Schondorf fehlt ein Gewerbegebiet
Bürgermeister Alexander Herrmann sieht ein strukturelles Problem der Gemeinde. Die hohen Bodenpreise am Ammersee bezeichnet er als Katastrophe. Warum er in zwei Jahren noch einmal kandidieren möchte
Schondorf Schon in etwas weniger als zwei Jahren stehen im Freistaat die Kommunalwahlen an. Für viele in der Lokalpolitik tätigen Mandatsträger eine spannende Zeit. Wir unterhalten uns in loser Reihenfolge mit Bürgermeistern der Ammerseegemeinden über ihre Pläne in den Gemeinden und über deren persönliche Lebensplanungen. Renate Greil hat mit Schondorfs Bürgermeister Alexander Herrmann gesprochen.
Gibt es ein oder mehrere Projekte, die Sie in Ihrer Amtszeit noch bis 2020 unbedingt realisieren möchten? Alexander Herrmann: Wenn man realistisch ist, wird wahrscheinlich keines unserer laufenden Großprojekte bis 2020 fertig sein. Aber wir werden schon absehen können, ob eines der wichtigsten, die neue Wohnbebauung auf dem Prix-Gelände, so funktioniert, wie wir uns das vorstellen. Der Gemeinderat, die Verwaltung und ich haben hier extrem viel gearbeitet. Bezugsfertig werden die Wohnungen voraussichtlich dann noch nicht sein.
Dennoch gibt es vermutlich Themen, die sich schneller umsetzen lassen? Herrmann: Bei der Planung Bahnhofsvorplatz/Ortsmitte mit dem Güterschuppen wünsche ich mir, dass wir auf einen Kompromiss kommen. Das Thema sollte eigentlich nicht in den nächsten Gemeinderat getragen werden. Mit der Renovierung unserer gemeindlichen Wohnungen wollen wir noch in dieser Legislaturperiode beginnen. Wir machen jetzt dazu eine Bestandserfassung und -bewertung. Bis 2019 wollen wir dann einen Fahrplan haben, welches Gebäude wann mit welchen Maßnahmen ertüchtigt wird.
Haben Sie für Schondorf vielleicht schon ein Konzept sowohl für den öffentlichen Personennahverkehr wie auch den privaten?
Herrmann: Das ist ein ziemlich schwieriges Thema. In der Gemeinde sind es nämlich eher die kleineren Projekte, wie etwa die neu installierte Mitfahrerbank, die wir unterstützen können, da der ÖPNV eine Kreisangelegenheit ist. Ein Projekt mit Carsharing hat sich ebenfalls vorgestellt. Eine Gruppe Schondorfer Bürger will das Radfahren in sicherer machen und damit attraktiver. Auch dabei unterstützt die Gemeinde beispielsweise bei der Beschilderung. Entlang der Staatsstraßen, die den Ort durchschneiden, gibt es viele neuralgische Punkte. Aber leider beißt man sich da oft die Zähne aus.
Wie sieht denn die Lage auf der Schiene aus?
Herrmann: Zusammen mit den Gemeinden Utting und Dießen haben wir gerade eine Initiative gestartet. Wir fordern, dass die Bahnstrecke an die aktuellen technischen Möglich- keiten angepasst wird. Der BeinaheAuffahrunfall am Uttinger Bahnhof vor einiger Zeit hätte schlimm ausgehen können, deshalb soll die Strecke schneller als von der Bahn vorgesehen modernisiert werden.
Gibt es etwas, das Sie auf Landkreisebene besonders ärgert oder freut? Herrmann: Die Erhöhung der Kreisumlage hat mich sehr geärgert. Die Gemeinde hätte das Geld selber gut gebrauchen können. Die Entscheidung gegen die Sparkassenfusion war eine gute Entscheidung. Die Aufgabe der Sparkasse LandsbergSchondorf Dießen als Grundversorger kann diese auch ohne Fusion gut leisten.
Wie beurteilen Sie denn die Zukunft Ihrer Kommune in wirtschaftlicher Hinsicht?
Herrmann: Schondorf hat tatsächlich ein großes strukturelles Problem, und das ist das Fehlen eines Gewerbegebietes. Wir haben vorrangig stilles Gewerbe wie etwa Agenturen und mit dem Ausbau des Glasfasernetzes einen Standortvorteil, weil zu Hause arbeiten gut möglich ist. Aber so oder so müssen wir uns anstrengen, um keinen neuen Schuldenberg aufzubauen. Aktuell geht es uns ganz gut.
Wie stehen Sie zur explosionsartigen Entwicklung der Bodenpreise am Ammersee?
Hermann: Das ist eine Katastrophe und ein falsches Signal. Aber zu jedem, der teuer kauft, gibt es auch einen, der teuer verkauft. Die Ammersee-Gegend ist extrem attraktiv als Wohnstandort. Als flächenkleinste Gemeinde im Landkreis haben
Die Gegend ist extrem attraktiv als Wohnstandort
wir aber wenige Möglichkeiten zu kompensieren. Günstiges Wohnen in Schondorf zu ermöglichen, wird mehr und mehr auf Gemeindeschultern lasten. Es war daher ein wichtiges Signal, im Prix-Gelände einen 30-prozentigen Anteil an günstigem Wohnen auszuweisen. Wir denken ferner darüber nach, noch einmal den sozialen Wohnungsbau zu forcieren. Aber auch die 60 Gemeindewohnungen mit zum Teil sehr günstigen Mieten sollen instand gesetzt werden.
Wie könnte eine sozial verträgliche Wohnungspolitik aussehen? Herrmann: Wir haben es im PrixGelände gerade vorgemacht, wie es gehen könnte. Es haben sich genügend Investoren gefunden, die bereit waren, nicht nur hochpreisige Wohnungen anzubieten.
Haben Sie das Gefühl, dass in Ihrer Kommune die Schere zwischen Arm und Reich auseinandergeht?
Hermann: Natürlich geht die Schere zwischen Arm und Reich immer weiter auseinander. Bei uns ist das definitiv so. Schondorf ist die reichste Kommune im Landkreis, was das Netto-Haushaltseinkommen angeht. Verzeichnet werden in der Statistik die meisten Haushalte mit einem Einkommen über 6500 Euro netto im Monat. Natürlich macht das etwas mit einem Ort.
Treten Sie in zwei Jahren nochmals als Bürgermeisterkandidat an? Hermann: Ja, auf jeden Fall. Denn die Arbeit erfüllt mich und ich möchte die begonnenen Projekte weiterführen.