Ein harmloser Fehler mit charmanten Folgen
Konzert Am Samstag eröffnete Stanislav Surin den 33. Landsberger Orgelsommer
Landsberg Irgendwie muss sich der Organist Stanislav Surin bei der Planung für das Eröffnungskonzert zum 33. Landsberger Orgelsommer in Mariä Himmelfahrt vertan haben. Der Musiker aus Bratislava (Pressburg), hatte für Samstag ein einstündiges Programm angesetzt. Das war eine Viertelstunde zu viel. Das sind nun mal die Regeln bei dieser Reihe.
So trat Surin, Jahrgang 1971, kurzerhand vor das Publikum in der Stadtpfarrkirche und erklärte in akzentfreiem Deutsch, was er streichen werde und warum. Die Sonate Nr. 2 in c-Moll von Felix Mendels- sohn-Bartholdy musste dran glauben. Er wollte nicht Orgelmusik aus seiner slowakischen Heimat, die den Hauptteil der Matinee ausmachte, opfern. Die 120 Zuhörer konnten den Verlust verkraften. Sie lernten aber bei seinen Erklärungen über Leos Janacek, Petr Eben und andere Komponisten aus der Slowakei einen ausgesprochen sympathischen und charmanten Künstler kennen.
Meistens sehen nämlich die Besucher den Orgelspieler nur kurz am Schluss bei den Verbeugungen auf der Empore. Mit einer „Bunten Sammlung aus Levoca“in der Nordslowakei zur Zeit des Barock begann er. Hier gab es in der Bearbeitung von Ján Valach hübsche Melodien in einer Abfolge von verschiedenen Registrierungen mal mit Hohlflöten, mal mit Traversflöten zu hören. Mit „Wo soll ich fliehen hin?“, einem kunstreichen Choralvorspiel von Johann Sebastian Bach (1685-1750), Werkeverzeichnis 646, und Präludium und Fuge in a-Moll, Werkeverzeichnis 543, folgte für die Freunde barocker Orgelliteratur ein Höhepunkt des Vormittags. Vielleicht wollte Bach in dieser erst 1748 veröffentlichten Komposition mit den stockenden Synkopen die Ratlosigkeit des Menschen versinnbildlichen.
Das Präludium ist nicht besonders groß, aber Surin zeigte, wie Bach hier in einer leidenschaftlichen Sprache Spannung aufbaut. Diese hatte der Thomaskantor von Leipzig dann in der schweren Fuge vertieft. Surin arbeitete die Polyfonie und Kontrapunktik sehr gut heraus. Schön, dass der Orgelsommer 2018 dem größten Orgelkomponisten aller Zeiten, Johann Sebastian Bach, in fast jedem Konzert mit mindestens einem Stück huldigt. Nach dem wunderbaren Bach bot der 47-Jährige ein ruhiges „Adagio“aus der Hand von Janacek und ein richtig kräftiges „Postludium“, also ein „Nachspiel“.
Das lange Orgelsolo aus der sogenannten „Glagolitischen Messe“(„Kirchenslawische Messe“) hatte ein Jahr vor Janaceks Tod seine Uraufführung in Brno (Brünn). Mit seinen ersten im Pedal gehaltenen mächtigen Takten und seiner vollen Registrierung ist es sehr expressiv gehalten.
Den Vormittag beendete Organist Surin mit dem „Preludium, Aria und Toccata“aus der I. Sonate von Jiri Strejc. Der gebürtige Prager Chorleiter und Musikpädagoge überzeugte in diesem Werk mit Farbigkeit und Ideenreichtum. Belohnt wurde Organist Surin für seine künstlerische Arbeit mit viel Applaus und Bravorufen. Am Samstag, 30. Juni, kommt Silvano Rodi aus Nizza an die Orgel in Mariä Himmelfahrt mit einem fast komplett barocken Programm.