Die Mähdrescher können jetzt loslegen
Erntepressefahrt Weil es warm und trocken war, ist das Getreide früher reif. Die Bauern rechnen mit einer durchschnittlichen Ernte im Landkreis. Sie kritisieren, dass nur noch wenige wissen, wie Lebensmittel produziert werden
Landsberg „Warum baut man Stroh an?“Mit solchen Fragen sind Bauern konfrontiert: Immer weniger Menschen wissen, wie Nahrungsmittel produziert werden. Dies war auch ein Thema auf der Erntepressefahrt des Bauernverbandes im Landkreis. Als Stroh werden übrigens, wie jeder googeln kann, die Halme des Getreides bezeichnet, und es ist ein Nebenprodukt. Was zählt, ist das Korn, das beispielsweise als Braugerste zu Malz, als Backweizen zu Mehl verarbeitet oder als Futtergetreide ans Vieh verfüttert wird. Um dieses Korn zu ernten, sind derzeit die Mähdrescher unterwegs. Auf besseren Böden werden durchschnittliche Ernten eingefahren, auf kiesigen Böden sieht es nicht so gut aus. Grund ist die Trockenheit: „Auf leichten Böden gab es einen Wassermangel“, erläutert Kreisobmann Johann Drexl auf dem Hof von Hubert Sanktjohanser in Oberbergen.
Bei der Veranstaltung, zu der sich einige Praktiker aus dem landwirtschaftlichen Bereich eingefunden hatten, ging es auch um das Wechselspiel Landwirt und Gesellschaft: Weniger Bauern im Dorf, das fördere die Distanz zwischen Landwirtschaft und restlicher Bevölkerung, so der Tenor. Der Vorsitzende des Maschinenrings, Christian Leis, erzählte von einer Imagekampagne zur kulinarischen Identität in Schulen. Er sei erschrocken gewesen über die Fragen und Antworten der immerhin bis zu 15 Jahre alten Schüler. Als es beispielsweise um die Tomatensaison ging, die von Mitte Juli bis Allerheiligen geht, wussten einige nicht, wann denn überhaupt Allerheiligen ist.
Auch der Ruf der Landwirtschaft macht vielen Bauern zu schaffen: Nur die Biobauern würden als die Guten gelten, klagte einer: „Wenn du mit der Pflanzenschutzspritze rausfährst, dann drehen sich die Leute schon um.“Wenn es aber nur noch Biobauern gäbe, wäre der Krankheitsdruck auf den Feldern viel größer, führte ein anderer als Nachteil flächendeckender Biolandwirtschaft an. „Es kann nur im Gleichklang gehen“, sagte Drexl, der selber ökologisch anbaut. Der Biobauer aus Kaufering hatte ein Erlebnis, das den Zwiespalt zwischen Wunsch der Verbraucher und anzeigt: Er bietet Sonnenäcker, das sind kleine Flächen für Selbstversorger, an. Die Bewirtschafter hatte er dazu angehalten, für ihn im Gegenzug vier Reihen Zuckerrüben zu hacken. Doch es gab schnell Klagen über die anstrengende Arbeit, wenn hier Unkraut händisch bekämpft werden muss.
Übergeordnet spielt das gesellschaftliche Klima eine Rolle, im Produktionsalltag ist das Wetter ein wichtiger Faktor: Der April sei sechs Grad wärmer gewesen als im Mittel der Jahre und der Mai drei Grad, so Drexl. Bei kiesigen Böden ein Problem: So hat die Wintergerste laut Drexl in Hurlach mit teilweiWirklichkeit se nur 50 Doppelzentnern gedroschen, auf guten Böden sind es dagegen 70 bis 90 Doppelzentner. Wärmeliebenden Pflanzen wie der Sojabohne bekommt die derzeitige Witterung dagegen sehr gut, und auch der Mais steht gut da, zumal es am Wochenende noch 40 Liter pro Quadratmeter geregnet hat, so Drexl. „Normal geht die Hauptgetreideernte erst Anfang August los“, erläutert er, dass die Getreideernte heuer früher dran ist. Auch Zuckerrüben und Kartoffeln stehen auf den Böden, die Wasser halten können, gut da, und beim Grünland kam der Regen oft zur rechten Zeit – anders als in anderen Bundesländern, wo das Futter knapp wird.
Knappheit im Norden führt beim Getreide nicht unbedingt zu besseren Preisen im Süden, wie Wilhelm Brenner von der Mangmühle/Landhandel Asam sagt. „Der Preis richtet sich nach dem Weltmarkt und die Preisfindung ist noch im Gange.“Die Anbaustruktur im Landkreis ist laut dem Leiter des Amtes für Ernährung und Landwirtschaft, Günter Biermayer, eine „besonders schöne Mischung“: Rund 10000
Das gesellschaftliche Klima und das Wetter
Beim Mais gab es einen Anstieg
Hektar Ackerfläche stehen 16000 Hektar Grünland gegenüber. Biermayer zeigte Veränderungen der vergangenen fünf Jahre auf: Die Landwirtschaftsfläche ging um 170 Hektar zurück. Es gibt 1067 Bauern, die Anzahl der Betriebe im Haupterwerb hat sich von 523 auf 484 reduziert, die der Biobetriebe ist von 104 auf 126 gestiegen. Sie bewirtschaften 15 Prozent der landwirtschaftlichen Fläche. Die Anzahl der Milchkühe ging von 17500 auf 16600 zurück. Nach Statistik und Diskussion ging’s hinaus aufs Winterweizenfeld, das Schwärzepilze schon verfärben, was der Qualität nicht schade. Einige Meter weiter befindet sich das Versuchsfeld von Stefan Keller. Der Landwirt beschäftigt sich in seiner Meisterarbeit mit Eiweißfrüchten und kultiviert Ackerbohnen, Ackererbsen und Sojabohnen, die von den hohen Temperaturen profitieren.