Natürlich und handwerklich sauber bauen
In der langen Firmengeschichte blieben die Inhaber stets ihren Prinzipien treu
Der Ursprung von Holzbau Fichtl liegt 115 Jahre zurück, als Zimmermeister Josef Steidele 1903 in Schondorf am Ammersee seine Zimmerei aufbaute.
Viele schöne Häuser und Villen am See tragen heute noch die Handschrift von Josef Steidele. Sein Haus am Kirchberg in Schondorf ist ein bemerkenswertes Holzhaus im Schweizer Chalet-Stil. Der erste Weltkrieg war allerdings auch für seine Firma verheerend. Die Zimmermänner wurden alle eingezogen – nur einer konnte bleiben. Als das königlich-bayrische Finanzamt aus Landsberg ihn aufforderte, Steuern zu zahlen, schrieb er zurück: „Sagen Sie mir, wie ich Steuern zahlen soll, wenn ihr mir alle Männer in den Krieg schickt und ich mit einem Arbeiter hier kaum Aufträge habe.“
Im Winter 1918 kamen seine Männer zurück und sein Betrieb erholte sich langsam. Steidele war Junggeselle und blieb kinderlos. So suchte er sich 1930 einen Nachfolger und übergab nicht nur den Betrieb an Anton Thalhofer, sondern auch die Haushälterin Genoveva, mit der sich Thalhofer – ganz pragmatisch – gleich vermählte. So blieb alles beisammen und der Betrieb baute wieder die schönen Dachstühle, Badehäuser und Bauernhöfe in der Umgebung. Bis 1939 lief der Betrieb gut. Doch dann wurden die Zimmermänner samt Chef wieder eingezogen: Der zweite Weltkrieg wütete und der Betrieb lag brach. Nach Kriegsende kamen nur ein paar wenige der Mitarbeiter heil nach Hause. Thalhofer stellte gleich Lehrlinge ein, und so ging es langsam aufwärts.
Ein neugieriger Bub
Im Jahr 1954 bekam Thalhofer vom Hechenwanger Wirt Saxenhammer den Auftrag, einen neuen Stall mit Stadel zu errichten. Als die Zimmerleute vor Ort ihren Aufriss und Zuschnitt am Boden fertigten und beim Aufstellen alles genau passte, schaute ihnen ein Bub interessiert zu. Der Bursche – auf seinem Schulweg – stellte neugierige Fragen und die Zimmermänner erklärten ihm alles genau. Der Kleine hieß Erwin Fichtl und wusste sofort: „Das ist mein Beruf – nichts anderes will ich werden!“.
1956 begann Fichtl seine Lehre bei der Zimmerei Thalhofer in Schondorf. Anton Thalhofer hatte vor, mit 65 Jahren aufzuhören und wählte als Nachfolger den ehrgeizigen Lehrling Fichtl. Er bot ihm an, nach seiner Gesellenprüfung die Werkstatt zu mieten und die Maschinen abzulösen. 1968 war der Höhepunkt der Studenten- und Bürgerrechtsbewegung und der Prager Frühling weckte vielfältige politische Hoffnungen. Doch nicht nur das: In Schondorf am Ammersee hat sich Erwin Fichtl nach erfolgreicher Meisterprüfung entschlossen, die Firma Thalhofer mit zwei Gesellen zu übernehmen. Seine Frau Burgi war von Anfang an dabei und leitete das Büro. Das war der Beginn der heutigen Firma Holzbau Fichtl. Leicht war der Anfang nicht. Die zerstörten Häuser vom Krieg waren bereits aufgebaut und der Betrieb startete bei einer regelrechten Bauflaute. Kein Auftrag war in Sicht und wie sollten die übernommenen zwei Gesellen und der Lehrling bezahlt werden? Erwin Fichtl hatte ganz nach dem Motto „des einen Leid, des anderen Freud...“Glück: Die Stegener Schiffswerft brannte aus, und so war der erste große Auftrag da – die Erneuerung der Werft.
