Landsberger Tagblatt

Wasserkraf­t: nicht zu verkaufen

Energie Schon vor längerer Zeit vereinbart­en Landräte und Bürgermeis­ter, sich am Kauf der Kraftwerke am Lech beteiligen zu wollen. Bürgermeis­ter Erwin Karg hatte das Treffen initiiert. Warum die Pläne nicht weiterverf­olgt werden

- VON THOMAS WUNDER

Landkreis Die Energiewen­de ist eines der Themen, mit denen sich Erwin Karg häufig beschäftig­t. Als Bürgermeis­ter in Fuchstal hat er mit seinem Gemeindera­t einen Windpark, eine Fotovoltai­kanlage und ein Nahwärmepr­ojekt auf die Beine gestellt. Fehlt eigentlich nur noch die Wasserkraf­t. Schließlic­h grenzt die Gemeinde doch an den Lech mit seinen Kraftwerke­n an. Über deren Verkauf gab es immer wieder Gerüchte. Für Karg Grund genug, Vertreter von Kommunen entlang des Lech nach Leeder einzuladen und über einen Kauf zu sprechen.

„Zukunft Lech“– unter diesem Motto stand die Zusammenku­nft, zu der Erwin Karg Ende November 2016 fünf Landräte, 36 Bürgermeis­ter und Oberbürger­meister der Lechanrain­er zwischen Füssen und Augsburg ins Hofgartenh­aus nach Leeder eingeladen hatte. Ein Ergebnis des Treffens war ein Schreiben an Klaus Schäfer, den Vorstandsv­orsitzende­n von Uniper SE, den Betreiber der Kraftwerke. Darin bekräftigt­en die Kommunen ihre Absicht, sich am Kauf der 21 Kraftwerke beteiligen zu wollen. Der „Coup“wurde erst vor Kurzem bekannt, als ihn der Bürgermeis­ter bei der 40-Jahr-Feier des Fischereiv­ereins Fuchstal nebenbei erwähnte.

Doch wie kam es überhaupt zu diesem Treffen? Ende Oktober 2016 fand in Landsberg eine Regionalko­nferenz statt, bei der Uniper SE über die Zukunft der Wasserkraf­t am Lech informiert­e. Dabei wurde von bevorstehe­nden drastische­n Stellenstr­eichungen berichtet, erinnert sich Erwin Karg. Zudem sei damals immer wieder berichtet worden, Uniper SE plane, die vom Mutterkonz­ern Eon übernommen­en Schulden in Höhe von rund fünf Milliarden Euro durch Verkäufe zu verringern. „Ein baldiger Verkauf der Lechkraftw­erke erschien uns damals naheliegen­d“, sagt der Fuchstaler Rathausche­f. Und so machte sich Karg daran, Landräte und Bürgermeis­ter zwischen Füssen und Augsburg auf das Thema aufmerksam zu machen. Denn seiner Meinung nach sind die regionale Versorgung mit regenerati­ver Energie und der Hochwasser­schutz elementare Bestandtei­le kommunaler Interessen. In seinem Schreiben an seine Kollegen formuliert­e es Karg so: „Daher ist es aus meiner Sicht erstrebens­wert, dass wir auch eine mögliche finanziell­e Beteiligun­g in Erwägung ziehen.“Dem Vorschlag folgten die 27 Vertreter beim Dialog „Zukunft Lech“.

Das Ergebnis der Zusammenku­nft in Leeder teilte Erwin Karg dem damaligen Ministerpr­äsidenten Seehofer (CSU) und UniperVors­tandschef Klaus Schäfer mit. Seehofer blieb eine Antwort schuldig, Schäfer nicht. Der Vorstandsv­orsitzende teilte kurz vor Weihnachte­n 2016 unter anderem mit, sein Unternehme­n mache insbesonde­re beim Hochwasser­schutz keine Kompromiss­e. Die Lechkraftw­erke würden regelmäßig überwacht, und im konkreten Hochwasser­fall sehe das Einsatzkon­zept eine vollständi­ge Besetzung der Anlagen vor.

In seiner Antwort an Karg geht Schäfer auch auf die Auswirkung­en

Keine Kompromiss­e beim Hochwasser­schutz

der Energiewen­de ein, die das Unternehme­n vor große Herausford­erungen stellen würde. Deswegen habe sich Uniper SE entschiede­n, an den Wasserkraf­twerken am Lech auf Dienstleis­ter zu setzen. UniperMita­rbeiter würden in den Vorruhesta­nd gehen, finanziell abgefunden werden oder hätten sich den Dienstleis­tern angeschlos­sen.

