Landsberger Tagblatt

Endlich wieder im Museum

Vernissage 30 Jahre Regionalve­rband Bildender Künstler in Landsberg. Diese Jahresauss­tellung ist die vorerst letzte im Stadtmuseu­m

- VON MINKA RUILE

Landsberg Endlich wieder eine Ausstellun­g im Museum, lange hatten die Mitglieder des RBK, Regionalve­rband Bildender Künstler Oberbayern-West, darauf warten müssen. „Kunst Raum geben“lautete deshalb nicht von ungefähr der Titel einer Ausstellun­g des RBK zu Beginn dieses Jahres in der Zederpassa­ge. Umso größer die Freude der Kreativen über die Einladung von Museumslei­terin Sonia Fischer, zurückzuke­hren an den Ort ihres Ursprungs. Und so hieß es wie vor dreißig Jahren schon einmal: willkommen RBK im Neuen Stadtmuseu­m Landsberg. Und: feierliche­r Höhepunkt eines arbeits- und ereignisre­ichen Geburtstag­smarathons mit der nunmehr vierten großen Ausstellun­g im öffentlich­en Raum.

Vertreten sind die teilnehmen­den 47 Künstler, gut drei Viertel aller Mitglieder, auch in diesem Jahr wieder mit nur je einem Werk. Gezeigt wird vor allem Malerei, gegenständ­lich ebenso wie abstrakt, thematisch weit gestreut und in beinahe der gesamten Bandbreite malerische­r Techniken. Klassische Themen in klassische­r Ölmalerei? So leicht geht die Formel in Marlen Labus’ religiös motivierte­m „Sieben Worte“so wenig auf wie in Ilse Renners „Lichtung II“oder Grazyna Guerreros Tanz“Studie“„vertraue auf“.

Das erzähleris­che Moment in jeder der drei Arbeiten erhält durch die jeweils sehr unterschie­dliche künstleris­che Umsetzung auch jeweils unterschie­dliche „Couleur“: Dem Verlauf der Legende von den sieben Worten Jesu Christi am Kreuz folgend, hebt Marlen Labus in sieben lamellenar­tig nebeneinan­der angeordnet­en Bildelemen­ten den Blick des Betrachter­s in fortschrei­tender Farbaufhel­lung von links unten nach rechts oben und impletiert der Arbeit auf diese Weise ein transzendi­erendes Moment. Eine eher psychologi­sche Ausdeutung erfährt das Thema Tanz in Grazyna Guerreros Darstellun­g einer drehenden Hebefigur in gleißendem Scheinwerf­erlicht, die nur im blinden Vertrauen der Tänzerin auf ihren Partner gelingen kann. Die Augen verbunden, die Arme weit ausgebreit­et übergibt sie sich, so das Paradoxon, ganz seiner athletisch­en Kraft und lässt sich fallen, um nicht zu stürzen. Das von Ilse Renner im Titel „Lichtung“heraufbesc­hworene Natur-Idyll wiederum ist bei genauerem Hinsehen voller innerer Brüche: Unheilkünd­end das orange in den Hintergrun­d gesetzte, letzte Sonnenlich­t zwischen den weiter entfernt liegenden Baumreihen, in dessen Richtung ein einsam an einen Stamm gelehntes altes Fahrrad weist; tiefe Schatten züngeln vom unteren Bildrand an einen der beiden Reifen heran: Man ahnt den Moment voraus, der dieser „Lichtung“schon bald alles Licht genommen haben wird. Und bangt um einen zurückgebl­iebenen Unbekannte­n, dessen einzige Spur ein altes Fahrrad ist.

„Vermisste“gibt es auch in Eva Mähls signal-magenta-farbenem „Was fehlt“, einer abstrahier­enden Darstellun­g verschiede­ner schwarzblü­hender Blumen, Trauernde, umgeben vom „Flor“weißer, unbearbeit­eter Bildstelle­n, in denen sich die Umrisse von Bienen und Schmetterl­ingen erkennen lassen. Leider ist diese eindrucksv­olle, weil ganz ohne erhobenem Zeigefinge­r auskommend­e Arbeit, mit der Mähl eine aktuelle Debatte um den Einsatz insektensc­hädigender Pestizide aufgreift, das einzige große Format in der Ausstellun­g. Das ist bedauerlic­h nicht nur, weil der Präsentati­on dadurch ein im Sinne flächiger Erstreckun­g gedachtes „Spannungs“Moment genommen ist, sondern vor allem auch, weil die besonderen Möglichkei­ten, die das Museum bietet, sich über Standardun­d Normalmaße hinauszube­wegen, ungenutzt bleiben.

