Batic hat keine Lust
Tatort: Freies Land
Schluss mit der Bundesrepublik, rein in eigenes Staatsgebiet, in dem die Politikverdrossenheit der „Reichsbürger“den Ton angibt. Schon wieder beherrschen die extrem Rechten die Szenerie. Man fühlt sich an eine diffuse Agrar-Heimatfront und ein Staat-im-Staat-Unwesen erinnert, das erst kürzlich auch den jüngsten Schwarzwald-„Tatort“dominiert hat. So wie jetzt „Freies Land“.
Man fragt sich unwillkürlich, ob Autor Holger Joos mit dem zusammengerührten Handlungsquark aus der niederbayerischen Grenzregion dem Kommissars-Duo und QuasiEhepaar Leitmayr (Udo Wachtveitl) und Batic (Miroslav Nemec) einen Gefallen getan hat. Es sind zwei Paar Stiefel: die an sich hochkarätigen „Tatort“-Produktionen des BR und dagegen die Story über die „Freiländer“, die aufzudröseln auch den Ermittlern nicht gelingen mag.
In München wird ein junger Mann tot in der Badewanne gefunden. Steckt ein Suizid dahinter? Die Spur führt in ein heruntergekommenes Dorf, in dem Sonderlinge eine Theorie vor sich hertragen: „Ein Volk, eine Staatsmacht, ein Territorium“. Die Gruppe betreibt ein Callcenter, in der jeder Gehör findet, der Probleme mit der „sogenannten Bundesrepublik“hat.
Leitmayr überredet den lustlosen Batic zur Fahrt in ein soziales Niemandsland. Der wiederum mault über die Provinz-Trips: „Das sollen Politiker machen und der Verfassungsschutz.“Im Krimi heißt das, dass bei den Ermittlungen „jeder missionarische Eifer zu unterbleiben hat“. Kein Wunder, wenn sich Aggressionen zwischen den sich alleingelassen fühlenden Freunden und Kollegen aufbauen. Leitmayr motzt: „Mach’s doch, fahr doch!“Bolzt Batic zurück: „Depp!“
Da hängen zwei im fiktiven Traitach fest, in einem absurden bayerischen Western-Ambiente. Wo Ortspolizist Mooser (der Kabarettist Sigi Zimmerschied) seinen Schweinsbraten verzehrt und denen aus der Stadt nur die Currywurst aus einem ekligen Automaten bleibt. Und der Ruf nach dem SEK.
Rupert Huber