Nicht nur Trumps Abschottung wird zur Gefahr für die Konjunktur
Die deutsche Wirtschaft steht noch gut da. Aber am Horizont ziehen erste dunkle Wolken auf. Worauf es jetzt ankommt
Würde man die deutsche Fußball-Nationalmannschaft mit den heimischen Unternehmen vergleichen, stünde Deutschland längst im WM-Finale. Über Jahre ging es wirtschaftlich nach oben. Der Konsum, starke Exporte und Mario Draghis Nullzinspolitik pushten die Wirtschaft. Auch in unserer Region waren die Unternehmen zuletzt weiter zuversichtlich. Doch es zeigen sich erste Spuren einer Abkühlung. In den Chefetagen ist die Stimmung nicht mehr ganz so gut, berichten die Forscher des Ifo-Instituts. Zweifel über die Robustheit des Aufschwungs schleichen sich in die Wirtschaftswelt ein wie das Zerren in die Wade eines Fußballers. Politik und Wirtschaft müssen sich deshalb für eine ungemütlichere Zukunft rüsten.
Was ist passiert? Ein einfacher Grund für die konjunkturelle Delle sind knappe Fachkräfte. Deutschlands Wirtschaft arbeitet am Anschlag. Wo sollen noch mehr Handwerker, Bauarbeiter und IT-Kräfte herkommen? Für den Breitbandausbau gibt es Fördergelder, aber kaum noch freie Tiefbaufirmen, die Kabel verlegen. Dazu kommt eine für das Exportland Deutschland dramatische globale Entwicklung.
Denn der Zollkonflikt von USPräsident Donald Trump mit Europa und China verunsichert die Führungskräfte in den Firmen. Wie geht es weiter? Wie weit schaukelt sich der Konflikt hoch? Exportunternehmen zögern bei den Investitionen. Und Trump ist nicht alleine: Die Tendenz zur Abschottung, den stärkeren Rückzug auf das Sichere, Nationale gibt es auch auf anderen Spielfeldern. In Europa äußert er sich in Euro-Skepsis, in Italien wählten die Bürger bewusst Protestparteien. Man kann die vielfältigen Gegenreaktionen verstehen. Der Druck durch die Globalisierung ist immens, wenn Arbeitnehmer in Schongau mit denen in Shanghai konkurrieren. Deswegen hat sich Donald Trump mit den Stahlzöllen bewusst zum Anwalt der US-Stahlarbeiter gemacht, die zu den Verlierern des globalen Strukturwandels zählten.
Dazu kommen zwei Megatrends, die Firmen und Arbeitnehmer zusätzlich unter Stress setzen. Die Digitalisierung hat das Tempo in der Wirtschaft massiv erhöht. Von Apple erwarten die Kunden fast je- des Jahr ein neues Smartphone, Deutschland hat sich aus der Handyfertigung längst verabschiedet. In Zukunft dürften die Umbrüche durch die Digitalisierung noch massiver werden. Dazu kommt die dramatische Wende in der Mobilität: Gestern galt der Dieselmotor als Spitzenleistung deutscher Ingenieurskunst, heute hat er ein massives Imageproblem. Gerade am Verbrennungsmotor hängen hierzulande aber zehntausende Ar- beitsplätze, auch unsere Region ist von der Autoindustrie geprägt.
Um in den nächsten Jahren nicht den Boden unter den Füßen zu verlieren, müssen Politik und Unternehmen aktiv werden. Wichtig ist es, den Handelskonflikt mit den USA einzudämmen und für faire, aber offene Handelsbeziehungen zu werben. Stahl und Alu exportiert Deutschland zwar in überschaubarem Ausmaß in die USA. Wenn Trump aber auf die EU-Vergeltungszölle (Whiskey, Erdnussbutter ...) mit Einfuhrabgaben auf europäische Autos antwortet, kann es schmerzhaft werden. BMW beispielsweise lieferte 2017 noch rund 200000 Autos in die USA.
Daneben muss Deutschland den technologischen Wandel selbstbewusst vorantreiben. Das Land mag die Akademisierung zum Teil zu weit getrieben haben, IT-Fachkräfte gibt es aber eher zu wenig, um der Digitalisierung zu begegnen. Und in der Mobilität mag der Dieselmotor noch lange wichtig bleiben, daneben aber müssen die Konzerne an neuen Mobilitätskonzepten arbeiten.
Zölle auf Autos aus Europa wären sehr schmerzhaft