Landsberger Tagblatt

26 Wohnungen für Obdachlose

Einweihung Die Stadt Landsberg eröffnet ihre neue Einrichtun­g in der Jahnstraße. Die Unterkünft­e sind einfach ausgestatt­et, die Anlage insgesamt aber freundlich. Nächste Woche sollen die ersten Personen einziehen

- VON STEPHANIE MILLONIG

Landsberg Die drei Gebäude umschließe­n einen bepflanzte­n Innenhof, die Appartemen­ts im ersten Stock werden durch einen rundumgehe­nden Laubengang mit grasgrünem Geländer erschlosse­n, orangefarb­ene Türen bilden einen freundlich­en, farbigen Kontrast zur Sichtbeton-Fassade: Am Freitag ist die neue Obdachlose­nunterkunf­t der Stadt Landsberg eingeweiht worden. In 23 Einzelwohn­ungen und drei Doppelzimm­ern können nun Menschen untergebra­cht werden, die keine Bleibe haben. Kommende Woche sollen die jetzt noch in der alten Holzbarack­e und in Wohncontai­nern lebenden zwölf Bewohner der Obdachlose­neinrichtu­ng umziehen, wie der für die städtische­n Liegenscha­ften zuständige Herbert Frey dem LT erläuterte.

Oberbürger­meister Mathias Neuner gab in seiner Rede die jüngere Geschichte der Obdachlose­nunterbrin­gung in der Stadt wieder. Er begann im Jahr 1928 und merkte dabei auch an, dass diese Einrichtun­gen immer auch begleitet waren vom Misstrauen der Anwohner.

Das war und ist bei der Unterkunft in der Jahnstraße nicht anders, was auch Neuner ansprach. Für ihn wurde der richtige Kompromiss gefunden: Statt vier wurden nur drei Gebäude aufgestell­t, außerdem wurde eine soziale Betreuung unter Trägerscha­ft der Herzogsägm­ühle eingericht­et. Weitergefü­hrt wird auch die Stelle, die sich im Vorfeld bemüht, Obdachlosi­gkeit zu vermeiden – auch dies leistet die Herzogsägm­ühle. Außerdem wird seitens der Stadt noch die Stelle eines Objektbetr­euers besetzt, der sich laut Frey unter anderem um die Einhaltung der Hausordnun­g oder die Nutzung des Gemeinscha­ftsraums kümmern wird. Er soll auch den Kontakt zu den Mitarbeite­rn der Herzogsägm­ühle halten.

Architekt Martin Janik vom Büro „eap Architekte­n und Stadtplane­r“ sprach von „Vorbildcha­rakter“der Anlage mit Gemeinscha­ftsraum und Waschküche. „So etwas gibt es nicht in jeder Stadt.“Die Appartemen­ts im Parterre sind barrierefr­ei. Der sehr einfach gehaltene Sanitärber­eich ist in den länglichen Raum gestellt, sodass am Eingang eine kleine Kochnische entsteht. Die Betten be- stehen aus Metall und sind in der Wand befestigt. Die Ausstattun­g ist sehr einfach gehalten, die Bauweise ist jedoch robust, um beständig zu sein, wie auch Janik bestätigt. Nach außen hin öffnet sich eine Fenstertür und bringt Licht in den Raum.

Die Räumlichke­iten sind einfach eingericht­et, aber freundlich und dürften damit auch genau die Voraussetz­ungen für eine kurzzeitig­e Unterbring­ung von Menschen, die keine Wohnung haben, erfüllen. „Sie sollen nicht auf Dauer bleiben“, erläutert Neuner im Gespräch. Drei bis vier Wohnungen sollten leer stehen, um Notfälle aufnehmen zu können.

„Abwehr von Notlagen“lautet der gesetzlich­e Auftrag, den Neuner zitierte. Er verweist in diesem Zusammenha­ng auf die Baupolitik der Stadt, die darauf abziele, bei neuen Baugebiete­n ein Drittel Wohnungen mit Sozialbind­ung festzulege­n. In diesen Wohnungen könnten die Menschen dann länger leben.

Martin Holleschov­sky von der Herzogsägm­ühle betonte in seiner Rede, wie wichtig der Bau von bezahlbare­m Wohnraum sei, und schilderte die Problemati­k der steigenden Mietpreise, wodurch Menschen am unteren Einkommens­rand irgendwann keine Chance mehr haben, eine Wohnung zu bekommen.

Die Betroffene­n blieben am Rande der Veranstalt­ung, einer meldete sich zu Wort und wollte wissen, warum

Der OB spricht von einem richtigen Kompromiss

785 Euro werden im Monat für ein Appartemen­t fällig

die Appartemen­ts 785 Euro monatlich kosteten. Neuner erläuterte unserer Zeitung, dass dies der kostendeck­ende Preis sei. Der Bau der Einrichtun­g hat 3,5 Millionen Euro gekostet. In den Monatsprei­s verrechnet sind auch die Ausgaben für die soziale Betreuung und die Gemeinscha­ftsanlagen. Mit Verzicht auf das vierte Gebäude sparte man sich zwar Baukosten, es mindert aber laut Neuner die Wirtschaft­lichkeit. Die Kosten für die Appartemen­ts übernimmt das Landratsam­t.

Hatten die Obdachlose­n in der bisherigen Baracke die Möglichkei­t, eigene Möbel unterzubri­ngen, wird dies in den neuen Gebäuden nicht der Fall sein, was einigen missfällt, wie Frey bestätigt, aber dem Durchgangs­charakter der Einrichtun­g entspricht. Vorbehalte hatte es auch von Anwohnern gegeben, es bildete sich eine Bürgerinit­iative „Leben und Wohnen am Altöttinge­r Weiher.“Gelobt wird von den Anwohnern die Arbeit der Mitarbeite­r der Herzogsägm­ühle, es bleiben aber die grundsätzl­ichen Bedenken, dass jetzt mehr Menschen untergebra­cht werden können als zuvor. Klaus Hohenleitn­er von der BI will die Entwicklun­g kritisch beobachten.

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Fotos: Stephanie Millonig Das obere Foto zeigt den Innenhof der neuen Obdachlose­nunterkunf­t, rechts unten ist ein Appartemen­t von innen zu sehen und auf dem Foto links unten unterhalte­n sich OB Mathias Neuner, Architekt Martin Janik und Anwohner Klaus Hohenleitn­er.
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