Neue Ideen im Programm
Der Name Holzbau Fichtl wurde bekannt und die Auftragslage besserte sich. Natürlich bauen, handwerklich saubere Arbeit abliefern – das ist bis heute Fichtls Motto. Neue Ideen wie Sichtdachstühle mit Aufdachdämmung und Blockhausbau wurden ins Programm genommen. Besonders mochte der junge Fichtl komplizierte Bauwerke – Handwerkskunst vom Feinsten. 1970 wurde auf dem Gelände in Schondorf umgebaut – da war es schon eng und der Abbund fand im Hof statt. Die Olympischen Spiele in München 1972 brachten Arbeit auch nach Schondorf – die Auftragslage wurde besser und besser. A ls 1972 die Hechenwanger Sankt Martins Kirche saniert und der seltsam anmutende Spitzturm abgerissen wurde, übernahm Erwin Fichtl die Entwurfsplanung für den viel gemalten, bei Künstlern und Künstlerinnen beliebten Doppelzwiebelturm – übrigens nach einem Entwurf wiederum von 1719.
1974 brach bei Erwin Fichtl endgültig das Blockhausfieber aus. Die Blockhäuser wurden Trend, die Auftragslage bekam Aufwind. Nachdem jedoch das Firmengelände in Schondorf erneut zu klein wurde, baute Fichtl die erste Halle in Hechenwang – mit Maschinenraum, Abbundhalle und einer kleinen Schreinerei. 1978 wurde Einweihung gefeiert.
Der Maschinenbauer Sanktjohanser aus Dießen baute nach Fichtls Vorstellungen eine neue Maschine, um Blockhausverbindungen sauber herstellen zu können. So konnten viele kleine und große, schöne Blockhäuser entstehen. Fichtl stellte für BlockhausFans sogar ein Haus in Stade (westlich von Hamburg) und ein Haus am Eckbauer in Garmisch auf. Normalerweise baut Holzbau Fichtl in der Region im Umkreis von 100 Kilometern und bleibt seinem ökologischen Prinzip treu: Holz aus nachhaltigem, lokalen Waldanbau benutzen, regional bauen.
„Blockhausfieber“
1987 ging die Firma wieder einen wichtigen Schritt und baute das erste Haus in Holzrahmenbauweise – eine unaufhaltsame Entwicklung. 1988 wurde das Büro in Blockhausweise auf dem Fichtl Hof gebaut.
Der Weg war nicht immer leicht, es gab viele Schwankungen in der Auftragslage, Fahrzeuge und Maschinenkäufe, die viel Geld in Anspruch nahmen. In den 90erJahren wurden immer mehr schlüsselfertige Holzhäuser gebaut.
Bis heute sind jedoch auch Zimmerer-Handwerksleistungen wie Treppenbau, Dachstühle, Balkone, Stege, Sanierungen, Umbauten, Wintergärten und alle konventionellen Schreiner- und Zimmererarbeiten ein Bestandteil der Fichtl-Leistungen. Erwin Fichtl trug im Jahre 2003 übrigens maßgeblich dazu bei, die Zimmererinnung Landsberg neu aufzubauen. Er wurde später dafür zum Ehrenobermeister ernannt. Die Handwerksorganisationen wie Handwerkskammer und Fachverband haben seine Aktivitäten mit zahlreichen Ehrungen und Auszeichnungen gewürdigt. Erwin Fichtl ist Träger der goldenen Ehrennadel sowohl vom Bayerischen Zimmereiverband als auch der Handwerkskammer Oberbayern. Lizzy Herzer/pm Holzbau Fichtl GmbH
Dorfstraße 33 86949 Windach Hechenwang Telefon 08806/958980 E Mail info@holzbau fichtl.de
IAuf einen Blick
www.holzbau fichtl.de