„Mohren“ein Aufreger?
Diskussion In Augsburg gibt es eine Petition einer Amnesty-Jugendgruppe, das dortige Hotel Drei Mohren umzubenennen. In Landsberg hatte Mohrenwirt Ioannis Toukas noch keine solche Anfrage
In Augsburg wird derzeit über den Namen des Hotels „Drei Mohren“diskutiert. In Landsberg gibt es das Gasthaus „Zum Mohren“. Bleibt das auch so?
Augsburg/Landsberg Darf ein Unternehmen heute noch „Mohr“im Namen haben? Nein, sagt die Augsburger Jugendgruppe von Amnesty International und startete eine Internet-Petition zur Umbenennung des Hotels „Steigenberger Drei Mohren“. Das Wort „Mohr“habe seinen Ursprung in der kolonialen Vergangenheit Deutschlands und sei eine veraltete Bezeichnung für Menschen mit schwarzer Hautfarbe, heißt es in der Petition. Es sei im Laufe der Geschichte zur Abwertung und Herabstufung schwarzer Menschen verwendet worden und sei ein rassistischer Begriff, der sich auf koloniales Gedankengut stütze. 400 Unterzeichner gibt es bisher, weniger als die 492 Unterstützer einer Gegen-Petition.
Eine derartige Diskussion gibt es nicht nur in Augsburg, in Frankfurt ging es um eine „Mohren-Apotheke“und in Berlin wechselte eine
Jetzt heißt die Kneipe „Zum kleinen Moritz“
Kneipe „Zum kleinen Mohr“zum neuen Namen „Zum kleinen Moritz“. Praktischerweise befindet sie sich am Moritzplatz.
Auch in Landsberg gibt es wie in vielen Städten einen Hotelgasthof „Mohren“. Eine Umbenennung war dort noch nie Thema. „So ein Schmarrn“ist die spontane Reaktion von Horst Krah, dem Eigentümer des Gasthofes, auf diese Frage. So etwas sei noch nie an ihn herangetragen worden. „Das ist unsere Geschichte“, verweist er auf die kunstgeschichtliche Veröffentlichung in „Die Kunstdenkmäler von Bayern“, in der der „Gasthof zum Mohren“als einer der ältesten Gasthöfe von Landsberg bezeichnet wird. Noch in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts sei er in seiner heutigen Dimension ausgebaut und später barock überformt worden.
Mehrere Seiten beschreiben die bauliche Gestaltung über die Jahrhunderte hinweg. „Gasthof zum Mohren“, oder „Mohrenkopf“, oder auch „Weinwirt zum Mohrenkopf“so wurde dieses Lokal aber von Anfang an genannt. Woher stammen die vielen „Mohren“in Gaststätten oder Apothekenbezeichnungen? Beim Hotel Drei Mohren in Augsburg erzählt die Legende, dass abessinische Mönche 1495 nach Augsburg kamen und wegen des harten Winters nicht heimfahren konnten. Der damalige Gastwirt bot ihnen Quartier. Aber es dürften in diesen Zeiten nicht so viele Afrikaner in Deutschland gewesen sein, wie es Mohren-Benennungen gibt. Bei der Frankfurter Apotheke soll es sich auf die Mauren beziehen, die die moderne Pharmazie nach Mitteleuropa gebracht hatten.
Bei Gaststätten vermutet der ehemalige Landsberger Stadtheimatpfleger Anton Lichtenstern einen anderen Grund: „Die Heiligen Drei Könige waren die Patrone der Reisenden.“Und die repräsentierten in einigen Deutungen die drei Weltgegenden, Europa, Asien und Afrika. Zumeist gilt Caspar als der Vertreter Afrikas, manchmal auch Melchior oder Balthasar. Anton Lichtenstern geht davon aus, dass Gastwirte ihr Lokal nach einem der Heiligen Drei Könige benannten, um Reisenden hereinzulocken. Es gebe in der Region auch viele Gasthäuser mit dem Namen „Zum Goldenen Stern“, oder „Goldener Stern“, die ebenfalls auf die Geschichte der Heiligen Drei Könige verwiesen.
Wer Wikipedia bemüht, erfährt, dass es im Mittelalter zwar die Bezeichnung des Teufels als „Höllenmohr“gegeben hat, der Mohr aber dank schwarzer Madonnen, dem Schwarzen unter den Heiligen Drei Königen und dem Heiligen Mauritius auch positiv besetzt war. In der Heraldik spielt der Mohr eine Rolle, beispielsweise ist er im Wappen der Fürstbischöfe von Freising und dem des Landkreises Freising zu finden.
An den Wirt des „Mohren“in Landsberg, Ioannis Toukas, ist noch nie ein Gast zugekommen, der sich über den Namen beklagt hat. Es hat ihn aber ein Apothekenbesitzer aus Nürnberg angerufen, der sich nach der Situation in Landsberg erkundigte. „Ich bin selbst Ausländer“, erzählt der gebürtige Grieche. Er sehe in den Namen Mohren keine Beleidigung und er glaubt auch nicht, dass jemand das Schild lese, und sich beleidigt fühlt. „Wir haben andere Probleme und müssen uns nicht selbst zerfleischen.“Der Mohren sei ein traditionsreicher Gasthof und der Name komme nicht aus dem Jargon der Diskriminierung heraus. Es sei eine Geschichte, die mit unserer Religion zu tun habe. „Dieser Name gehört zu Landsberg und dem Hauptplatz.“