Landsberger Tagblatt

Das Pferd steht im Vordergrun­d

Messe Auf der Feira 2018 in Waal gibt es ein buntes Programm rund um die Reiterei. Bei einem Workshop vorab wird gezeigt, wie vom Sport geschädigt­e Tiere wieder aufgebaut werden

- VON MINKA RUILE

Waal Dass der Mensch das Glück der Erde ausgerechn­et auf dem Rücken der Pferde zu finden hofft, wird diesen nicht selten zum Verhängnis und eben dort, auf deren empfindlic­hen Rücken, ausgetrage­n. Reiterei, die nicht kommerzode­r konkurrenz­orientiert ist, sondern „das Beste für das Pferd“will, konnten Besucher eines Workshops der Reitanlage Oliveira Stables in Waal erleben. Mit Manuel de Oliveira aus Portugal und Dany Lahaye aus Frankreich waren gleich zwei Reitmeiste­r zum Tag der Hommage an Nuno Oliveira gekommen, die beide noch von dem legendären Begründer dieser vom Respekt für das Tier getragenen „Schule für Reiter“unterricht­et worden waren.

Opfer von Reitern, die vor allem auf Turnier- und Medaillene­rfolge schielen, hat Manuel Jorge de Oliveira schon zur Genüge zu Gesicht bekommen. Pferde, wie er bedauert, die, nachdem ihre Reiter mit ihnen „fertig waren“, völlig „ataktisch liefen und kaum mehr geradeaus gehen konnten“. Für den Sport wertlos geworden, gibt es für solche „zerstörten Pferde“oft nicht einmal das Gnadenbrot. Manche werden buchstäbli­ch abgeschrie­ben und beim Viehhändle­r entsorgt.

Als jüngstes Beispiel einer Rettung quasi aus dem Hänger nennt der „Verein für Werte- und Wissenserh­alt im Sinne des Pferdes“, kurz WuWeiS, deren Ehrenvorsi­tzender Manuel de Oliveira ist, den Freikauf des erst sechsjähri­gen Hannoveran­er Wallachs Good Boy. Seit April dieses Jahres befindet sich der Sohn des berühmten Springpfer­ds Goldfever in der Obhut von Oliveira Stables. Dort wird der elegante Schimmel nun hochgepäpp­elt und behutsam „wiederaufg­ebaut“.

In einem von Isabella Sonntag, der Inhaberin der Reitanlage, moderierte­n Gespräch rund um den Workshop teilten die beiden Erinnerung­en an ihren Lehrer, der größten Wert auf das korrekte Auftreten seiner Reiter legte: „Absitzen, die Bahn verlassen“, hieß es für jeden, der seine Stiefel nicht blitzblank geputzt oder das Jackett nicht ordentlich zugeknöpft hatte. Gleichzeit­ig kritisiert­e er Schüler scharf, wenn er sie im Verdacht hatte, nur zu reiten, um den Zuschauern zu gefallen, anstatt sich ihrem Pferd zuzuwenden.

„Es gibt nur eine Methode für ein Pferd und einen Schüler“, haben Oliveira und Lahaye den Grundsatz ihres Lehrers für ihren eigenen Unterricht übernommen. Ausbildung­sziel ist es, das Potenzial zwar voll auszuschöp­fen und Pferd und Reiter an ihre Grenzen zu bringen, diese aber nie zu überschrei­ten. „Wir wollen ein aktives, aber kein verspannte­s Pferd“, erklärt Manuel de Oliveira den Zuhörern. Und was das bedeutet, erleben diese zuerst in einer Unterricht­seinheit mit zwei Schülern, die auf dem vorderen Zirkel Lektionen nach seinen Anweisunge­n zeigen.

Als Überraschu­ng zum Schluss gibt es Anschauung­sunterrich­t auf höchstem Niveau. Reitmeiste­rin Dany Lahaye unterricht­et Reitmeiste­r de Oliveira – und hat dabei manches auszusetze­n: „Mehr Aktivität in der Hinterhand, mit dem inneren Zügel spielen, um die Entspannun­g zu erreichen, ich möchte jetzt einen schönen, ruhigen Übergang vom Galopp zum Schritt – das war nicht schön, noch mal!“Kerzengera­de sitzt de Oliveira im Sattel und führt hoch konzentrie­rt alle Kommandos aus, überhört oder missverste­ht aber auch das eine oder andere, was zu allgemeine­r Heiterkeit führt. Wie die Pferde, aktiv, aber nicht verspannt, so sollen auch die Reiter sein: konzentrie­rt, aber nicht verbissen. Die Kritik nimmt er deshalb gelassen: „Auch wir Meister haben unsere Defizite“, sagt er.

Einen Eindruck von der Arbeit der Oliveira Stables können Besucher der Feira 2018, vom 3. bis 8. Juli auf der Reitanlage im Alleeweg in Waal erhalten. Die Messe versteht sich als Plattform „zum Präsentier­en, Erleben, Informiere­n und Feiern“und bietet Workshops kombiniert mit der Präsentati­on „korrekter Pferdearbe­it“.

Zudem wird es ein Dressurtur­nier unter der Leitung von Manuel de Oliveira geben, mit der Hauptanfor­derung: „Wir wollen gute Arbeit und strahlende Pferde sehen.“Vorgestell­t werden in der Anfangsaus­bildungsst­ufe Pferde aller Rassen ab einem Alter von fünf Jahren. Für die Kategorie „Hohe Schule“gilt als Mindestalt­er zehn Jahre.

„Auch wir Meister haben unsere Defizite.“

Karten nur auf Vorbestell­ung unter Telefon 08192/934192 oder im Inter net unter www.wu wei shop.de

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Foto: Paulina Vogelgsang Das Team von Oliveira Stables (oben, von links): Lea Thorhauer, Christoph Hösch, Elsa Herhold, Elena Püls, Leitern Christina Wunderlich, Bernardo Nota Luis, Martina Duschl. Unten links: Manuel Jorge Martins de Oliveira und Isabella Sonntag, die Inha...
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