Carl Orff Fest: Im nächsten Jahr folgt Mozart
Fazit Das neue Konzept kommt bei Musikfreunden gut an. Das Fest lockt rund 2400 Zuschauer an. Nur das ganz junge Publikum bleibt dem Festival fern. 2019 geht es um die Beziehung zu Mozarts Werken
Dießen Es war ein Fest seiner Musik, wie es sich Carl Orff mit der ihm eigenen aufgeschlossenen Art wohl gewünscht hätte: die Neuauflage des Orff-Festivals, jetzt als Carl-OrffFest Andechs & Ammersee, das vor Wochenfrist unter viel Beifall des Publikums zu Ende gegangen ist. Das Konzept, Orff-Musik in den globalen Kontext mit Werken seiner Lehrmeister, Vorbilder, Partner und Schüler zu stellen, lockte im Premierenjahr 2400 Gäste in die Konzerte, Vorträge und Lesungen, die an verschiedenen Spielstätten rund um den Ammersee stattfanden.
Die Qualität sei hoch gewesen, die Reaktionen, das erklärten Veranstalter Florian Zwipf-Zaharia und Komponist Wilfried Hiller im Gespräch mit dem Landsberger Tagblatt, durchwegs positiv. „Ich habe nicht eine einzige negative Mail erhalten“, freut sich Zwipf-Zaharia. Zusammen mit dem Komponisten Orff-Schüler Wilfried Hiller hatte er den Schritt gewagt, nicht das Orff’sche Werk singulär in den Mittelpunkt des Festivals zu stellen, sondern es mit dem Schaffen und den Werken anderer aus Orffs musikalischen Kosmos zu präsentieren. „Es war anspruchsvoll, es war intensiv“, erklärt Wilfried Hiller, aber er sei von Anfang an vom neuen Weg überzeugt gewesen. Was Florian Zwipf-Zaharia vor dem Festival zuversichtlich gestimmt hatte: Es sei viel Qualität sowohl im musikalischen wie auch im rezitativen Bereich verpflichtet worden.
Vor allem der kleine Kunstkniff, die Konzerte zu moderieren, „Orff zu erklären“, habe das Festival auch für neue Zielgruppen erlebbar gemacht. Wilfried Hiller: „Man hört nur, was man weiß“– wenngleich Florian Zwipf-Zaharia noch Luft nach oben sieht. Zwar seien immer wieder junge Leute im Publikum gewesen, den überwiegenden Anteil stellte aber nach wie vor die ältere Generation sowie eingefleischte Orffianer. Die waren jedoch schnell gewonnen.
Am vorletzten Abend zum Beispiel beim Projekt der Münchener Symphoniker mit der Hip-HopBand Einshoch6 „Wer dumm is, der soll draußen bleiben“bebte der Florian-Stadl in Andechs. Das Orff’sche Werk wurde vom sichtlich gut gelaunten Symphonieorchester sowie den jungen Musikern in neuem Klanggewand präsentiert. Wilfried Hiller – Sohn Carl Amadeus sitzt bei Einshoch6 am Schlagzeug: „Orff hätte das auch gut gefallen, so aufgeschlossen wie er allen Neuerungen war.“
Spannend war für Florian ZwipfZaharia auch, wie das Fest in Andechs aufgenommen würde. Auch das Kloster hatte großen Wert darauf gelegt, dass sich das Orff-Fest vom früheren Festival unterscheiund det. Und auch das scheint gelungen, der Abt selbst sei laut Zwipf-Zaharia zweimal da gewesen und begeistert.
Bei all der Freude über die gelungene „Wiedergeburt“des Festivals: Ein großer Wunsch Zwipf-Zaharias, das ganz junge Publikum zu gewinnen, hat sich nicht erfüllt. Der Workshop „Carmina Burana ist Hip (Hop)“musste sogar eingestellt werden. „Wir haben sie nicht erwischt“, gibt er offen zu, aber: „Wir werden die Abteilung Jugend nicht schließen.“
An den zahlreichen Standorten („Das hat es stressig gemacht“) rund um den See will er ebenfalls festhalten: „Wir werden sogar eher noch ausweiten.“So soll im nächsten Jahr noch Herrsching zu Florianstadl, Ziegelstadel und Traidtcasten in Dießen, Pfarrstadel Weßling, Klosterkirche St. Ottilien sowie Heilig-Kreuz-Kirche in Schondorf dazukommen.
Und wieder soll das Orff’sche Werk in den Kontext seines musikalischen Umfeldes eingebettet sein. „Carl Orff und Wolfgang Amadeus Mozart“lautet das Motto 2019. Wilfried Hiller: „Orff hat zu mir einmal gesagt, dass nach einem solch langen musikalischen Leben für ihn eigentlich nur noch Mozart kommen könne.“Von der globalen Einbettung 2018 nun also der Blick „ins Detail“, das macht es für Zwipf-Zaharia so spannend.
Allerdings werde an Bewährtem ebenso festgehalten. So wird es unter anderem den Kompositionswettbewerb wieder geben, bei dem Musiker dann einen Akkord vom Orff’schen „Spiel vom Ende der Zeit“und einen aus Mozarts Fantasie als Vorgabe bekommen, mit der sie sich dann zu beschäftigen haben.
Das detaillierte Programm wird bereits im November dieses Jahres vorliegen.
Es gibt noch Luft nach oben