Eine wunderbar tierische Familie
Wildunfall Zwei Rehkitze im Kreis Donau-Ries kamen unter dramatischen Umständen auf die Welt. Wie es ihnen jetzt geht
Monheim Auf tragische Weise ist die Familie Frank aus Monheim (Landkreis Donau-Ries) Mitte Mai zu zwei neuen, innig geliebten, Familienmitgliedern gekommen: den Rehkitzen Peter und Daisy.
Dass die Rehkitze überhaupt noch leben, ist ein Wunder. Sie kamen am 13. Mai unter grausamen Umständen auf die Welt. Durch einen Wildunfall starben ihre Mutter und ein weiteres Kitz. Der Bauch der Mutter wurde dabei aufgerissen. Eines der beiden überlebenden Kitze lag auf der Straße, das andere im angrenzenden Graben. Auch an den folgenden Tagen war unklar, ob sie es schaffen würden. „Ich habe es deswegen erst einmal geheim gehalten, dass ich mich um die Kitze kümmere“, sagt Werner Frank, der die Tiere aufgenom- men hat und sie seither, auch mit Unterstützung seiner Enkel, aufzieht. „Peter war etwas besser beieinander, aber bei Daisy war es schon kritisch.“
Die ersten beiden Tage waren für ihn und seine Frau sehr anstrengend. Alle zwei Stunden bekamen die Jungtiere Ziegenmilch aus einer Pipette. Die hat er sich aus dem Spielzeugfundus seiner Enkel ausgeliehen. Der Naturliebhaber baute für die Tiere ein Gehege und einen Nachtstall. Tagsüber trägt er die mittlerweile mehr als sieben Kilogramm schweren Tiere in ein Gehege im Garten, das Frank umgebaut und mehrfach erweitert hat.
Bei Regen legt er eine Plane darüber, und die Fichten an der Grundstückgrenze spenden Schatten vor der seit Wochen anhaltenden Hitze. Einmal entkamen die beiden Kitze beim Transport zwischen den Ställen und sprangen auf ein benachbartes Feld. Allzu groß war der Freiheitsdrang allerdings nicht, denn sie suchten verzweifelt einen Weg zurück in den heimischen Garten. Inzwischen lassen sich die Rehkitze sogar streicheln, also zumindest Peter. „Daisy kommt zwar auch an, flüchtet aber immer gleich wieder“, sagt Frank.
Es ist nicht das erste Mal, dass Frank sich um ein Rehkitz kümmert. Als Jugendlicher hat er schon einmal ein Kitz durchgebracht und vor einigen Jahren stand „ein Reh in der Küche“, erinnert sich seine Frau. Es war aus den Fluten gerettet worden und bei der Familie untergekommen, hatte aber zu viel Wasser in der Lunge, sodass es doch nicht überlebte.
Peter und Daisy kamen zu der Monheimer Familie über einen Bekannten, der wiederum Jagdpächter Florian Stark kannte. Stark und dessen Freundin, die von der Polizei zum Unfallort gerufen wurden, nahmen schließlich Kontakt zu Frank auf. Dass es die beiden Tiere geschafft haben, ist für den Jagdpächter ein Wunder. „Ich habe noch nie gehört, dass Rehkitze solch einen Unfall überleben. Es kommt ohnehin sehr selten vor, dass wir bei Wildunfällen noch etwas tun können. Wenn sich die Tiere beispielsweise ein Bein brechen, müssen wir sie auch erlösen.“
Frank hat kürzlich einen Anruf erhalten vom Besitzer eines Wildgeheges, der Peter und Daisy aufnehmen würde. Er hat sich aber dagegen entschieden. „Sie sind mir so ans Herz gewachsen, dass ich sie nicht mehr hergeben will und auch meine Enkel sind von den beiden total begeistert.“