Miteinander auf!
Reportage In Oberdießen wird heuer von der Landjugend ein 27 Meter hoher Maibaum aufgestellt. Und gleich zwei Musikkapellen spielen zur Feier auf. Das Landsberger Tagblatt ist dabei
Oberdießen „Griaß Eich und Buongiorno“– die Begrüßung von Landjugendvorsitzendem Korbinian Sickinger verrät schon, dass in Oberdießen beim Maibaumaufstellen nicht nur Lechroaner Laute zu vernehmen sind: Die Musikkapelle aus dem italienischen Partnerort von Unterdießen, Dimaro, ist gekommen und sorgt später gemeinsam mit den einheimischen Musikern für die musikalische Unterhaltung.
Doch vorerst ist der Platz noch gesperrt. Flach liegt die 27 Meter lange Brauchtumsstange da, gehalten von einem Manitou-Teleskoplader. Der Oberdießener Maibaum ist blau an der Basis, dann gerautet und im Hauptteil geringelt. „Wir haben den Baum am 20. April aus dem Wald geholt und im Dorf aufbewahrt“, erzählt Sickinger. Diesen Samstag sei er dann geschält, geschliffen und gestrichen worden.
Das Kommando übernimmt der Feuerwehrkommandant
Darauf aufgepasst, dass der Baum im Dorf bleibt und nicht von Maibaumdieben verzogen wird, haben alle Vereine, wie Sickinger erzählt. Nur einmal kam den Oberdießenern der Maibaum abhanden, wie sich der ehemalige Landjugendchef Christian Happach erinnert: 1982 wurde der Stamm einer Fichte, die noch unbewacht und unbearbeitet im Ort lag, gestohlen.
Für die Organisation von Baum, Wache und Fest ist die Landjugend zuständig, beim Aufstellen übernimmt Feuerwehrkommandant Peter Wörishofer das Kommando. Am liegenden Baum werden zwei Kränze befestigt, dann geht es die ersten paar Meter mithilfe der Kraft des Manitou nach oben. Gegen 10 Uhr kommen die drei Schwalben, spezielle Doppelstangen zum Maibaumlupfen, zum Einsatz. Über 20 Burschen sind an den Stangen zugange. „Miteinander auf!“, heißt die Ansage von Wörishofer.
Das Seil des Manitou muss gelöst werden: Max Wieselsberger wird von ein paar anderen in die Höhe gehoben und schon hängt der Maibaum in den Stangen, gesichert noch über eine Seilwinde an einem Schlepper. Immer wieder sind Wörishofers kurze Ansagen zu hören und das Schleifen der Schwalben über Asphalt, während im Hintergrund aus einer Anlage Musik ertönt. Zum Schluss geht’s nicht mehr ganz so schnell, schließlich muss der Baum gerade in das Loch im Boden gebracht werden. Wörishofer und Zimmerer Christoph Ried peilen aus der Entfernung, dann, um kurz nach halb 11 Uhr, steht der Baum: „Ich denk’, des passt“, sagt Wöris- hofer. Jetzt sind die Zimmermänner Christoph Ried und Christoph Abstreiter an der Reihe: Sie passen die Keile ein, die Ried dann verschraubt. Und zum Schluss befestigen Michael Schmid und Michael Hausner die Zunftzeichen: Vom Wagner über den Müller und Zimmermann bis hin zu zwei Landwirten reicht die Auswahl an Berufen, die hier in hölzerne Schnitzereien gefasst sind.
Der Baum wird in Oberdießen alle zwei Jahre aufgestellt, die Holzzeichen kämen aber jeden Herbst herunter, erläutert Unterdießens Bürgermeister Alexander Enthofer. Zumindest die Zunftzeichen würden also jedes Jahr am 1. Mai angebracht. Mittlerweile haben sich viele Ober- und Unterdießener eingefunden, die 23 Biertischgarnituren sind alle besetzt. Zweite Bürgermeisterin Marie-Luise Raffalt, einige Gemeinderäte und Altbürgermeisterin Monika Groner sind gekommen und lassen sich die ersten Getränke schmecken.
Der Maibaum steht, und der Platz darunter wird für die Musi freigegeben. Neben den in grünen Joppen gekleideten Mitgliedern des Musikvereins Unter- und Oberdießen nehmen die rotgewandeten Mitglieder der „Banda Sasso Rosso“Platz, gemeinsam spielt man einen Marsch. „Wir haben Noten ausgetauscht“, erzählt Georg Herzog vom Musikverein, selbst habe man das Lied „Inno al trentino“ins Repertoire aufgenommen. Die italienischen Gäste sind schon zum zweiten Mal zu einer Maifeier gekommen, erzählen Monica Bresadola und Ivano Job. Oft komme man auch zum Oktoberfest. Ein besonderer Applaus gilt dem Bürgermeister von Dimaro, Andrea Lazzaroni, der zum Amüsement aller seine Begrüßung auf Deutsch vorliest. Und dann heißt’s Prost und gefeiert wird.