Der geheimnisvolle Markus Braun
Der Österreicher ist Chef des deutschen Börsen-Lieblings Wirecard. Er hat den Spezialisten für das Bezahlen im Internet mit großer Ruhe ganz nach oben gebracht
Wer mit Informatikern befreundet ist, weiß, sie stehen nicht gerne im Rampenlicht. Computer-Freaks haben aber eine wertvolle Eigenschaft: Sie können sich mit Hartnäckigkeit in Detail-Problemen festbeißen. Solchen Nerds ist in der leider ihrem Ende entgegengehenden US-Serie „The Big Bang Theory“ein wunderbar-ironisches Denkmal gesetzt worden. Markus Braun ist ein solcher Nerd. Früher saß seine randlose Brille bei den seltenen Auftritten immer etwas schief auf der Nase. Doch gekleidet ist der schlanke Wirtschaftsinformatiker mit Anzug und weißem Hemd immer Nerduntypisch. Bei Diskussionsveranstaltungen kann er durchaus sympathisch wirken. Er lacht schon mal.
Dann wirkt der Mann mit dem schütteren Haar so gar nicht „einschüchternd“, wie das Manager Magazin einmal böse anmerkte, um Braun aber auch zu attestieren, er sei intellektuell brillant. Auf alle Fälle gilt der öffentlichkeitsscheue Manager, der nur sein Geburtsjahr 1969 und nicht den Tag nennt, als geistiger Vater des Wirecard-Erfolgs. Dass der Spezialist für das Bezahlen im Internet anstelle der Commerzbank in den Dax aufrücken kann und an der Börse mehr wert als die Deutsche Bank ist, hat viel mit Brauns großem Ehrgeiz zu tun.
Schon zu Studienzeiten soll er als besonders zäher Typ aufgefallen sein. Braun wirkt bis heute asketisch. Er arbeitet hart. So fordert der Manager von seinen Mitarbeitern ein, es sich nicht gemütlich in der Komfortzone des Lebens einzurich- ten. Er verlangt sich viel ab, was sich auszahlt. Zumindest auf dem Papier wird Braun immer reicher, steigt doch die Wirecard-Aktie unverdrossen an. Angesichts des Erfolgs sollte sich einer wie er, der rund sieben Prozent der Wirecard-Aktien hält, locker machen.
Der Manager scheint aber nach wie vor die Aura des Mysteriösen um sich herum zu kultivieren. Er spricht nicht über sein Privatleben. Ein wenig wirkt Markus Braun wie eine Figur aus einem James-BondFilm. Er ist der Mann, der das Bargeld abschaffen will. In seinem Thriller zahlen immer mehr Menschen digital. Braun verdient daran. Dabei heißt es über ihn ohnehin, er lebe für Wirecard und sein einziges Hobby sei daher Wirecard. Was klar ist: Der Unternehmer muss Nerven wie Stahlseile haben. Immer wieder sieht er sich Attacken von Spekulanten ausgesetzt, die Gerüchte streuen, um die Aktie runterzuprügeln. Dann werden lustvoll Geschichten über die SchmuddelVergangenheit von Wirecard erzählt, als Geschäfte mit Glücksspielund Pornoanbietern im Zentrum standen, ja den Aufstieg ermöglichten. Braun nimmt es gelassen hin, duckt sich weg. Er philosophiert lieber in Hintergrundgesprächen über die Chancen des „unsichtbaren Bezahlens“. Auf alle Fälle schöpft der Manager das Potenzial der Digitalisierung wie kaum ein anderer in Deutschland konsequent aus. Wenn ihn die Vergangenheit nicht doch noch einholt, könnte seine Erfolgsstory weitergehen. Stefan Stahl