Vielleicht ist Alkohol doch eine Lösung
Gestern stand auf dieser Seite noch, dass das Scheitern der Nationalmannschaft auch das Scheitern des Bundestrainers ist. Das trifft nach einer Nacht immer noch zu. Zur Wahrheit gehört aber auch: Das Scheitern der Nationalmannschaft ist auch das Scheitern des Autors dieser Zeilen. Er hat es nicht geschafft, durch geharnischte Kommentare die Spieler zu mehr Laufbereitschaft zu motivieren. Es war ihm ebenfalls nicht vergönnt, zu mehr Kreativität anzutreiben. Folgerichtig muss auch er die Heimreise antreten.
Seine Zukunft ist ebenso offen wie die von Joachim Löw. Anders als beim Nationaltrainer liegt sein Schicksal aber nicht in eigenen Händen. Ob er noch mal in den Journalisten-Kader für eine Weltoder Europameisterschaft berufen wird, liegt in Händen des Ressortleiters. Klar ist, der Weg zum nächsten Turnier führt nur über absolute Leistungsbereitschaft und Hingabe. Vielleicht war er in Russland einfach zu satt, der letzte Hunger hat möglicherweise gefehlt. So eine Borschtsch ist aber auch einfach zu köstlich.
Wie nun ist er zu motivieren? Probates Mittel ist, sich erst mal auf die Basisaufgaben zu konzentrieren. Einfache Sachen machen. Hauptsatz an Hauptsatz. Relativsätze, die wo in die Irre führen könnten, vermeiden. Sprachliche Experimente können nur am Ende des Regenbogens beim frühen Vogel enden.
Vielleicht ist es der Sache auch dienlich, neue Reize zu setzen. Etliche Vernissagen, Kaninchenzüchterversammlungen und der örtliche Freie-Wähler-Kreisverband sind doch auch lohnenswert, darüber zu berichten.
Nun aber heißt es erst mal, sich zu sammeln, Eindrücke verarbeiten. Es kann Wochen dauern, bis die Eingliederung in den deutschen Straßenverkehr gelungen ist. Am besten wird es wohl sein, die Hupe vorerst zu deaktivieren. Auch ist mit massiven Einschlafproblemen zu rechnen. Denn wie bitte zur Nachtruhe finden ohne die gewohnten mexikanischen Fangesänge in den Ohren. Jene Tequilla gebadeten Stimmbänder, die so wundervoll von Heimat, Liebe und historischen Erfolgen auf den Fußballfeldern dieser Welt künden.
Vielleicht ist ja Alkohol in diesem einen Fall doch eine Lösung. Hier besteht tatsächlich auch noch Nachholbedarf. In den 17 Tagen Russland nämlich hat der Autor dieser Zeilen keinen einzigen Wodka getrunken. Eine Nacht aber bleibt ihm dafür noch. Na sdorówje!