Beim Einbau der Turbine ist Millimeterarbeit gefragt
Generalüberholung Mitarbeiter dreier Firmen sorgen in Landsberg dafür, dass der 21-Tonnen-Koloss wieder an seinen Platz kommt
Landsberg „Interessant“, Roland Ritter bleibt gegen 10 Uhr am Absperrgitter am Infanterieplatz stehen und betrachtet den großen Autokran und sein kleineres Pendant, deren Arbeit noch wartet. Ein blauer Koloss liegt am Boden: Die Turbine aus der Maiermühle ist wieder da. Anfang Juni war die Turbine zu ihrer ersten Inspektion nach 22 Jahren aus ihrem Einbau im Mühlbach gehoben worden. In Ravensburg ist sie überholt worden und nun wartet das 21 Tonnen schwere Teil darauf, wieder an seinen ursprünglichen Ort gelupft zu werden.
Noch liegt die Turbine auf Hölzern auf, doch oben ist sie bereits an Gurten festgezurrt. Kettenzüge dienen dazu, sie in die richtige Position zu bringen. Denn nicht nur, dass sie aus ihrer Transportposition aufgerichtet werden muss, es gilt auch den gelben Generator nach oben zu drehen, ansonsten ließe sich die Turbine nicht einsetzen.
Der Technische Leiter, Norbert Köhler, und der zuständige Abteilungsleiter der Stadtwerke, Thomas Schneider, machen sich vor Ort ein Bild von der Lage. An der Entscheidung, was an der Turbine überarbeitet werden soll, waren auch Stadtwerkemitarbeiter beteiligt, erzählt Schneider: „Wir waren einen Tag lang in Ravensburg und sind alles durchgegangen.“Beispielsweise sei entschieden worden, auch die Leitschaufeln – ein Mechanismus mit dem die Turbine dichtgemacht werden kann – zu überarbeiten. So habe das Herrichten der Turbine auch länger gedauert, als geplant. Eigentlich sei am 20. August der Termin gewesen, erzählt Schneider.
An der Turbine sind jetzt Tobias Klemm von den Stadtwerken und Michael Maier von der Firma Andritz Hydro, die die Turbine überarbeitet hat, zugange. Beide Männer stehen auf der Turbine und bedienen die Kettenzüge. Auch unten stehen Mitarbeiter der Stadtwerke an den Ketten. Kranführer Volker Kaltenbach dirigiert von seinem Führerhäuschen aus und springt schon mal ab, um unten nachzusehen. Es gilt, das Verbindungsteil in der Vertikalen auszurichten. Denn sobald die Turbine in den Mühlbach gehoben wird, kann sie nur noch in einer Ebene gedreht werden, ansonsten gibt es wenig Spielraum, wie Tobias Klemm erklärt, der zur Mittagspause von seinem metallenen Arbeitsplatz heruntergestiegen ist: „Das ist auch körperlich anstrengend.“Gut, dass der Wirt von Sarker’s Masala ein Tragl Spezi für die schwitzenden Männer hinstellt.
„Ich bin schwer beeindruckt, wie konzentriert und gut abgestimmt das Team arbeitet“, sagt Roland Ritter. „Und das, obwohl sie ja nicht jeden Tag zusammenarbeiten.“Er bleibt und will sich ansehen, wie die Turbine in die Höhe gehoben wird – denn eigentlich passiere das ja nur alle 20 bis 30 Jahre. Christian Wilhelm ist mit seinem Sohn Sebastian gekommen. „Heute ist mein letzter
Nicht nur für die Großen ist die Arbeit interessant
Urlaubstag und ich habe in der Zeitung gelesen, dass die Turbine heute zurückkommt.“Er arbeite bei der Stadt und sei an Technik interessiert, verrät Wilhelm. „Aber bei Regen hätte ich es, glaube ich, sein gelassen.“Lea Jordan aus Pürgen ist wegen ihres Sohnes David hier. „David liebt so etwas, er mag auch Traktoren sehr gerne.“Der 15 Monate alte Bub klammert sich vergnügt an den Bauzaun, schaut sich die großen Maschinen an, ist aber auch begeistert von den Menschen, die um ihn herum stehen.
Es dauert, bis die Männer die richtige Position der Turbine eingestellt haben. Dann wird eine kurze Pause eingelegt, dann arbeitet der große Autokran und lupft die Turbine ein kleines Stück über das Dach des indischen Restaurants zwischen den Häusern hindurch an ihren Platz neben der Brücke. Jetzt ist Zentimeterarbeit angesagt. Rund 20 Minuten dauert der „Hub“, dann geht es ums Einpassen, und gegen 14 Uhr ist die Turbine auch wieder fixiert.