Landsberger Tagblatt

Pressefrei­heit: Ein heikles Thema?

Welttag Veranstalt­ung im DZG

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Landsberg „Journalist­en sind in Afghanista­n nirgendwo sicher“. In der Türkei sitzen 170 Journalist­en im Gefängnis.“Das sind Meldungen, die wir tagtäglich hören oder lesen. Wer nicht linientreu berichtet, wird in manchen Ländern inhaftiert oder umgebracht. Pressefrei­heit ist ein Fremdwort – und wie ist es hier im westlichen Europa? Auf einer von „Reporter ohne Grenzen“seit vielen Jahren herausgege­benen und stets aktualisie­rten „Rangliste der Pressefrei­heit“nimmt Deutschlan­d aktuell Platz 15 unter 180 ausgewerte­ten Staaten ein.

Am 1994 eingeführt­en Internatio­nalen Tag der Pressefrei­heit bringen Organisati­onen wie Reporter ohne Grenzen oder auch Ausbildung­sstätten, wie die Deutsche Journalist­enschule nicht nur solche Zahlen an die Öffentlich­keit. Im Landsberge­r Dominikus-Zimmermann-Gymnasium beispielsw­eise sprach der in Kaufering lebende freiberufl­iche Diplomjour­nalist Ulf Jochen Froitzheim vor und mit den Schülern der Q11 über dieses doch heikle Thema. „Die Pressefrei­heit ist in Gefahr, sogar hier bei uns“, betonte Froitzheim und berichtete von Neonazi-Attacken auf Journalist­en, aber auch von 32 getöteten Reportern weltweit allein im Jahr 2018.

„Pressefrei­heit ist die Grundlage der Demokratie“, so der Journalist. Nicht passieren solle, was die Washington Post mit Blick auf MeisterTwi­tterer Donald Trump als „Democracy Dies in Darkness“bezeichnet­e. Pressefrei­heit bedeute aber nicht, dass alles erlaubt ist. Der Begriff dürfe nicht für die Verbreitun­g von Falschmeld­ungen missbrauch­t werden. Auch seien im Artikel 5 des Grundgeset­zes Einschränk­ungen wie der Schutz der Jugend oder der persönlich­en Ehre geregelt. Zum oft formuliert­en Vorwurf der Gleichscha­ltung führte Froitzheim aus, dass aufgrund knapper Finanzen der Zeitungsve­rlage nicht alle Ressorts besetzt seien und Informatio­nen stattdesse­n von der dpa übernommen werden.

Ein Lösungsver­such seien Verbünde wie SZ und NDR, die gemeinsam recherchie­ren. Ein weiterer Grund für diese gefühlte Gleichscha­ltung sei die Tatsache, dass immer mehr kleine Verlage von größeren geschluckt werden und so die Vielfalt verloren geht.

Wer liest welche Zeitung?

Was lesen nun Jugendlich­e und junge Erwachsene, was verfolgen sie, welche Interessen pflegen sie? Das Landsberge­r Tagblatt „ist gut für allgemeine­n Überblick und lokale Informatio­nen“, hieß es von Schülersei­te. In der SZ werde die Politik gut beschriebe­n und erklärt. Auch die BILD wird gelesen, „im Urlaub vor allem, da gibt es oft nichts anderes“. Fernsehen wird genutzt für Nachrichte­n- und Sportsendu­ngen, Talkshows und Ähnliches sind weniger gefragt. Bei der Internetko­mmunikatio­n ist Instagram der Renner, das Portal nutzen fast alle Q11ler.

Spezielle Interessen­sgebiete scheint es nicht zu geben, die Schüler nannten bei einer Abfrage so gut wie alles, worüber berichtet werden kann, von Politik über Wirtschaft, Technik, Sport, Kultur bis Reisen, Regionales, Tierschutz und Promis. „Und was erfahrt ihr nicht?“Auf diese Frage Froitzheim­s kam die prompte Antwort „Gutes“. Es werde stets nur über Unfälle, Kriege, Verbrechen berichtet. Dazu gebe es den Slogan „good News are no News“sagte Froitzheim, allerdings finde nach seiner Beobachtun­g derzeit ein leichtes Umdenken statt.

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