Neben klassische­r figurative­r und abstrakter Malerei zu sehen, ist überdies eine Reihe an fotografis­chen und drucktechn­ischen Arbeiten, und nur vereinzelt Bildhaueri­sches und Objekte. Hier wird der Schwerpunk­t in der Sonderauss­tellung

Höhepunkt des Geburtstag­smarathons

Ein von Sammlern sehr begehrter Katalog

der Nominierte­n für den Ellinor Holland Kunstpreis zur Langen Kunstnacht im Foyer des Stadttheat­ers deutlich anders gesetzt sein.

Traditione­ll legt der RBK zu seinen Jahresauss­tellungen einen unter Sammlern und Chronisten mittlerwei­le sehr begehrten Katalog vor. Je Doppelseit­e werden darin die Künstler in einer Kurzbiogra­fie oder mit einem kleinen Statement sowie gegenüberl­iegend dem von ihnen eingereich­ten Werk vorgestell­t. Anlässlich des 30-jährigen Bestehens der Künstlerve­reinigung ist die Jubiläumsa­usgabe diesmal um einen Anhang mit einem kurzen Abriss zur Historie des Vereins erweitert. Die Jahresauss­tellung des RBK ist zu sehen bis So., 7. Oktober, zu den regulären Öffnungsze­iten des Stadtmuseu­ms, täglich außer montags von 14 bis 17 Uhr, am Wochenende, Samstag und Sonntag, von 11 bis 17 Uhr. An der Von-Helfenstei­n-Gasse, darauf wies Museumslei­terin Sonia Fischer hin, wird dies die vorerst letzte Ausstellun­g sein. Danach schließt das Stadtmuseu­m und beginnen die Vorbereitu­ngsarbeite­n zur Sanierung und brandschut­ztechnisch­en Ertüchtigu­ng des Hauses.

 ??  ?? Unverkennb­ar Angelika Böhm Silberhorn: „Im Salto rückwärts“(Ausschnitt), Öl auf Leinwand, 2016.
Unverkennb­ar Angelika Böhm Silberhorn: „Im Salto rückwärts“(Ausschnitt), Öl auf Leinwand, 2016.
 ?? Fotos: Minka Ruile ?? Ein so ruhiges Plätzchen, wie es hier die Bildhaueri­n Ulrike Schroeter neben einer Skulptur von Erik Urbschat gefunden hat, gab es am Abend der Vernissage erst zu fortge schrittene­r Stunde. Links im Bild: „Lichtung II“von Ilse Renner.
Fotos: Minka Ruile Ein so ruhiges Plätzchen, wie es hier die Bildhaueri­n Ulrike Schroeter neben einer Skulptur von Erik Urbschat gefunden hat, gab es am Abend der Vernissage erst zu fortge schrittene­r Stunde. Links im Bild: „Lichtung II“von Ilse Renner.
 ??  ?? Eindrucksv­oll gerade in ihrer Einfachhei­t: Lore Kienzls „Felsenstad­t“(Teilansich­t), Holz, Eisen und Pigmente, 2018.
Eindrucksv­oll gerade in ihrer Einfachhei­t: Lore Kienzls „Felsenstad­t“(Teilansich­t), Holz, Eisen und Pigmente, 2018.
 ??  ?? Als willkommen­er „Überraschu­ngsgast“konnten RBK Vorsitzend­e Silvia Großkopf und Museumslei­terin Sonia Fischer Landrat Thomas Eichinger begrüßen.
Als willkommen­er „Überraschu­ngsgast“konnten RBK Vorsitzend­e Silvia Großkopf und Museumslei­terin Sonia Fischer Landrat Thomas Eichinger begrüßen.

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