Bayerns Wanderkönig
Maximilians Vater war Bayerns erster König Ludwig. Er dankte im Revolutionsjahr 1848 ab, auch weil ihm seine Mätresse Lola Montez nichts als Ärger machte. Maximilians Sohn war der zweite Ludwig. Der baute Schlösser und verschwand im Starnberger See. Und zwischen diesen beiden Exzentrikern hatte Bayern einen skandalfreien König. Aber auch dieser Max hatte seine Eigenheiten. Eine lebte er im Jahr 1858 aus: mit einer fünfwöchigen Wanderung durch den Süden seines Königreichs.
Allerdings wanderte der Wanderkönig nicht allein. Sieben auserwählte Herren begleiteten ihn. Denn Maximilian war ein Freund der Kultur und ein Förderer der Wissenschaften, und er wollte auf seiner frühsommerlichen Wanderschaft nicht nur die Natur genießen, sondern kluge Köpfe um sich haben.
Wie mag das wohl gewesen sein, wenn so ein König versuchte, möglichst unerkannt zu Fuß und auch mal hoch zu Ross über Berg und Tal seine Heimat zu erkunden? Den klugen Begleitern verdanken wir es, dass einiges über die königliche Wanderung von Lindau bis Berchtesgaden der Nachwelt erhalten ist. Denn die Begleiter plauderten nicht nur mit dem König, einige machten sich auch Notizen, die sie später veröffentlichten. Einer von ihnen war Friedrich von Bodenstedt, ein preußischer
Dichter mit einer schwärmerischen Liebe zu Bayern. In seinen Aufzeichnungen („Eines Königs Reise“) schildert er die Wanderung seines Maximilian in fast märchenhaften Bildern.
Er erzählt, wie der König ganz naturnah in seiner rustikalen Wanderkluft von Herberge zu Herberge zieht; wie er von den pfiffigen Einheimischen trotzdem erkannt wird; wie sie ihm freundlich zuwinken und hier und da ein Ständchen bringen. Und wie bei der Einkehr immer schon bayerische Köstlichkeiten auf den müden Wanderer warten. Lauter Liebesbeweise eines glücklichen Volkes an seinen guten Monarchen.
Aber damit nicht genug. Es wurde nicht nur gewandert, gespeist und getrunken. Es wurde auch auf einzigartig bayerische Art gefeiert. Bodenstedt schildert eine geradezu klassenlose Festgesellschaft. So hätten hohe Herrschaften (es waren offenbar doch nicht nur neun kluge Begleiter mit von der Partie) mit schlichten Sennerinnen getanzt und stramme Waldburschen mit adeligen Damen. Glückliches Bayern, das einen zugereisten Dichter zu solchen Lobeshymnen bewegen kann.