied arbeitet an Amboss und Esse. Kinder drehen ihre Runden auf der Mini-Bahn und freuen sich über eine große Modellbahnanlage.
Als besondere Attraktion in dieser Saison kündigt eine Pressemitteilung an: Mit der SchnellzugDampflok 01 150 wird eine der berühmtesten Dampflokomotiven Deutschlands die Züge der Ammersee-Dampfbahn ziehen.
Die 01 150 kann auf einen geradezu dramatischen Lebenslauf zurückblicken: Gebaut wurde sie 1935 von der Lokomotivfabrik Henschel & Sohn. Kurz nach ihrer Ablieferung trat sie am 7. Dezember 1935 bei den offiziellen Feierlichkeiten zum Jubiläum „100 Jahre deutsche Eisenbahnen“in Nürnberg auf. Über viele Jahre hinweg zog die Lok ihre Züge durch ganz Deutschland. Schließlich wurde sie 1973 als eine der letzten Schnellzug-Dampfloks der Deutschen Bundesbahn auf das Abstellgleis geschoben.
Der bekannte Bielefelder Unternehmer und Hemdenfabrikant Walter Seidensticker rettete die 01 150 vor der Verschrottung und nahm sie 1982 als Museumslok wieder in Be- trieb. Drei Jahre später gehörte sie zu den Stars der Nürnberger Lokomotivparaden anlässlich des Jubiläums „150 Jahre deutsche Eisenbahnen“. 1988 übergab Seidensticker die Lok in das Eigentum des Nürnberger DB-Museums. Dann kam die Katastrophe: Am 17. Oktober 2005 „verbrannte“die Lok bei einem Großbrand in Nürnberg und wurde dabei schwer beschädigt. Niemand glaubte zu diesem Zeitpunkt daran, dass die Lok jemals wieder fahren würde.
Doch das Wunder gelang: Auf Initiative der Stiftung Deutsche Eisenbahn begann 2007 eine bis dahin beispiellose Rettungsaktion: Mithilfe des DB Konzerns, dem Modellbahnhersteller Märklin und zahlreichen privaten Spendern wurden knapp eine Million Euro zusammengetragen, um die 01 150 wieder zum Leben zu erwecken. Tatsächlich gelang es dem Dampflokwerk Meiningen in Thüringen, aus dem Wrack in mühsamer Arbeit wieder eine betriebsfähige Lokomotive zu machen: Im Mai 2013 wurde die 01 150 unter Dampf der staunenden Öffentlichkeit vorgestellt. Seither wird die 01 150, die dem Nürnberger DB-Museums gehört, von der Eisenbahnstiftung eingesetzt. Stationiert ist die Maschine normalerweise in Hanau bei Frankfurt.
Fahrkarten von Utting und Schondorf in Richtung Augsburg gibt es im Tourismusbüro im Rathaus Utting; geöffnet ist Montag bis Freitag von 8 bis 12 Uhr sowie donnerstags von 14 bis 18 Uhr.