100 Stunden im Monat fürs Ehrenamt
Serie Jakob Neuschäffer aus Schondorf ist als First Responder, im Rettungsdienst und in der Sanitätsbereitschaft aktiv. Manchmal laufen gleich zwei Piepser
Bayerischen Roten Kreuz Weilheim. „Das Interesse für Medizinisches war schon da“, sagt er. Bald nachdem er dort angefangen hatte, stand für ihn auch fest, sich weiterhin ehrenamtlich zu engagieren.
„Die erste Woche hat mir so gut gefallen, dass ich mich der Bereitschaft Landsberg angeschlossen habe“, sagt Jakob Neuschäffer. Später kam dann der Dienst als First Responder für die Freiwillige Feuerwehr und die Wasserwacht Schondorf hinzu. Hauptberuflich arbeitet er als Rettungsassistent für das Rote Kreuz Weilheim. „Ich war sehr motiviert, nachdem ich mein FSJ im Rettungsdienst des BRK Weilheim gemacht hatte“, erzählt der 21-Jährige, der im September 2016 seine Ehrenamts-Karriere startete. Während des Freiwilligenjahres schloss er einen einmonatigen Lehrgang zum Rettungsdiensthelfer erfolgreich ab. Nach verschiedenen Praktika und einer weiteren Prüfung darf er sich nun Rettungssanitäter nennen. „Das ist der höchste Grad, den man im Ehrenamt erreichen kann“, sagt er. Gleichzeitig sei die Prüfung Voraussetzung dafür, Rettungsdienst zu fahren.
Seine Begeisterung ist ungebrochen – erst kürzlich bewarb sich Neuschäffer für eine dreijährige Be- rufsausbildung zum Notfallsanitäter. Rund 100 Stunden im Monat nehmen die Aufgaben in Anspruch, die Jakob Neuschäffer für die verschiedenen Stellen leistet: als First Responder sowie im Rettungsdienst und in der Sanitätsbereitschaft des Roten Kreuzes Landsberg. „Als First Responder bin ich als Ersthelfer vor Ort, bis der Rettungswagen da ist“, sagt er. Eine First-Responder-Bereitschaft, die er nach einem Rahmendienstplan leistet, erstrecke sich auf die Nacht von Samstag auf Sonntag sowie den Sonntag. Wenn er selbst gerade nicht gerufen wird, begleitet er auch schon mal eine in der Nachbarschaft wohnende Kollegin auf deren Einsätzen. „Wenn ich untertags in Schondorf bin, laufen beide Piepser“, sagt er – der für den First Responder sowie jener für die Schnelleinsatzgruppe in Landsberg. Handy und Piepser liegen immer in der Nähe, auch beim Abendessen oder einem Spieleabend mit seiner Familie, und sind dabei, wenn er morgens Semmeln holt. In der Regel erfolgen Alarmierungen am frühen Abend oder in der tiefsten Nacht. Rund 100 Stunden pro Monat ehrenamtlich plus ein Vollzeitjob mit etwa 45 Stunden in der Woche inklusive Überstunden – bleibt da noch Freizeit? Für Unternehmungen und Treffen mit Freunden bleibe immer genug Zeit, sagt Jakob Neuschäffer. Auch habe er durch das Ehrenamt viele nette Leute kennengelernt, die mittlerweile zu Freunden wurden. „Normalerweise nutz’ ich meine Freizeit, um runterzukommen“, erzählt er. Dann schalte er Handy und Piepser aus und genieße es, 24 Stunden nicht erreichbar zu sein. „Sonst schafft man es nicht oder hat irgendwann keinen Bock mehr.“
Neuschäffers Uniform der Schnelleinsatzgruppe liegt immer parat. Auch nachts dauere es keine zwei Minuten, bis er zu einem Einsatz aufbrechen kann, erzählt er. Dann fährt er los nach Landsberg, noch ungewiss, in welche Situation er dieses Mal gerufen wird. Mit weniger Adrenalin geht es ab, wenn er für eine Sanitätsbereitschaft eingeteilt ist, wie beim Töpfermarkt, dem Magic Lake Festival oder Puls Open Air in Kaltenberg.
Dann ist Durchhaltevermögen gefragt: Eine Schicht bedeutet zwölf Stunden vor Ort zu sein. Natürlich erlebe er oft „nicht sehr schöne Situationen“, sagt Jakob Neuschäffer. Ob es um Todesfälle oder MessieWohnungen geht, „man muss sich antrainieren, dass man es gut packt“. Dabei helfen Gespräche mit Kollegen und die Möglichkeit, jederzeit psychologische Hilfe zu bekommen. Als Stillen Helden schlug Jakob dessen Mutter Anna Cavelius vor. Sie ist stolz auf das Engagement ihres Sohnes, sorgt sich aber auch. Er schlafe manchmal zu wenig, meint sie, und gehe oft über seine Grenzen. „Aber er will es halt so“, sagt sie und zuckt die Achseln.
Schon immer großes Interesse an der Medizin