Historisches soll bleiben
So ein Schmarrn – dies ist die erste Reaktion auf das Anliegen, Gasthöfe, Hotels und Apotheken, die den „Mohr“im Namen tragen, umzubenennen. Bei längerer Recherche im Internet wird die eigene Haltung etwas differenzierter. Bildlich wird der Mohr – sei es nun auf dem Sarotti-Schild oder auf dem Wappen eines Bischofs – stereotyp mit dicken Wulstlippen und großen Augen dargestellt – reduziert auf körperliche Merkmale und/oder auf die Funktion des Dieners. Und es findet sich auch aktuelle, diskriminierende Hetze im Netz, die mit dieser „Mohren“-Physiognomie und noch viel schlimmeren Zuschreibungen arbeitet. Auch in der deutschen Klassik, bei Schiller, hat der Mohr Spitzbuben-Qualitäten, die er als Mohr von Tunis zugunsten des Grafen von Lavagna nutzt. „Der Mohr hat seine Arbeit getan, der Mohr kann gehen“, lautet das Originalzitat aus dem Munde des Mohren. Und er ist Diener.
Doch es gibt in der Heraldik auch oft die gekrönte Mohr/Mohrin, das heißt, die Figur ist mit königlichen Merkmalen ausgestattet. Und die historischen Benennungen von Gastwirtschaften und Apotheken vor mehreren hundert Jahren verweisen auf eine damals positive Besetzung des Namens.
Sollte ein solcher Name bei Gasthof und Co. also geändert werden? Nein, denn diese Namen zählen zur Historie. Aber es sollte differenziert damit umgegangen werden und Information angeboten werden über die historische Bedeutung und den Grund der Benennung, wenn dies möglich ist. Und alle, die den Mohren im Namen tragen, müssen sensibel sein im Marketing und den Bildern, mit denen sie werben. Wenn beim Online-Auftritt einer Apotheke in Norddeutschland ein sarottimohrenartiges Dienerlein über den Bildschirm huscht und Medizin trägt, ist das ein No-Go.