Landsberger Tagblatt

Die Mähdresche­r können jetzt loslegen

Erntepress­efahrt Weil es warm und trocken war, ist das Getreide früher reif. Die Bauern rechnen mit einer durchschni­ttlichen Ernte im Landkreis. Sie kritisiere­n, dass nur noch wenige wissen, wie Lebensmitt­el produziert werden

- VON STEPHANIE MILLONIG

Landsberg „Warum baut man Stroh an?“Mit solchen Fragen sind Bauern konfrontie­rt: Immer weniger Menschen wissen, wie Nahrungsmi­ttel produziert werden. Dies war auch ein Thema auf der Erntepress­efahrt des Bauernverb­andes im Landkreis. Als Stroh werden übrigens, wie jeder googeln kann, die Halme des Getreides bezeichnet, und es ist ein Nebenprodu­kt. Was zählt, ist das Korn, das beispielsw­eise als Braugerste zu Malz, als Backweizen zu Mehl verarbeite­t oder als Futtergetr­eide ans Vieh verfüttert wird. Um dieses Korn zu ernten, sind derzeit die Mähdresche­r unterwegs. Auf besseren Böden werden durchschni­ttliche Ernten eingefahre­n, auf kiesigen Böden sieht es nicht so gut aus. Grund ist die Trockenhei­t: „Auf leichten Böden gab es einen Wassermang­el“, erläutert Kreisobman­n Johann Drexl auf dem Hof von Hubert Sanktjohan­ser in Oberbergen.

Bei der Veranstalt­ung, zu der sich einige Praktiker aus dem landwirtsc­haftlichen Bereich eingefunde­n hatten, ging es auch um das Wechselspi­el Landwirt und Gesellscha­ft: Weniger Bauern im Dorf, das fördere die Distanz zwischen Landwirtsc­haft und restlicher Bevölkerun­g, so der Tenor. Der Vorsitzend­e des Maschinenr­ings, Christian Leis, erzählte von einer Imagekampa­gne zur kulinarisc­hen Identität in Schulen. Er sei erschrocke­n gewesen über die Fragen und Antworten der immerhin bis zu 15 Jahre alten Schüler. Als es beispielsw­eise um die Tomatensai­son ging, die von Mitte Juli bis Allerheili­gen geht, wussten einige nicht, wann denn überhaupt Allerheili­gen ist.

Auch der Ruf der Landwirtsc­haft macht vielen Bauern zu schaffen: Nur die Biobauern würden als die Guten gelten, klagte einer: „Wenn du mit der Pflanzensc­hutzspritz­e rausfährst, dann drehen sich die Leute schon um.“Wenn es aber nur noch Biobauern gäbe, wäre der Krankheits­druck auf den Feldern viel größer, führte ein anderer als Nachteil flächendec­kender Biolandwir­tschaft an. „Es kann nur im Gleichklan­g gehen“, sagte Drexl, der selber ökologisch anbaut. Der Biobauer aus Kaufering hatte ein Erlebnis, das den Zwiespalt zwischen Wunsch der Verbrauche­r und anzeigt: Er bietet Sonnenäcke­r, das sind kleine Flächen für Selbstvers­orger, an. Die Bewirtscha­fter hatte er dazu angehalten, für ihn im Gegenzug vier Reihen Zuckerrübe­n zu hacken. Doch es gab schnell Klagen über die anstrengen­de Arbeit, wenn hier Unkraut händisch bekämpft werden muss.

Übergeordn­et spielt das gesellscha­ftliche Klima eine Rolle, im Produktion­salltag ist das Wetter ein wichtiger Faktor: Der April sei sechs Grad wärmer gewesen als im Mittel der Jahre und der Mai drei Grad, so Drexl. Bei kiesigen Böden ein Problem: So hat die Wintergers­te laut Drexl in Hurlach mit teilweiWir­klichkeit se nur 50 Doppelzent­nern gedroschen, auf guten Böden sind es dagegen 70 bis 90 Doppelzent­ner. Wärmeliebe­nden Pflanzen wie der Sojabohne bekommt die derzeitige Witterung dagegen sehr gut, und auch der Mais steht gut da, zumal es am Wochenende noch 40 Liter pro Quadratmet­er geregnet hat, so Drexl. „Normal geht die Hauptgetre­ideernte erst Anfang August los“, erläutert er, dass die Getreideer­nte heuer früher dran ist. Auch Zuckerrübe­n und Kartoffeln stehen auf den Böden, die Wasser halten können, gut da, und beim Grünland kam der Regen oft zur rechten Zeit – anders als in anderen Bundesländ­ern, wo das Futter knapp wird.

Knappheit im Norden führt beim Getreide nicht unbedingt zu besseren Preisen im Süden, wie Wilhelm Brenner von der Mangmühle/Landhandel Asam sagt. „Der Preis richtet sich nach dem Weltmarkt und die Preisfindu­ng ist noch im Gange.“Die Anbaustruk­tur im Landkreis ist laut dem Leiter des Amtes für Ernährung und Landwirtsc­haft, Günter Biermayer, eine „besonders schöne Mischung“: Rund 10000

Das gesellscha­ftliche Klima und das Wetter

Beim Mais gab es einen Anstieg

Hektar Ackerfläch­e stehen 16000 Hektar Grünland gegenüber. Biermayer zeigte Veränderun­gen der vergangene­n fünf Jahre auf: Die Landwirtsc­haftsfläch­e ging um 170 Hektar zurück. Es gibt 1067 Bauern, die Anzahl der Betriebe im Haupterwer­b hat sich von 523 auf 484 reduziert, die der Biobetrieb­e ist von 104 auf 126 gestiegen. Sie bewirtscha­ften 15 Prozent der landwirtsc­haftlichen Fläche. Die Anzahl der Milchkühe ging von 17500 auf 16600 zurück. Nach Statistik und Diskussion ging’s hinaus aufs Winterweiz­enfeld, das Schwärzepi­lze schon verfärben, was der Qualität nicht schade. Einige Meter weiter befindet sich das Versuchsfe­ld von Stefan Keller. Der Landwirt beschäftig­t sich in seiner Meisterarb­eit mit Eiweißfrüc­hten und kultiviert Ackerbohne­n, Ackererbse­n und Sojabohnen, die von den hohen Temperatur­en profitiere­n.

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Fotos: Stephanie Millonig Bei der Erntepress­efahrt des Bauernverb­andes sahen sich Bundestags­abgeordnet­er Michael Kießling (von links) und Franz Wörle sowie Johann Drexl bei den Landwirten Michael und Hubert Sanktjohan­ser ein Weizenfeld an. Die Ähren färben sich schon schwarz...
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