Himmelwärts mit Chor und Tanz
Konzert Das Vocalensemble und das Landsberger Jugendballett zeigen in St. Ottilien eine außergewöhnliche Darbietung
St. Ottilien Die Besuchermenge, die Hans-Günter Schwanzer und Carolin Völk zum traditionellen Neujahrskonzert in die Klosterkirche St. Ottilien locken, erreichten Vocalensemble und Landsberger Jugendballett zwar nicht ganz – es ist schließlich ja auch Sommer- und Urlaubszeit. Gut gefüllt waren die Kirchenbänke in dem Gotteshaus jedoch sehr wohl, gab es beim jüngsten Konzert doch eine Besonderheit zu bestaunen, die der Titel „Hear my Prayer, O Lord“nicht verriet: Die Besucher hörten Chorwerke von Benjamin Britten und Johann Sebastian Bach – und sahen sie auch.
Für den Hörgenuss zeichnete das Vocalensemble (Leitung Matthias Utz) verantwortlich, das Landsberger Jugendballett schaffte visuelle Eindrücke. Es wurde ein hinreißender Nachmittag mit einem hervorragend vorbereiteten Chor und einem
Visuelle Eindrücke zur Musik
Tanzensemble, das die Musik perfekt und vor allem präzise in Bewegung umsetzte.
„Und David tanzte mit Macht vor dem Herrn“, ist im Alten Testament zu lesen. Dass zum Lobe Gottes getanzt wird, war in früheren Zeiten und ist heute noch in anderen Kulturen durchaus üblich. In unseren Breiten jedoch ist diese Art des Gebets in einer Kirche ungewöhnlich und nicht für alle Christen vorstellbar. Umso schöner ist es, dass die benediktinische Klostergemeinschaft St. Ottilien das Konzert mit zwei Sinneseindrücken ermöglicht hat. „Hoffen wir, dass wir heute mit Chor und Tanz ein Stück weit in den Himmel schauen können“, wünschte Bruder Odilo Rahm den Besuchern in seinen einführenden Worten. War das möglich?
Am Beginn stand mit „Hear my Prayer, O Lord“von Benjamin Britten das titelgebende Werk. Die Komposition ist wie bei Britten oft üblich, von Tempo- und Taktwechseln durchsetzt. Dadurch war die Choreografie (Beatrix Klein) nicht so ganz einfach zu bewerkstelligen, wie Beatrix Klein verrät. Davon war bei der Aufführung nichts mehr zu spüren. Acht Tänzerinnen in dunkelroten Kleidern schwebten in den Altarraum und bewegten sich beinahe feierlich zum Gesang des Vocalensembles. Dank großer Körperspannung hielten sie Ballettfiguren wie eingefroren. Mit Körper, Armen, Händen formten sie Zeichen mit Symbolcharakter. Sie strebten himmelwärts, taten knieend Buße. Und alles war rhythmisch exakt auf den Gesang ausgerichtet. Für die Bachmotette „Jesu meine Freude“(Choreografie Beatrix Klein und Christine Steininger) war das achtköpfige, rein weibliche Jugendballett ganz in Weiß, in der Farbe der Freude, gekleidet. Auch hier wieder boten Chor und Tänzer höchsten Genuss. Das Ballett war nicht ununterbrochen präsent, das lenkte die Aufmerksamkeit des Publikums wiederholt auf den Chor, der die Überakustik der Kirche gekonnt zu nutzen wusste. Die strukturierende Gestaltung der Arien und Choräle war höchst professionell, dazu kamen viel Dynamik, Riterdandi und punktuelle Hervorhebungen.
Chorleiter Matthias Utz hatte das Ensemble nicht nur gut vorbereitet, sondern bei der Premiere auch jederzeit bei sich. Während der Pfingstferien war mit dem Programm erst begonnen worden, erzählte Beatrix Klein. Eine Woche vor der Aufführung trafen sich die beiden Ensembles erstmals zu einer gemeinsamen Probe im Tanzstudio. Erste Berührung mit dem Aufführungsort war zwei Tage vorher. Dass die Aufführung gut wurde, sei auch Verdienst angenehmer Zusammenarbeit, so Klein. Kloster, Chor und Ballett gingen nach Möglichkeit aufeinander ein. Beispielsweise habe Utz eine Stelle etwas schneller dirigiert, weil diese sonst für die Tänzer nicht umsetzbar gewesen wäre.
Weiß ist die Farbe der Freude