G7 Debakel alarmiert Ökonomen
Ifo-Chef Fuest fordert harte Reaktion
Augsburg Nach dem Eklat auf dem G7-Gipfel warnen führende deutsche Ökonomen auf Nachfrage unserer Redaktion vor einer Verschärfung des Handelskonflikts mit den USA. „Der Gipfel hat uns insgesamt einer Eskalation des Handelskrieges einen Schritt nähergebracht“, sagte der Chef des Ifo-Instituts, Clemens Fuest. „Der G7-Gipfel bestätigt, dass Donald Trump an einer Zusammenarbeit mit Amerikas Alliierten nur noch sehr begrenztes Interesse hat“, erklärte er. „Die Rücknahme der Abschlusserklärung per Tweet legt den Schluss nahe, dass die US-Administration reichlich desorganisiert ist und Trump impulsiv handelt und kaum berechenbar ist.“Fuest betonte aber, dass Trump Fehlinformationen verbreite, wenn er behaupte, europäische Firmen würden mehr in den USA verdienen als umgekehrt.
„Das stimmt nicht“, sagte Fuest: „2017 hatten die USA gegenüber der EU einen Handelsbilanzüberschuss von 14 Milliarden US-Dollar.“Bei Dienstleistungen und Unternehmensgewinnen erzielten die USA nämlich einen Überschuss, der das Defizit beim Warenhandel mehr als ausgleicht. „Wenn Trump im nächsten Schritt Zölle auf Autos einführt, sollte die EU einerseits mit Zöllen in gleichem Umfang antworten, andererseits aber anbieten, Zölle im transatlantischen Handel vollständig abzuschaffen“, forderte er.
Auch der Chef des Hamburgischen Weltwirtschaftsinstituts HWWI, Henning Vöpel, warnte vor verheerenden Folgen eines Handelskriegs: „Mit seiner bewusst verstörenden Art bringt Trump die Weltgemeinschaft an den Abgrund. Konfrontation statt Kooperation scheint das neue Paradigma zu sein, mit dem Trump die Nachkriegsordnung auflöst und die USA in die neue Weltordnung führen will“, warnte Vöpel. Er zeigte sich skeptisch, wie dauerhaft die Geschlossenheit der anderen G7-Staaten gegen diese Strategie der Destabilisierung anhält: „Der Brexit und die politische Instabilität in Italien lassen nichts Gutes erahnen“, sagte er. „Deutschland und Frankreich müssen jetzt den verbliebenen Rest der westlichen Welt einen, indem sie selbst vorangehen.“
Der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung, Marcel Fratzscher, kann dem Eklat dagegen sogar Positives abgewinnen: „Der Konflikt mit Präsident Trump beim G7-Treffen zeigt, dass das G7-Forum wichtig ist und wieder an Bedeutung gewinnt.“Trump habe nicht ohne Grund dieses Format gewählt, um seine Partner vor den Kopf zu stoßen. „Ich sehe es als extrem wichtig und positiv, dass die anderen sechs Industrieländer nun ein gemeinsames Signal des Widerstands gegen den US-Protektionismus gesetzt haben“, betonte er. Die Einigkeit der sechs Partner werde in den USA Wirkung zeigen: „Trotz der wiederholten Androhung von Präsident Trump, nun auch Strafzölle auf Automobile aufzuerlegen, so halte ich eine weitere Eskalation des globalen Handelskonflikts für nun weniger wahrscheinlich“, sagte Fratzscher. „Ich denke, dass Präsident Trump endlich kapiert hat, dass er seine Partner ernst nehmen muss und mit ihnen nicht nach Belieben umspringen kann.“