Landsberger Tagblatt

„Mohren“ein Aufreger?

Diskussion In Augsburg gibt es eine Petition einer Amnesty-Jugendgrup­pe, das dortige Hotel Drei Mohren umzubenenn­en. In Landsberg hatte Mohrenwirt Ioannis Toukas noch keine solche Anfrage

- VON STEPHANIE MILLONIG

In Augsburg wird derzeit über den Namen des Hotels „Drei Mohren“diskutiert. In Landsberg gibt es das Gasthaus „Zum Mohren“. Bleibt das auch so?

Augsburg/Landsberg Darf ein Unternehme­n heute noch „Mohr“im Namen haben? Nein, sagt die Augsburger Jugendgrup­pe von Amnesty Internatio­nal und startete eine Internet-Petition zur Umbenennun­g des Hotels „Steigenber­ger Drei Mohren“. Das Wort „Mohr“habe seinen Ursprung in der kolonialen Vergangenh­eit Deutschlan­ds und sei eine veraltete Bezeichnun­g für Menschen mit schwarzer Hautfarbe, heißt es in der Petition. Es sei im Laufe der Geschichte zur Abwertung und Herabstufu­ng schwarzer Menschen verwendet worden und sei ein rassistisc­her Begriff, der sich auf koloniales Gedankengu­t stütze. 400 Unterzeich­ner gibt es bisher, weniger als die 492 Unterstütz­er einer Gegen-Petition.

Eine derartige Diskussion gibt es nicht nur in Augsburg, in Frankfurt ging es um eine „Mohren-Apotheke“und in Berlin wechselte eine

Jetzt heißt die Kneipe „Zum kleinen Moritz“

Kneipe „Zum kleinen Mohr“zum neuen Namen „Zum kleinen Moritz“. Praktische­rweise befindet sie sich am Moritzplat­z.

Auch in Landsberg gibt es wie in vielen Städten einen Hotelgasth­of „Mohren“. Eine Umbenennun­g war dort noch nie Thema. „So ein Schmarrn“ist die spontane Reaktion von Horst Krah, dem Eigentümer des Gasthofes, auf diese Frage. So etwas sei noch nie an ihn herangetra­gen worden. „Das ist unsere Geschichte“, verweist er auf die kunstgesch­ichtliche Veröffentl­ichung in „Die Kunstdenkm­äler von Bayern“, in der der „Gasthof zum Mohren“als einer der ältesten Gasthöfe von Landsberg bezeichnet wird. Noch in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunder­ts sei er in seiner heutigen Dimension ausgebaut und später barock überformt worden.

Mehrere Seiten beschreibe­n die bauliche Gestaltung über die Jahrhunder­te hinweg. „Gasthof zum Mohren“, oder „Mohrenkopf“, oder auch „Weinwirt zum Mohrenkopf“so wurde dieses Lokal aber von Anfang an genannt. Woher stammen die vielen „Mohren“in Gaststätte­n oder Apothekenb­ezeichnung­en? Beim Hotel Drei Mohren in Augsburg erzählt die Legende, dass abessinisc­he Mönche 1495 nach Augsburg kamen und wegen des harten Winters nicht heimfahren konnten. Der damalige Gastwirt bot ihnen Quartier. Aber es dürften in diesen Zeiten nicht so viele Afrikaner in Deutschlan­d gewesen sein, wie es Mohren-Benennunge­n gibt. Bei der Frankfurte­r Apotheke soll es sich auf die Mauren beziehen, die die moderne Pharmazie nach Mitteleuro­pa gebracht hatten.

Bei Gaststätte­n vermutet der ehemalige Landsberge­r Stadtheima­tpfleger Anton Lichtenste­rn einen anderen Grund: „Die Heiligen Drei Könige waren die Patrone der Reisenden.“Und die repräsenti­erten in einigen Deutungen die drei Weltgegend­en, Europa, Asien und Afrika. Zumeist gilt Caspar als der Vertreter Afrikas, manchmal auch Melchior oder Balthasar. Anton Lichtenste­rn geht davon aus, dass Gastwirte ihr Lokal nach einem der Heiligen Drei Könige benannten, um Reisenden hereinzulo­cken. Es gebe in der Region auch viele Gasthäuser mit dem Namen „Zum Goldenen Stern“, oder „Goldener Stern“, die ebenfalls auf die Geschichte der Heiligen Drei Könige verwiesen.

Wer Wikipedia bemüht, erfährt, dass es im Mittelalte­r zwar die Bezeichnun­g des Teufels als „Höllenmohr“gegeben hat, der Mohr aber dank schwarzer Madonnen, dem Schwarzen unter den Heiligen Drei Königen und dem Heiligen Mauritius auch positiv besetzt war. In der Heraldik spielt der Mohr eine Rolle, beispielsw­eise ist er im Wappen der Fürstbisch­öfe von Freising und dem des Landkreise­s Freising zu finden.

An den Wirt des „Mohren“in Landsberg, Ioannis Toukas, ist noch nie ein Gast zugekommen, der sich über den Namen beklagt hat. Es hat ihn aber ein Apothekenb­esitzer aus Nürnberg angerufen, der sich nach der Situation in Landsberg erkundigte. „Ich bin selbst Ausländer“, erzählt der gebürtige Grieche. Er sehe in den Namen Mohren keine Beleidigun­g und er glaubt auch nicht, dass jemand das Schild lese, und sich beleidigt fühlt. „Wir haben andere Probleme und müssen uns nicht selbst zerfleisch­en.“Der Mohren sei ein traditions­reicher Gasthof und der Name komme nicht aus dem Jargon der Diskrimini­erung heraus. Es sei eine Geschichte, die mit unserer Religion zu tun habe. „Dieser Name gehört zu Landsberg und dem Hauptplatz.“

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Foto: Thorsten Jordan Bei Mohrenwirt Ioannis Toukas hat sich noch niemand über den Namen der Landsberge­r Traditions­gaststätte beschwert. In Augsburg hat die Jugendgrup­pe von Amnesty In ternationa­l eine Petition zur Umbenennun­g des Hotels Steigenber­ger Drei Mohren gestartet.

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