Der Möbellieferant und die schönen Mädels
WM Serie LT-Redakteur Dominic Wimmer hat an Gegner Schweden nur gute Erinnerungen. Bleibt das auch heute so?
Die Fußball-Weltmeisterschaft in Russland ist in vollem Gange. Jeder von uns hat Erinnerungen an besondere WM-Erlebnisse – egal, ob als leidenschaftlicher Fan oder eher uninteressierter Zaungast. Welche WM-Erinnerungen die Redakteure des Landsberger Tagblatts haben, darüber werden wir in den nächsten Wochen in loser Reihenfolge berichten. Heute: Dominic Wimmer denkt gerne an den 24. Juni 2006 zurück. Damals war er in München im Stadion, als Deutschland im Achtelfinale 2:0 gewann. Gegner damals: Schweden . . .
„Ihr seid nur ein Möbellieferant . . .“Ja, es gab einige Schmähgesänge in Richtung der schwedischen Fans. Zigtausende Anhänger der Blågult, wie die Nationalelf genannt wird, waren an diesem Tag in München. Und sie konterten: „Schade Deutschland, alles ist vorbei.“Weit vor Anpfiff waren sie noch guter Dinge, dass sie unserer Nationalmannschaft das Sommermärchen 2006 im ersten Spiel der K.o.-Runde vermasseln würden. Heute – fast auf den Tag genau zwölf Jahre später – könnten die Schweden in Russland tatsächlich über das deutsche Schicksal entscheiden.
Glück, Schicksal oder der entsprechende Geldbeutel – viele Faktoren entschieden weit vor der Fußball-WM 2006 im eigenen Land darüber, wer Eintrittskarten bekommt. Die Nachfrage war groß, das Vergabefahren von DFB und FIFA fragwürdig. Ich als leidenschaftlicher Fußballfan und Anhänger der Münchner Löwen fand es ungerecht, wie die Verbände damals mit den normalen Fans umgingen und stattdessen Sponsoren reihenweise die Tickets überließen. Aber: Ich sollte doch noch Glück haben.
Bei der Aktion eines Münchner Privatradiosenders im Februar 2006 wurde ich als Kandidat gecastet. Damit hatte ich die WM-Tickets aber noch nicht in der Tasche. Ich musste eine Aufgabe erfüllen. In einen weiß-blau karierten Schlafanzug gehüllt, eine Schlafmütze auf dem Kopf und ein Klappbett schiebend, ging es mit dem Radio-Team auf den Münchner Marienplatz. Ich hatte rund zwei Stunden Zeit, 93 Passanten in der Innenstadt zu überreden, mit mir auf dem Bett zu posieren und von einer Fotografin ablichten zu lassen. Mit Charme, Höflichkeit und Wortwitz schaffte ich die Wette – und erhielt die heiß begehrten Fußball-Tickets.
Dass das Achtelfinale fast ein halbes Jahr später in München mit deutscher Beteiligung ablaufen sollte, war fast wie ein Sechser im Lotto. Ich konnte zwei Begleitpersonen mitnehmen – Kumpel Julian und Freundin Valerie. Am Marienplatz verbrachten wir die Stunden vor dem Spiel, sangen uns warm und tranken das eine oder andere Bier. Die Stimmung war ausgelassen. Die schwedischen Fans waren nett, sprachen fast alle Deutsch und nahmen die Gesänge mit dem Möbelhaus locker. Besonderer Hingucker waren natürlich die weiblichen Fans aus dem hohen Norden – groß, blond und immer ein nettes Lächeln auf den Lippen.
Aber das Lächeln sollte den BlauGelben schnell vergehen. Lukas Podolski erzielte einen frühen Doppelpack (4. und 12.), Verteidiger Teddy Lucic flog nach einer guten halben Stunde vom Platz und Henrik Larsson vergab auch noch einen Strafstoß in der zweiten Halbzeit. Zlatan Ibrahimovic machte gegen Per Mertesacker und Christoph Metzelder keinen Stich und Deutschland löste das Ticket fürs Viertelfinale. Und wir? Wir feierten bis in die Morgenstunden in einem Münchner Club. Von Katerstimmung war am nächsten Tag rein gar nichts zu merken.
Die Schweden hatten danach nichts mehr zu lachen