Landsberger Tagblatt

Der Caruso von Landsberg

Porträt Der Schauspiel­er und Sänger hat sich von der Bühne weitgehend zurückgezo­gen. Zum Stadttheat­er-Jubiläum ist er wieder da

- VON ROMI LÖBHARD

Landsberg Matthias Bartels ist fast so etwas wie ein Lebensküns­tler. Bartels? Wer ist das? Ist der bekannt? Fällt der Name Matthias Spandl, dämmert es einigen Landsberge­rn. Ist das nicht der stadtbekan­nte Sänger und Schauspiel­er, den viele „Caruso“nennen? Bis jetzt nicht schlussend­lich bekannt ist, dass Spandl/Caruso seit drei Jahren „glücklich“, wie er betont, verheirate­t ist und jetzt Bartels heißt. Die Glückliche ist Anja, Lehrerin für Geografie und Chemie am IgnazKögle­r-Gymnasium. Matthias Bartels also – derzeit steht der Vielseitig­e, der sich in seinem Leben noch kaum auf irgendetwa­s richtig festgelegt hat, gemeinsam mit Florian Werner und Konstantin Moreth auf der Bühne im Landsberge­r Theatergar­ten. Wen es interessie­rt: „Sokrates und die Hebammenku­nst“heißt das von Ioan C. Toma entwickelt­e Theater-Kabarett, bei dem dieser auch Regie führt. Von Donnerstag bis Sonntag, 2. bis 5. August, wird es täglich ab 21 Uhr aufgeführt.

Matthias Bartels wurde am 21. November 1970 in Germershei­m in der Kurpfalz geboren. Dort war zu der Zeit sein Vater als Soldat stationier­t. Nach einem Abstecher nach Holland – dort wurde Matthias auch eingeschul­t – zog die fünfköpfig­e Familie gemeinsam mit dem Pershing-Flugkörper­geschwader nach Landsberg. „Seit 41 Jahren lebe ich hier und fühle mich als Landsberge­r“, sagt Bartels. In der Lechstadt besuchte er die Schule am Spitalplat­z, wechselte ans Ignaz-KöglerGymn­asium und landete schließlic­h an der Fachobersc­hule in Augsburg.

Sein erstes richtig einschneid­endes Erlebnis: „Kurz vor meinem 18. Geburtstag wurde ich Vater.“Dass er diese Rolle leisten, dass Tochter Annerose bei ihm behütet aufwachsen konnte, „habe ich meinem starken Familien- und Freundesve­r- bund zu verdanken“. Annerose lebt heute in Penzberg und wird ihren Vater im September mit der Geburt der zweiten Tochter erneut zum Opa machen. Was ihm große Freude bereitet: „Kinder geben so viel zurück“, sagt er darüber und erzählt nebenbei, dass in der Familie Spandl gegenwärti­g fünf Generation­en zufrieden und friedlich leben.

Nach dem FOS-Abschluss schrieb sich Matthias für ein Sozialpäda­gogik-Studium ein. „Ich merk- te aber, dass ich selbst es war, der Hilfe brauchte.“Er begann eine Lehre als Gärtner, baute eine Weile Gemüse an, versuchte sich in unterschie­dlichen Jobs. Derzeit beschäftig­t ihn wieder das Gemüse. Bei einer großen Einzelhand­elskette ist er für Qualitätsk­ontrollen zuständig.

„Der Charly hat mich geprägt.“Charly ist Karl Zepnik, langjährig­er Leiter der Städtische­n Sing- und Musikschul­e. Die Singklasse­n waren der Einstieg in die Einrichtun­g. Matthias begann mit Gitarrenun­terricht bei Gerti Müller und gab das wieder auf. „Ich wollte lieber Fußball spielen als üben.“Beim Singen aber blieb er. Im neu gegründete­n Jugendchor war er zuerst tiefer Alt, nach dem Stimmbruch gab es einen neuen Tenor in Landsberg. „Bei der ersten Probe als Tenor hatte ich einen weißen Schal an. Das hat den Charly zum Ausspruch veranlasst ‘schaut hin, da kommt unser Caruso’.“Der Kosename war geboren und blieb bis heute. Der Jugendchor, später auch das neu gegründete Vocalensem­ble, blieben lange Zeit die musikalisc­he Heimat. „Wir haben schon tolle Sachen gemacht“, erinnert sich der 47-Jährige und berichtet vom ersten richtig großen Konzert, einer Aufführung der Carmina Burana in Waal. Ausflüge und Konzertrei­sen führten die Sängergeme­inschaft in viele europäisch­e Länder und nach Übersee.

Die erste Berührung mit dem Theater brachte die Aufführung der „Bernauerin“im Innenhof des Iglinger Schlosses. „Regisseur Herbert Walter benötigte noch ein paar Komparsen und fragte bei Charly nach.“Er wurde gemeinsam mit einigen anderen Sängern ausgewählt. Ein Jahr später klopfte die Laienspiel­bühne, heute als landsberge­r bühne oder labü ein Begriff, erneut an, diesmal gleich bei ihm. Matthias sagte zu und wirkte bei „Scapins Schelmenst­reiche“(Molière) mit. Auf dieses Stück zum Ruethenfes­t folgte der „Lumpazivag­abundus“(Nestroy) zur offizielle­n Wiedereröf­fnung des Stadttheat­ers. „Ich habe damals den ersten Vorhang gezogen.“Theater sei ein ganz neuer Input gewesen, erklärt Bartels, „das fand ich toll. Die Truppe war gigantisch,

Ein einschneid­endes Erlebnis mit nicht ganz 18 Jahren

In Straubing kellnerte er beim Sohn des Landrats

Franzi (Dietrich), Sabine (Kittel) und Sepp (Wörsching) haben mir viel beigebrach­t.“Die labü hat Bartels vor einem Jahr verlassen. Der Gesang wird – aus Zeitgründe­n – ebenfalls nicht mehr gepflegt.

In Straubing, wo er einige Jahre lebte und im Lokal von Christian Eichner, Sohn des früheren Landrats Walter Eichner, kellnerte, versuchte sich Bartels am Musical (Sunset Boulevard). „Das war aber nichts für mich, das hat mich überforder­t.“Einige Male las Matthias Bartels als Bruder Barnabas den Landsberge­r Politgröße­n die Leviten. „Das wollte ich aber nicht mehr machen, weil es mir zu politisch wurde.“Bei etwas anderem wird er aber im nächsten Jahr erneut schwer schuften: Matthias Bartels trainiert seit 1999 die Fahnenschw­inger, die beim Ruethenfes­t ihren großen Auftritt haben. „Den Job hab’ ich von Sepp Wörsching übernommen, beziehungs­weise er hat ihn an mich weitergege­ben.“Seit einem Jahr versucht sich Bartels am Tubaspiele­n, „schließlic­h ist man nie zu alt für etwas Neues. Hans-Günter Schwanzer unterricht­et mich, die Tuba ist auch von ihm“.

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 ?? Foto: Thorsten Jordan ?? Matthias Bartels steht zum Stadttheat­er Jubiläum wieder auf der Bühne, von der er sich eigentlich zurückgezo­gen hatte.
Foto: Thorsten Jordan Matthias Bartels steht zum Stadttheat­er Jubiläum wieder auf der Bühne, von der er sich eigentlich zurückgezo­gen hatte.

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