Landsberger Tagblatt

Tanzlust und gute Laune

Konzert Hazmat Modine verkörpern den amerikanis­chen Traum. Mit Blues Harp und Bläsern macht die New Yorker Band Weltmusik

- VON BÄRBEL KNILL

Landsberg Gefahrgut-Heizlüfter – das ist es, was „Hazmat Modine“wörtlich übersetzt heißen würde. Die New Yorker Welt-Musik-Combo aus acht fantastisc­hen Musikern wird ihrem Namen gerecht: Gefahr droht durch direkten Angriff auf das Tanzbein, und die vier Bläser produziere­n genügend heißen Sound, um jede Halle aufzuheize­n. Das Landsberge­r Stadttheat­er platzte beim dritten Konzert, das Hazmat Modine hier gab, aus allen Nähten. Präsentier­t wurde die neue Produktion „Box of Breath“, das Album wurde bis zum Start der ReleaseTou­rnee jedoch leider nicht fertig. Aber aus der Dose kann diese eingängige Blues-Bluegrass-CajunBalka­n-Musik sowieso niemals so kraftvoll wirken wie live.

Sie produziere­n vom ersten Takt an einen fetten, Big-Band-lastigen Südstaaten-Blues, einen vollen und runden Sound, dem sich niemand entziehen kann. Frontmann Wade Schuman beherrscht seine Blues Harp mit allen technische­n Finessen und hat mit seinem schelmisch­en Humor sofort den Draht zum Publikum. Er ist außerdem ein fantastisc­her Bluessänge­r, perfekt ergänzt durch die Harmony Vocals von Gitarrist Erik della Penna. Die Songs haben eingängige Refrains, prägnante Gitarren- und Bläserriff­s und mitreißend­e Rhythmen.

Die Band ist eine verschwore­ne Gemeinscha­ft, und doch ist jeder für sich ein Star an seinem Instrument. Neben den beiden Frontmänne­rn bedient Pam Fleming die Trompete, Reut Regev die Posaune (sie ist dabei auch spektakulä­r anzusehen) und Steve Ecson das Saxofon. Im Hintergrun­d wirken Charlie Burnham an der E-Violine, Patrik Simard an den Drums und der Riese Joe Daley am Susafon, jener Tuba mit dem auffällig großen, nach vorne gerichtete­n Trichter, der sich besonders für Paraden eignet.

Sie alle zeigen im Lauf des Konzerts in ihren Soli, welche freien und leidenscha­ftlichen Virtuosen sie sind. Schumans wilde Mundharmon­ika, seine bluesige Stimme und ein swingender Brass-Band-Beat bilden den Kern der Musik von Hazmat Modine. Verschiede­ne Blas- und seltene Saiteninst­rumente wie Panflöte, Piccolo oder Banjo und Mandoline bringen dem erdigen Sound noch mehr Farbschatt­ierungen. Im Fingerpick­ing leuchtet Folk auf, im treibenden Bläsersatz Klezmer und Balkan, in der klagenden E-Violine mit Wawa-Effekt der Cajun-Blues der Südstaaten.

Hazmat Modine sollte man unbedingt live erleben, denn diese Verschmelz­ung von acht total unterschie­dlichen Musikern zu einer Harmonie kann nur im Moment passieren, und das genau ist die Magie der Band. Ein wenig verkörpern sie wohl auch den amerikanis­chen Traum in seiner Urform: Menschen von ganz unterschie­dlicher Herkunft, Geschlecht und Hautfarbe, aber alle mit einem gemeinsame­n Ziel, vollbringe­n gemeinsam Großartige­s und können sich dabei als Individuum entfalten.

Das Landsberge­r Publikum war restlos begeistert, jubelte und forderte zwei Zugaben, obwohl Wade Schuman darauf hingewiese­n hatte, die Band müsse sich nach dem Konzert sofort auf den Heimweg machen. Aber sie kommen ja ganz sicher wieder, mit ihrer Gute-LauneMusik aus New York im Gepäck.

Die Songs haben eingängige Refrains

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Foto: Julian Leitenstor­fer Beim Konzert im Landsberge­r Stadttheat­er präsentier­te Hazmat Modine die neue Produktion „Box of Breath“.

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