Wasserkraft: nicht zu verkaufen
Energie Schon vor längerer Zeit vereinbarten Landräte und Bürgermeister, sich am Kauf der Kraftwerke am Lech beteiligen zu wollen. Bürgermeister Erwin Karg hatte das Treffen initiiert. Warum die Pläne nicht weiterverfolgt werden
Landkreis Die Energiewende ist eines der Themen, mit denen sich Erwin Karg häufig beschäftigt. Als Bürgermeister in Fuchstal hat er mit seinem Gemeinderat einen Windpark, eine Fotovoltaikanlage und ein Nahwärmeprojekt auf die Beine gestellt. Fehlt eigentlich nur noch die Wasserkraft. Schließlich grenzt die Gemeinde doch an den Lech mit seinen Kraftwerken an. Über deren Verkauf gab es immer wieder Gerüchte. Für Karg Grund genug, Vertreter von Kommunen entlang des Lech nach Leeder einzuladen und über einen Kauf zu sprechen.
„Zukunft Lech“– unter diesem Motto stand die Zusammenkunft, zu der Erwin Karg Ende November 2016 fünf Landräte, 36 Bürgermeister und Oberbürgermeister der Lechanrainer zwischen Füssen und Augsburg ins Hofgartenhaus nach Leeder eingeladen hatte. Ein Ergebnis des Treffens war ein Schreiben an Klaus Schäfer, den Vorstandsvorsitzenden von Uniper SE, den Betreiber der Kraftwerke. Darin bekräftigten die Kommunen ihre Absicht, sich am Kauf der 21 Kraftwerke beteiligen zu wollen. Der „Coup“wurde erst vor Kurzem bekannt, als ihn der Bürgermeister bei der 40-Jahr-Feier des Fischereivereins Fuchstal nebenbei erwähnte.
Doch wie kam es überhaupt zu diesem Treffen? Ende Oktober 2016 fand in Landsberg eine Regionalkonferenz statt, bei der Uniper SE über die Zukunft der Wasserkraft am Lech informierte. Dabei wurde von bevorstehenden drastischen Stellenstreichungen berichtet, erinnert sich Erwin Karg. Zudem sei damals immer wieder berichtet worden, Uniper SE plane, die vom Mutterkonzern Eon übernommenen Schulden in Höhe von rund fünf Milliarden Euro durch Verkäufe zu verringern. „Ein baldiger Verkauf der Lechkraftwerke erschien uns damals naheliegend“, sagt der Fuchstaler Rathauschef. Und so machte sich Karg daran, Landräte und Bürgermeister zwischen Füssen und Augsburg auf das Thema aufmerksam zu machen. Denn seiner Meinung nach sind die regionale Versorgung mit regenerativer Energie und der Hochwasserschutz elementare Bestandteile kommunaler Interessen. In seinem Schreiben an seine Kollegen formulierte es Karg so: „Daher ist es aus meiner Sicht erstrebenswert, dass wir auch eine mögliche finanzielle Beteiligung in Erwägung ziehen.“Dem Vorschlag folgten die 27 Vertreter beim Dialog „Zukunft Lech“.
Das Ergebnis der Zusammenkunft in Leeder teilte Erwin Karg dem damaligen Ministerpräsidenten Seehofer (CSU) und UniperVorstandschef Klaus Schäfer mit. Seehofer blieb eine Antwort schuldig, Schäfer nicht. Der Vorstandsvorsitzende teilte kurz vor Weihnachten 2016 unter anderem mit, sein Unternehmen mache insbesondere beim Hochwasserschutz keine Kompromisse. Die Lechkraftwerke würden regelmäßig überwacht, und im konkreten Hochwasserfall sehe das Einsatzkonzept eine vollständige Besetzung der Anlagen vor.
In seiner Antwort an Karg geht Schäfer auch auf die Auswirkungen
Keine Kompromisse beim Hochwasserschutz
der Energiewende ein, die das Unternehmen vor große Herausforderungen stellen würde. Deswegen habe sich Uniper SE entschieden, an den Wasserkraftwerken am Lech auf Dienstleister zu setzen. UniperMitarbeiter würden in den Vorruhestand gehen, finanziell abgefunden werden oder hätten sich den Dienstleistern angeschlossen.
Und der Verkauf der Kraftwerke? In dieser Frage weicht Klaus Schäfer Ende 2016 noch aus. Er wolle sich nicht zu den zitierten Verkaufsabsichten von Uniper äußern. „Weil wir keine Spekulationen anheizen wollen“, schreibt er an Karg. Heute, über eineinhalb Jahre später, wird Theodorus Reumschüssel, Pressesprecher der Uniper WasserHorst kraft, deutlicher. Ein möglicher Verkauf werde zwar immer wieder von den Kommunen thematisiert, bei Uniper selbst sei aber nie darüber nachgedacht worden.
Auch Erwin Karg hat mit dem Gedanken vorerst abgeschlossen. Im März 2017 hatte er an die Teilnehmer des Dialogs „Zukunft Lech“geschrieben, dass er aktuell keine Chance sehe, bei Uniper mit einem kommunalen Angebot zur Übernahme der Wasserkraftwerke am Lech erfolgreich zu sein. Nur wenige Tage zuvor hatte die Uniper ihre Beteiligungen an einem russischen Gasfeld verkauft. Damit, so die Einschätzung von Karg, sei der Prozess der Entschuldung abgeschlossen worden.
Landsberg Vor gut einem Monat hat der finnische Energiekonzern Fortum 46,7 Prozent der Anteile an dem deutschen Energieversorger Uniper gekauft. Uniper war eine Tochter des Dax-Konzerns Eon, der über den Verkauf rund 3,8 Milliarden Euro eingenommen hat. Mit dem Deal enden nun Gerüchte, Uniper wolle die Wasserkraftwerke am Lech verkaufen. „Das war nie unser Ansinnen“, sagt Uniper-Sprecher Theodoros Reumschüssel.
Dabei waren die Verkaufsgerüchte immer wieder aufgetaucht. Ende Oktober 2016 war darüber berichtet worden, dass Uniper plane, die vom Mutterkonzern Eon übernommenen Schulden in Höhe von rund fünf Milliarden Euro durch Verkäufe verringern zu wollen. Diese Nachrichten und angekündigte Stellenstreichungen bei den 21 Wasserkraftwerken am Lech veranlassten Erwin Karg, den Bürgermeister der Gemeinde Fuchstal im Kreis Landsberg, Landräte und Bürgermeister der Lechanrainer zwischen Füssen und Augsburg einzuladen.
Das Ergebnis der Zusammenkunft war ein Schreiben an Klaus Schäfer, den Vorstandsvorsitzenden von Uniper. Darin äußerten die Kommunen die Absicht, sich an einem möglichen Kauf der Wasserkraftwerke finanziell beteiligen zu wollen. In seiner Antwort kurz vor Weihnachten 2016 wich Schäfer aus und teilte nur mit, dass er keine Spekulationen „anheizen“möchte. Wenige Monate später teilte Karg seinen Amtskollegen mit, er sehe vorerst keine Chance, bei Uniper mit einem kommunalen Angebot zur Übernahme der Kraftwerke am Lech erfolgreich zu sein. Denn kurz zuvor hatte Uniper seine Anteile an einem russischen Gasfeld verkauft und damit die Entschuldung des Unternehmens erreicht.