Raus aus dem Schattenreich
Sie heißen Beata oder Adelina, kommen aus Polen oder Rumänien und den Kontakt zu ihnen vermitteln nicht selten windige Gestalten, deren Telefonnummern unter der Hand weitergegeben werden. In Deutschland verdienen sie deutlich mehr als in ihren Heimatländern, dafür erledigen sie eine Arbeit, die hier fast niemand tun will – jedenfalls nicht für so wenig Geld.
Mehrere hunderttausend osteuropäische Kräfte, meist sind es Frauen, kümmern sich in Deutschland um Pflegebedürftige, um de- mente Senioren, um schwerkranke Menschen, um Sterbende. Für viele Menschen, die nicht ins Pflegeheim ziehen möchten, für Angehörige, die es ihren Eltern oder Großeltern ermöglichen wollen, in der vertrauten Umgebung zu bleiben, führt scheinbar kaum ein Weg an den meist ungelernten Pflegekräften vorbei. Einige Monate lang leben sie mit in der Wohnung der zu betreuenden Person, waschen sie, ziehen sie an, kaufen für sie ein und kochen. Oder sind einfach nur da und passen auf, dass etwa der Alzheimer-Patient nicht das Haus verlässt und durch die Gegend irrt.
Der Lohn beträgt 1200 Euro aufwärts, Verpflegung und ein Zim- mer werden gestellt. Doch wer Frauen wie Beata oder Adelina einstellt, bewegt sich in vielen Fällen in einer rechtlichen Grauzone und handelt nicht selten komplett illegal. Eine Vielzahl arbeits-, steuer- und versicherungsrechtlicher Fallstricke macht einwandfreie Arbeitsverhältnisse in der Praxis fast unmöglich.
Bislang hat die Politik das Phänomen der osteuropäischen Pflegekräfte weitgehend ignoriert. Es ist höchste Zeit, Beata, Adelina und ihre Kolleginnen, ebenso wie den Menschen, um deren Angehörige sie sich kümmern, endlich aus dem rechtlichen Schattenreich herauszuhelfen.