Unvergessliche Eindrücke aus N.Y.
Musikreise Das Schülerblasorchester St. Ottilien nimmt unvergessliche Eindrücke von der berühmten Steubenparade mit nach Hause
St. Ottilien/NewYork Es war zweifellos das Musiker-stärkste Orchester der Steuben-Parade in der New Yorker 5th Avenue. Über 80 Mitglieder des Schülerblasorchsters St. Ottilien (SBO), darunter der Benediktinermönch Bruder Thomas Brüch und einige Ehemalige, marschierten musizierend und auch singend hinter dem Dirigenten HansGünter Schwanzer her und begeisterten die Zuschauer in den Straßen von Manhattan.
Schon den Eröffnungsgottesdienst („Steubenmesse“) mit New Yorks Weihbischof John O’Hara gestaltete das Orchester mit geistlichen Liedern wie dem Air von Johann Sebastian Bach und konnte den riesigen Kirchenraum der St. Patrick’s Cathedral akustisch gefühlvoll und locker füllen. Neugierige Blicke ernteten die Musiker, als sie sich dann, blau uniformiert mit unverpackten Instrumenten, in die U-Bahn quetschten, um zum Startpunkt der Parade zu fahren.
In zahlreichen Seitenstraßen neben dem Central Park formierten sich die Paradenteilnehmer, von denen die wenigsten aus Deutschland selbst kamen. Bei der Steubenparade, die heuer zum 61. Mal zu Ehren des preußischen Offiziers und späteren amerikanischen Generals im Unabhängigkeitskrieg, Friedrich Wilhelm von Steuben, stattfand, nehmen vorwiegend deutschstämmige Amerikaner teil. Wie beim Wiesn-Einzug gibt es bei der gut zweistündigen Parade Fußgruppen, Wagen und Musikkapellen, die in dort gegründeten Trachtengruppen, Vereinen und Deutsch-Schulen organisiert sind. Darunter finden sich aber auch Brauereien und deren „deutsche“Restaurants, Schützenvereine oder der New Yorker Fanclub des FC Bayern München.
„Bei einigen Gruppen scheinen die deutschen Wurzeln schon recht lang her zu sein, gerade wenn man sich anschaut, was sie für bayerisch halten“, kommentierte Posaunist Korbinian Weidemann süffisant. Dafür gab es für die echte bayerische Blasmusik aus der oberbayerischen Benediktiner-Klosterschule umso mehr Applaus, als deren Musiker achtreihig über fast zwei Kilomelen ter an vielen mit schwarzrot-goldenen Fahndln winkenden Zuschau- ern vorbeizogen. „Wegen des Schallbechers meines Baritonhorns hab ich leider nicht so viel gesehen“, stellte Markus Wagner aus Windach am Ende fest, „aber die Stimmung war schon großartig.“
Weil das SBO es eher nicht gewohnt ist, gehend zu spielen, setzte Dirigent Hans-Günter Schwanzer in den letzten Wochen immer wieder Marschproben an. Bei der Generalprobe vor dem Abflug, als das Orchester wieder einmal spielend zwischen Kuhstall, Druckerei und Gaststätte im Klosterdorf umhermarschierte, konnte Schwanzer eine zufällig vorbeikommende Polizeistreife als Eskorte gewinnen – und so ein fast authentisches Gefühl vermitteln, wie es ist, von der New Yorker Polizei begleitet zu werden.
Für die Musiker ging eine Woche New York mit vier Konzerten, Kulturprogramm und vielen Eindrücken zu Ende. „Nicht zuletzt war es spannend zu sehen, dass die amerikanische Kultur nicht nur aus Trump und McDonald’s besteht“, fasst Katharina Wagner zusammen, die zum ersten Mal dabei war. „Organisatorisch und musikalisch eine traumhafte Woche“, stellt auch der Dirigent fest, der spätestens in vier Jahren wieder mit seinem SBO nach New York will.