„Wir können auch ohne Zlatan gewinnen“
Schweden Die Ibrahimovic-Nachfolger sind voller Selbstvertrauen. Auch Emil Forsberg, der am Samstag auf einen Klub-Kollegen trifft
Sotschi Emil Forsberg wird eine akademische Liebe zum Fußball nachgesagt. Er soll praktisch jede Sekunde seiner Freizeit mit Videoanalyse und Lektüre zum Spiel mit dem runden Leder verbringen. Man kann auch sagen, dass der 26-Jährige mittlerweile einer der Anführer der schwedischen Nationalelf ist.
Am Samstag trifft er in Sotschi mit seiner Mannschaft auf Deutschland, und damit wohl auch auf Timo Werner. Sie vereint die Zugehörigkeit zu Bundesligist RB Leipzig, gerade der Höhenflug zur deutsche Vizemeisterschaft 2017 ist mit diesen beiden Spielern eng verbunden.
Forsberg und Werner verbindet aber auch, dass sie zu den großen Spekulationsobjekten der WM gehören. AC Mailand, Arsenal London und zuletzt der AS Rom haben die Fühler nach dem Mittelfeldmotor Forsberg ausgestreckt, Werner steht sowieso schon in jedem Notizbuch der europäischen Spitzenklubs. Wobei die Chancen auf eine Vertragsverlängerung in Leipzig steigen würden, wenn Ralf Rangnick die Nachfolge von Ralph Hasenhüttl als Coach antreten würde.
Das ganze Thema rückt aber in den Hintergrund, wenn sie am Samstag im Fisht-Olympiastadion aufeinandertreffen. „Wir haben Italien in der Relegation bezwungen, warum sollten wir nicht Deutschland schlagen“, fragt Forsberg rhetorisch. Dass Schweden in der WMQualifikation auch noch die Niederlande ausgeschaltet, erwähnt er gar nicht mehr. Das Selbstvertrauen von „Tre Kronor“ist gewaltig, der Mannschaft werden Qualitäten von „Mentalitätsmonstern“nachgesagt.
Dabei leistet sich die Mannschaft von Trainer Janne Anderson den Luxus, Zlatan Ibrahimovic nicht nominiert zu haben. Nun gut, der Torjäger ist in die Jahre gekommen, Los Angeles Galaxy ist nicht die erste Adresse des Vereinsfußballs, aber der eigenwillige Star keilte in der dritten Person - seine Durchlaucht Zlatan I. - kurz vor der WM aus: „Die besten Spieler der Welt sind in Russland, Zlatan ist nicht da, er sollte da sein.“Forsberg, dieser realitätsnahe Profikicker antwortete nüchtern darauf: „Dann müssen die anderen halt mehr Verantwortung übernehmen.“Die anderen, das ist auch er. Und nach dem 1:0-Auftaktsieg über Südkorea ist das Selbstvertrauen noch einmal gewachsen. „Wir können auch ohne Zlatan gewinnen“, erklärte Forsberg nach der Partie.
Es ist eine der spannenden Fragen, inwieweit Timo Werner seinem Trainerstab und der Scoutingabteilung weitere, vielleicht neue Details oder auch nur Kleinigkeiten aus der Leipziger Schule über den schwedischen Strategen verraten kann. Forsberg, der Analytiker, ist dagegen eine kickende Festplatte, die schwedischen Analysten werden ihre helle Freude an ihm haben.