Fall Sophia: Ermittler reisen nach Spanien
Verbrechen Weiter ist nicht klar, ob die Studentin tot ist. Warum dauert der DNA-Test so lange?
Bayreuth/Madrid Nach dem Fund einer Leiche an einer Tankstelle im spanischen Baskenland ist weiter nicht sicher, ob es sich um die vermisste deutsche Studentin Sophia L. handelt. Wie ist der Stand der Ermittlungen? Die wichtigsten Fragen und Antworten.
Warum liegt beim DNA-Abgleich noch kein Ergebnis vor?
Wie weit die Identifizierung der Leiche fortgeschritten ist, ist unklar, weil der zuständige Untersuchungsrichter eine Art Nachrichtensperre zu den Ermittlungen in Spanien verhängt hat. Sicher ist, dass zunächst in Deutschland ein DNA-Profil erstellt werden sollte, das zum Abgleich an die spanischen Behörden übermittelt wird. „Wir haben alles in die Wege geleitet, was aus unserer Sicht erforderlich ist“, sagte der Leitende Oberstaatsanwalt Herbert Potzel dazu am Montag in Bayreuth.
Wie wird ein DNA-Profil erstellt?
Um ein DNA-Profil erstellen zu können, braucht man Gewebeteile oder Körperflüssigkeiten eines Menschen. Hat man die nicht, können Experten das DNA-Profil auch mithilfe von Resten etwa in einem Kamm oder der Zahnbürste generieren. Die DNA-Merkmale sind in ihrer jeweiligen Zusammensetzung bei jedem Menschen anders – und werden zudem weitervererbt. Deshalb kann auch die DNA von Angehörigen wie Eltern und Geschwistern helfen, ein Profil auszuwerten.
Wie und in welcher Form kommt das DNA-Profil zu den Behörden nach Spanien?
Die DNA-Merkmale werden am Computer zu einer Tabelle mit Buchstaben-Zahlen-Kombinationen umgewandelt. Diesen Code bekommen die Ermittler per E-Mail. Die spanischen Experten wiederum können den Code mit dem genetischen Fingerabdruck vergleichen, den sie von der Leiche erstellt haben. Gibt es eine Übereinstimmung, gilt die Leiche als identifiziert.
Warum fahren nicht einfach Verwandte von Sophia L. nach Spanien und identifizieren die Frauenleiche?
„Die Frage ist durchaus berechtigt“, sagt ein Sprecher der Bayreuther Polizei. Die Ermittler hätten sich aber auf eine Identifizierung über DNA festgelegt. „Warum andere Maßnahmen nicht durchgeführt werden, dazu werden wir uns nicht äußern.“
Sind auch deutsche Ermittler in Spanien vor Ort?
Ja. Zwei Polizisten der Kriminalinspektion Bayreuth seien am späten Vormittag in Spanien gelandet, hieß es am Montag von der Polizei in Bayreuth. Unterstützt wird das Team von Beamten der Leipziger Polizei. Die Bayreuther Polizei ermittelt, weil Sophia L. vermutlich schon in Oberfranken getötet wurde. Sie stammt aus Amberg in der Oberpfalz und war am 14. Juni verschwunden. Zuletzt wurde sie gesehen, als sie an einer Tankstelle an der A9 in einen Lastwagen mit marokkanischer Zulassung gestiegen sein soll.
Wie geht es mit dem Tatverdächtigen weiter?
Der 41 Jahre alte Lastwagenfahrer wurde bereits am vorigen Dienstag festgenommen. Er gilt als dringend verdächtig, die 28-Jährige umgebracht zu haben. Jetzt sitzt der Marokkaner Boujemaa L. in einem Gefängnis nahe Madrid in Auslieferungshaft. Spaniens staatliche Nachrichtenagentur Efe hatte kürzlich berichtet, dass er seiner Auslieferung an Deutschland zugestimmt hat.