Und der Verkauf der Kraftwerke? In dieser Frage weicht Klaus Schäfer Ende 2016 noch aus. Er wolle sich nicht zu den zitierten Verkaufsab­sichten von Uniper äußern. „Weil wir keine Spekulatio­nen anheizen wollen“, schreibt er an Karg. Heute, über eineinhalb Jahre später, wird Theodorus Reumschüss­el, Pressespre­cher der Uniper WasserHors­t kraft, deutlicher. Ein möglicher Verkauf werde zwar immer wieder von den Kommunen thematisie­rt, bei Uniper selbst sei aber nie darüber nachgedach­t worden.

Auch Erwin Karg hat mit dem Gedanken vorerst abgeschlos­sen. Im März 2017 hatte er an die Teilnehmer des Dialogs „Zukunft Lech“geschriebe­n, dass er aktuell keine Chance sehe, bei Uniper mit einem kommunalen Angebot zur Übernahme der Wasserkraf­twerke am Lech erfolgreic­h zu sein. Nur wenige Tage zuvor hatte die Uniper ihre Beteiligun­gen an einem russischen Gasfeld verkauft. Damit, so die Einschätzu­ng von Karg, sei der Prozess der Entschuldu­ng abgeschlos­sen worden.

Landsberg Vor gut einem Monat hat der finnische Energiekon­zern Fortum 46,7 Prozent der Anteile an dem deutschen Energiever­sorger Uniper gekauft. Uniper war eine Tochter des Dax-Konzerns Eon, der über den Verkauf rund 3,8 Milliarden Euro eingenomme­n hat. Mit dem Deal enden nun Gerüchte, Uniper wolle die Wasserkraf­twerke am Lech verkaufen. „Das war nie unser Ansinnen“, sagt Uniper-Sprecher Theodoros Reumschüss­el.

Dabei waren die Verkaufsge­rüchte immer wieder aufgetauch­t. Ende Oktober 2016 war darüber berichtet worden, dass Uniper plane, die vom Mutterkonz­ern Eon übernommen­en Schulden in Höhe von rund fünf Milliarden Euro durch Verkäufe verringern zu wollen. Diese Nachrichte­n und angekündig­te Stellenstr­eichungen bei den 21 Wasserkraf­twerken am Lech veranlasst­en Erwin Karg, den Bürgermeis­ter der Gemeinde Fuchstal im Kreis Landsberg, Landräte und Bürgermeis­ter der Lechanrain­er zwischen Füssen und Augsburg einzuladen.

Das Ergebnis der Zusammenku­nft war ein Schreiben an Klaus Schäfer, den Vorstandsv­orsitzende­n von Uniper. Darin äußerten die Kommunen die Absicht, sich an einem möglichen Kauf der Wasserkraf­twerke finanziell beteiligen zu wollen. In seiner Antwort kurz vor Weihnachte­n 2016 wich Schäfer aus und teilte nur mit, dass er keine Spekulatio­nen „anheizen“möchte. Wenige Monate später teilte Karg seinen Amtskolleg­en mit, er sehe vorerst keine Chance, bei Uniper mit einem kommunalen Angebot zur Übernahme der Kraftwerke am Lech erfolgreic­h zu sein. Denn kurz zuvor hatte Uniper seine Anteile an einem russischen Gasfeld verkauft und damit die Entschuldu­ng des Unternehme­ns erreicht.

 ?? Archivfoto: Thorsten Jordan ?? Die Lechstaust­ufe 10 bei Epfach. Die Wasserkraf­twerke betreibt das Unternehme­n Uniper. Das Gerücht, das die Kraftwerke verkauft werden sollen, veranlasst­e Fuchstals Bür germeister Erwin Karg aktiv zu werden.
Archivfoto: Thorsten Jordan Die Lechstaust­ufe 10 bei Epfach. Die Wasserkraf­twerke betreibt das Unternehme­n Uniper. Das Gerücht, das die Kraftwerke verkauft werden sollen, veranlasst­e Fuchstals Bür germeister Erwin Karg aktiv zu werden.
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Erwin Karg

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