Zwischen Antike und Moderne
Projekttheater „Lysistrata“mit Flower Power
Landsberg Lysistrata: Aristophanes’ antike Komödie inspirierte schon viele Kunstschaffende. Die Geschichte von den aufständischen Athener Frauen, die ihre Männer mit viel List zum Friedensschluss mit Sparta bewegen konnten, wurde in Abwandlungen mehrfach verfilmt und war auch Vorlage für eine Operette. Jetzt wurde der Stoff Landsberger Theatergängern serviert, allerdings nicht als romantische Glühwürmchen-Idylle. Im Stadttheater ging es vielmehr um „Emancipatio“und „Gender“, um Geschlechterrollen und die Ungleichbehandlung von Mann und Frau in der heutigen Zeit.
Das Ensemble des Projekttheaters Landsberg hatte den Stoff verinnerlicht, Christina Tobisch inszenierte den zeitlich irgendwo zwischen Antike und Moderne angesiedelten Spaß mit dem vielsagenden Flower Power-Nebentitel „make Love not War“. Zwischen den weißen Quadern und Würfeln des Bühnenbildes entspann sich vor allem im ersten Teil ein munteres, unterhaltsames Spiel. Sechs Athenerinnen in annähernd authentischen Gewändern outeten sich als Frauen von durchaus unterschiedlichem Charakter. Da gab es die altersweise, ewig mahnende Antreiberin und das sich nach seinem Verlobten verzehrende, verliebte Küken, die Femme fatale, die mal eben mit dem Streitwagen ihres Mannes vorbeizappt, und die in allen trickreichen Raffinessen bewanderte kühle Blonde. Gemeinsam, wenn auch zunächst zögerlich, wurde ein Plan ausgeheckt, wie denn die Männer umgestimmt werden könnten. Und dafür zauberte Lysistrata „eine gute Freundin aus Sparta“aus dem Hut.
„Na ihr Luschen? Alles fit im Schritt?“Eine sächselnde Spartanerin in einem irgendwo zwischen Walküre und Krieg der Sterne angesiedelten Outfit. Mit ihr hielt das Frivole endgültig Einzug in die Geschichte, bei der es um Liebesentzug, um Trockenlegen der weibstollen Männer geht – so lange, bis auch der Letzte einsieht, dass Krieg einfach Unsinn ist. Mit dem Skandieren von Parolen wie „Der Krieg muss weg“bauen die streikenden Frauen ihren Mut auf und stellen sich den heimkehrenden Männern tapfer entgegen. „Anmachen und dann liegen lassen“ist die Parole, und das führt letztendlich zum Erfolg. Da hilft den Kriegern weder jour fix noch Säuseln oder gar Drohen. In diesem Krieg der Geschlechter behalten die Frauen die Oberhand.
Dieser zweite Teil des Abends hatte ein paar Längen, die Bonmots und unterhaltenden Dialoge wurden weniger. Kreative Ideen waren trotzdem noch genügend vorhanden, vor allem, wenn männlich und weiblich aufeinanderprallten. Ein richtiger Hit war der schauspielerische Nachwuchs, der als Running Gag zwischen den Szenen auftauchte und Differenzen zwischen Mann und Frau aufdeckte. Und eine Botschaft sendete das Projekttheater mit „Lysistrata“aus: „Wozu ist Krieg überhaupt gut? Wir brauchen Liebe, Frieden, Respekt, Anerkennung und sollten einfach viel mehr miteinander reden.“
Ein munteres, unterhaltsames Spiel
Zwischen Walküre und Krieg der Sterne