Eine Zierpflanze, die zum Problemfall wurde
Riesenbärenklau Der Exot aus dem Kaukasus taucht immer wieder auf. Zwischen Bahngleis und Parkplatz entwickelte sich im Norden Landsbergs bis vor wenigen Tagen eine kleine Kolonie des gefährlichen Gewächses
Landsberg Bis vor ein paar Tagen wuchs er noch zwischen Parkplatz und Bahngleisen an der Augsburger Straße in Landsberg: Der Riesenbärenklau entfaltet im Hochsommer seine ganze Pracht – schön anzuschauen, aber nicht ganz ungefährlich. Die Pflanze kann verbrennungsähnliche Reaktionen auf der Haut auslösen. Davon weiß auch Reiner Kerp aus Landsberg: Er und etliche andere Personen schlugen deshalb bei der Kreisfachberaterin für Gartenkultur und Landespflege im Landratsamt, Monika Sedlmaier, Alarm. Ein paar Tage später wurde die Riesenbärenklau-Kolonie am Bahngleis niedergemäht.
Mit dem Riesenbärenklau hat Sedlmaier immer wieder zu tun. Trotz aller Bekämpfungsmaßnahmen hält sich das Ende des 19. Jahrhunderts aus dem Kaukasus eingeführte Gewächs in Feld und Flur hartnäckig. „Es gibt keine besorgniserregende Vermehrung, aber er verschwindet auch nicht“, schätzt Sedlmaier die Situation ein.
Das Tückische am Riesenbärenklau ist, dass sein Pflanzensaft Furocumarine enthält. Wer mit der Haut unter Einwirkung des Sonnenlichts damit in Berührung kommt, kann Hautschädigungen erleiden, die mit Verbrennungen dritten Grades vergleichbar seien, klärt Sedlmaier auf. Kinder seien besonders gefährdet, die hohlen Stängel des Riesenbärenklaus würden gerne als Blasrohr oder Fernrohr verwendet. Besonders gemein: Der Kontakt mit dem Pflanzensaft tut nicht weh, wer da- mit länger zu tun hat, setzt sich also einer großen Gefahr aus. Zwar bestehe in Deutschland keine Bekämpfungspflicht, Sedlmaier hält es aber für wichtig, möglichst viele Pflanzen zu beseitigen.
Das ist aber nicht so einfach: Im Frühjahr kann die Pflanze noch ausgegraben werden, ein Abschneiden der oberirdischen Pflanzenteile oder ein Abhacken reicht jedoch nicht aus. Damit ist es aber nicht getan: Weil das ganze Jahr über weitere Jungpflanzen keimen können, muss regelmäßig kontrolliert und gegebenenfalls bis September weiterbekämpft werden.
Im Sommer muss man anders vorgehen: Sobald sich die grünen Samen entwickelt haben, werden die Blütendolden abgeschlagen, in Einzeldolden zerlegt und entsorgt – entweder in der Hausmülltonne oder in reißfeste Plastiksäcke verpackt im Abfallwirtschaftszentrum in Hofstetten. Die Mutterpflanze stirbt dann im folgenden Winter ab.
Am Bahngleis hinter dem Parkplatz in Landsberg hat die Bahn die Riesenbärenklau-Kolonie abmähen lassen. Das bringt aber nur etwas, wenn es im Abstand von ein bis zwei Wochen und auch im nächsten Jahr wiederholt wird, sagt Sedlmaier. Denn Pflanzen, die keine Samen bilden (konnten), treiben im nächsten Frühjahr wieder aus. Das Spiel beginnt dann von vorn. Wer dem Riesenbärenklau zu Leibe rücken will, muss aber auch an den Schutz der eigenen Gesundheit denken: „Bei der Bekämpfung ist direkter Hautkontakt mit der Pflanze unbedingt zu vermeiden. Nur bei bedecktem Wetter arbeiten. Ganzkörperschutz ist notwendig“, mahnt eine Infobroschüre des Landratsamts. Möglich wäre auch eine chemische Bekämpfung, allerdings gehe dies nur mit Ausnahmegenehmigung des Amts für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, doch eine solche werde in der Regel nicht gegeben.
Früher war der Ruf des Riesenbärenklaus übrigens besser als heute: Man schätzte die riesige Pflanze als „schönes Gartenelement“, wie Sedlmaier sagt, auch als Bienenweide sei sie geschätzt worden.
Das Tückische ist der Pflanzensaft