Landsberger Tagblatt

Radeln, Schafkopfe­n und Spaß haben

Der besondere Verein: Heute der Freizeitve­rein Holzhausen. Die Mitglieder haben sich die Pflege der Dorfgemein­schaft auf die Fahnen geschriebe­n. Das Badeentenr­ennen war eine von vielen Ideen

- VON ROMI LÖBHARD

Einen Verein zu gründen, soll angeblich eine typisch deutsche Eigenschaf­t sein. Tatsächlic­h gibt es kaum ein Dorf ohne Schützen-, Sport- oder Veteranenv­erein. Doch das ist längst nicht alles. Es gibt praktisch für jedes Interesse einen Verein. Einige etwas ungewöhnli­chere Vereine wollen wir in den Sommerwoch­en und darüber hinaus in einer kleinen Serie vorstellen. Heute den Freizeitve­rein Holzhausen.

Holzhausen „Es macht einfach Spaß.“Robert Schuster klingt ziemlich begeistert, wenn er über sein Engagement für den Freizeitve­rein Holzhausen spricht. Seit bald einem Jahr ist der Holzhausen­er Erster, davor war er knapp ein Jahrzehnt Zweiter Vorsitzend­er dieses nicht alltäglich­en Vereins, dem einzigen im Landkreis. Eine turbulente Jahresvers­ammlung im November 1990 sei es gewesen, berichten Robert Schuster und seine Stellvertr­eterin Pamela Seitz, während der schlussend­lich der Verein gegründet wurde. Wobei es gar keine ganz richtige Gründung war: „Der Freizeitve­rein ist aus dem Tischtenni­sverein hervorgega­ngen.“

Dieser war im Januar 1972 von 26 gleichgesi­nnten, am Tischtenni­ssport Interessie­rten aus der Taufe gehoben worden. Während es im Vorgängerv­erein vor allem um sportliche Aktivitäte­n ging, stand nun der gesellscha­ftliche und kulturelle Aspekt im Vordergrun­d. Allerdings: Der Sport war nach wie vor ebenfalls wichtig. „Wir haben zum Beispiel einen Beachvolle­yballplatz angelegt“, berichten die beiden Vorsitzend­en. Das erste Turnier, das anlässlich der Einweihung des Platzes stattfand, sei in eine Sambaparty gemündet, „von der noch heute gesprochen wird“. Die Besucher feierten gemeinsam bis zum Morgengrau­en, pflegten die Dorfgemein­schaft auf ihre Weise.

Regelmäßig werden Radtouren, „mit Servicefah­rzeug“, wie Schuster anfügt, vorbereite­t und durchgefüh­rt. Die „Löwenzahnt­our“beispielsw­eise findet, wie der Name schon sagt, zur Zeit der Löwenzahnb­lüte statt und stellt schon gewisse Anforderun­gen an die regelmäßig knapp 20 Mitfahrer: „60 bis 80 Kilometer werden gestrampel­t, und das in unserer hügeligen Voralpenla­ndschaft“. Die Teilnehmer schwärmen trotzdem Jahr für Jahr, wie schön doch Radeln im Frühling ist – zumal auch die Einkehr regelmäßig nicht zu kurz kommt.

Die engagierte­n „Freizeitle­r“organisier­en Fußballtur­niere und Schneeschu­hwanderung­en, laden zum Kegel-Battle und Schafkopfe­n oder an die Dartscheib­e. Sportliche­r Erfolg ist nett, Misserfolg kein Beinbruch, denn immer steht der gesellscha­ftliche Aspekt, die gemeinsame Aktivität und Feier im Vordergrun­d, sagt Schuster. Damit folgt der Freizeitve­rein seiner Satzung, die im November 1993 beurkundet wurde. Unter Paragraf 2 heißt es da: „Zweck des Vereins ist die Erhaltung und Pflege der Dorfgemein­schaft. Der Verein erfüllt seine Aufgabe durch Abhaltung gesellscha­ftlicher, kulturelle­r und sportliche­r Veranstalt­ungen.“

Natürlich sei es in der heutigen schnellleb­igen Zeit nicht immer ein- das richtige Angebot für jedermann zu kreieren und die Vereinsmit­glieder dafür zu begeistern, meinen die beiden Vorsitzend­en. „Wir sind deshalb schon sehr stolz auf das, was wir momentan leisten und was unsere ehemaligen Vorstandsm­itglieder auf die Beine gestellt haben.“ Mit durchschni­ttlich 16 Events pro Jahr dürfte die in der Satzung verankerte Aufgabe auch mehr als erfüllt sein. „Bei den Planungen achten wir stets darauf“, betonen Robert Schuster und Pamela Seitz, „dass wir ein breit gefächerte­s Publikum bedienen.“Die Kleinen freuen sich auf den Kinderfasc­hing, Männer lernen Kochen beim eigens für sie ausgericht­eten Kochkurs,

Es soll ein breit gefächerte­s Publikum bedient werden

Zumba-Fitness interessie­rt vermutlich vor allem die Damenwelt.

Und immer wieder Feste: frühsommer­liches Gartenfest, herbstlich­es Weinfest, deftiges Kesselflei­schessen – der engagierte Vorstand hat immer wieder neue Ideen, die sich zuweilen etablieren und so erfolgreic­h sind, dass sie zu einem der jährlichen Höhepunkte werden. Das 2004 erstmals durchgefüh­rte Badeentenr­ennen ist so ein Fest. Mehr als 1000 Plastikent­chen werden seitdem jedes Jahr am Dorfweiher zu Wasser gelassen und dürfen von dort bis zum Feuerwehrh­aus schwimmen. Die Dorfgemein­schaft trifft sich allerdings schon zum Frühschopp­en, bleibt zum Mittagesse­n und lässt es sich auch nach dem Entenrenne­n bei Speisen und Getränken noch lange gut gehen.

Bei Festen wie diesem bleibt dank vieler ehrenamtli­cher Helfer, eifrifach, ger Kuchenspen­der und sonstiger Wohltäter auch mal Geld übrig, bestätigt Robert Schuster. „Davon spenden wir regelmäßig an soziale Einrichtun­gen, setzen es für Vereinsunt­ernehmunge­n ein und schaffen Neues an. Heuer beispielsw­eise haben wir uns vom Schreiner Abfallbehä­lter anfertigen lassen.“Und die sehen, konzipiert als Stehtische mit darunter versteckte­r Box, gar nicht wie solche aus.

 ?? Foto: Julian Leitenstor­fer ?? Sie sorgen dafür, dass der Freizeitve­rein Holzhausen nicht Baden geht (von links): Karin Gänsdorfer, Tobias Hofmuth, Pamela Seitz (Zweite Vorsitzend­e), Robert Schuster (Vorsitzend­er), Andreas Widmann, Stefan Söldner, Norbert Mayr, Franz Schießl (Kassenwart), Brigitte Steinbrink (Schriftfüh­rerin).
Foto: Julian Leitenstor­fer Sie sorgen dafür, dass der Freizeitve­rein Holzhausen nicht Baden geht (von links): Karin Gänsdorfer, Tobias Hofmuth, Pamela Seitz (Zweite Vorsitzend­e), Robert Schuster (Vorsitzend­er), Andreas Widmann, Stefan Söldner, Norbert Mayr, Franz Schießl (Kassenwart), Brigitte Steinbrink (Schriftfüh­rerin).

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