Sinkt jetzt der Bierkonsum?
Lebensmittel Fußball und Bier, das gehört zusammen. Auch deswegen sind WM-Jahre absatzstarke Jahre. Wie Brauer das deutsche Aus sehen
Augsburg Natürlich schmerze es das Herz eines Brauers, wenn die deutsche Nationalmannschaft schon in der Gruppenphase aus der WM fliegt, sagt Sebastian Priller, JuniorChef der Brauerei Riegele in Augsburg. Aber das liegt eher daran, dass Priller, gehofft hätte, dass die DFBElf weiterkommt. Um einen sinkenden Bierabsatz macht er sich keine Gedanken.
Bier und Fußball, das gehört zusammen. Das sagt auch Walter König, Geschäftsführer des bayerischen Brauerbunds. „Natürlich sehen wir, dass der Bierabsatz in Jahren, in denen Fußball-Europameisterschaften oder Weltmeisterschaften stattfinden, wächst“, sagt er. Aber das Fußballgroßereignis sei nicht der einzige Faktor, der den Verkauf von Bier bestimme. In diesem Jahr zum Beispiel hätten schon einige Brauereien Rekorde vermeldet. Der Grund? „Im April und im Mai war es ungewöhnlich warm. Die Menschen haben mehr Bier getrunken als sonst“, sagt König.
In den Sommermonaten laufen die meisten Brauereien nach Königs Erfahrung auf Hochtouren. Das Wetter ist schön, die Menschen gehen in den Biergarten, in vielen Städten und Gemeinden finden Sommerfeste statt. Das alles kurble den Absatz an. „So eine Weltmeisterschaft bedienen wir aus der Vollproduktion heraus mit“, sagt er.
Dann räumt er ein: „Der Absatz war aber vielleicht auch deshalb so hoch, weil viele Menschen sich schon vor der WM mit Bier eingedeckt haben.“Sollten sie jetzt weniger Fußball schauen und das auf Vorrat gekaufte Bier langsamer trinken, könne es sein, dass der Absatz in den kommenden Wochen sinke. „Aber das Wetter wird wieder schöner, dann trinken die Menschen vielleicht doch wieder mehr.“An diesen Antworten lässt sich schon erkennen: Genau vorherzusagen, wer, wann und weshalb wie viel Bier trinkt, ist schwer. „Wir haben ja auch wenige Erfahrungen damit, was passiert, wenn Deutschland in der Vorrunde ausscheidet“, scherzt König.
Ähnlich gelassen sieht das Sebastian Priller. „Wir planen den Erfolg der deutschen Nationalmannschaft bei unseren Überlegungen zum Geschäftsjahr nicht mit ein“, sagt er. Das sei viel zu unzuverlässig. „Und oft ist es auch so: Was die Leute bei Veranstaltungen wie Public Viewing mehr trinken, das trinken sie im Restaurant weniger. Der Konsum hält sich also die Waage.“
Der größte Flaschenhals – um in der Welt der Getränke zu bleiben – bei Großereignissen sei gar nicht der Bierabsatz, oder die Sorge, dass die Brauereien mit der Produktion nicht mehr hinterherkämen, sagt Brauerbund-Chef König. Sondern, dass viele Kunden ihr Leergut nicht zurückbringen. „Da kann es sein, dass Flaschen fehlen“, erzählt er. Zumindest darum müssen sich die bayerischen Brauereien nun keine Sorgen mehr machen.
In England und Norwegen ist unterdessen die Sorge, dass das Bier während der WM ausgehen könnte, groß. Denn in den nordeuropäischen Ländern droht das lebensmittelreine CO2, das Bier dort sprudeln lässt, knapp zu werden. Den deutschen Brauern macht das keine Probleme. Hierzulande verbiete das Reinheitsgebot, künstliche Kohlensäure beizumischen. Der Sprudel entsteht während des Gärens. Noch ein Problem weniger für die heimische Brauindustrie.