Biomüll im Wald
Jubiläum Die Kabarettistin feiert mit 1500 Zuschauern im Festzelt 1200 Jahre Finning. In ihrem Programm „Genau richtig“gibt es Freches, bisweilen Boshaftes und aus dem Leben Gegriffenes zu hören
Im Wald liegt immer mehr Müll. Zunehmend werden dort auch Rasenund Baumschnitt sowie andere Gartenabfälle entsorgt. Dabei gibt es doch die Biotonne.
Finning Eigentlich habe sie in ihrer Jugend schon Punkerin werden wollen. Weil das aber aufgrund der dann nötigen Punker-Frisur, die sich mit den verkehrstechnischen Bedingungen auf dem Land nicht vereinbaren ließen, bis heute nicht geklappt hat, hat sie ihren Traum eben aufs Alter verschoben. Angesichts der streng nach hinten gekämmten Haare und des Blümchenkleides samt rotem Strickjackerl mag der Zuschauer und Zuhörer diese Worte so gar nicht glauben, die da aus dem Mund der Kabarettistin Martina Schwarzmann kommen. Weil aber noch viel mehr unglaublich Freches, bisweilen Boshaftes und immer fast schon beängstigend aus dem Leben Gegriffenes von der Bühne ins Finninger Festzelt schwappt, nimmt man ihr diesen Traum letztlich auch noch ab.
Denn einer 39-jährigen Mutter, die ihre Kinder, pardon, minderjährigen Mitbewohner, am liebsten in der Früh vom Pflegedienst der Oma gleich mitversorgen lassen würde, um nicht selbst aufstehen zu müssen, glaubt man doch fast alles, oder?
Im Finninger Festzelt, wo das 1200-jährige Jubiläum laut Schwarzmann’scher Theorie ja nur deshalb gefeiert werden könne, weil damals ein nerviger Mönch von den anderen losgeschickt worden war, um mal alle Ortsnamen aufzuschreiben, bleibt kein Auge trocken. Und Martina Schwarzmann erzählt zunächst vom Weiberstammtisch, setzt sich dann für weniger Fremdenfeindlichkeit ein und wirbt um mehr Toleranz. Fensterputzen bezeichnet sie ohnehin als diskriminierend. „Mein Geschlecht qualifiziert mich noch lange nicht zu dieser Tä- tigkeit“, gibt die Kabarettistin zum Besten.
Im Handgepäck auf ihrer Reise nach Finning hatte die Kabarettistin sogar einen Praktikanten. Den Keks quasi, der dem Finninger Publikum zum Cappuccino gereicht würde, ohne dass man ihn bestellt hätte. „Ich spui deswegen net kürzer und ihr miasst a nix nochzoiln“, beruhigte sie, bevor Stefan Kröll, Schauspieler und Kabarettist, mit seinem Kurzauftritt für Begeisterung sorgte. Der über 40-Jährige, der nach Aussage seiner Kinder geistig noch voll da ist, betonte, sich zu freuen, ausgerechnet in Finning auftreten zu dürfen. Er berichtet, dass in seiner Nachbarschaft ein Reiterhof zu finden sei, auf dem ein Ross mithilfe von Beamtenblut eingeschläfert worden sei, mit der U-Bahn nach „Minga“fahre und in der Zeitung gelesen habe, dass sich die Drogenbeauftragte darüber aufregte, dass Brauereien immer noch den Haustrunk auszahlen. Auf die Frage, was der Braumeister, der am Monatsende 15 Tragl Bier mit nach Hause nehmen dürfe, denn mit dem Rest Bier mache, habe der geantwortet: „Den Rest kaufe ich im Getränkemarkt.“Den wolle er unbedingt kennenlernen, den Braumeister aus der Zeitung.
Ein bisschen Werbung für seinen Auftritt am 16. November in Türkenfeld im Gasthaus Hartl machte Kröll bei seinem kurzen Gastauftritt auch, bevor der Star des Abends dem Publikum erklärte, was daheim
Was für einen Biobetrieb alles so notwendig ist
notwendig sei, um von einer herkömmlichen Landwirtschaft auf einen Biobetrieb umzusteigen. „Bio ist, wenn alles, was man vorher gespritzt hat, jetzt durch Lernen und Arbeit ersetzt werden muss.“
Mit einem „psychedelischen Roadmovie“und noch vielen anderen Anekdoten aus dem ganz normalen Leben ist der Schwarzmann gleich zweierlei gelungen: Die 1500 Besucher des Festzeltes in beste Stimmung zu versetzen, schonungslos das Bild der Gesellschaft in all ihren Facetten nachzuzeichnen und gleichzeitig charmant, tiefgründig, hintersinnig und echt boarisch ein Publikum in die sternenklare Nacht zu entlassen, das an diesem Abend ganz sicher keine „Feierabendlätschn“nach Hause trug.
Wer dabei war, der kann mit Fug und Recht behaupten: Das war „genau richtig“.