Die Schwammerlsaison ist kurz und knackig
Pilze In den Wäldern im Landkreis schießen zur Zeit vor allem die Steinpilze massenhaft aus dem Boden. Warum die Sammelkörbe heuer so prall gefüllt sind und wie sich Pilzsucher im Wald verhalten sollten
Landkreis Sind Sie in den letzten Tagen auch von Nachbarn, Freunden oder Verwandten mit Pilzen beschenkt worden? Oder gehören Sie zu den vielen Sammlern, die derzeit massenweise Steinpilze in den Wäldern des Landkreises finden?
Die Schwammerl-Saison ist eröffnet, und die ist – entgegen mancher Befürchtungen – „kurz und knackig“, wie der Pilzsachverständige der Deutschen Gesellschaft für Mykologie, Peter Karasch, sagt.
„Wo jetzt viele Pilze zu finden sind, da wird das noch eine Weile so weitergehen“, ist er überzeugt. Und im Landkreis Landsberg gibt es gerade Pilze im Überfluss. Die vielen Leserfotos, die uns erreichen, sprechen eine deutliche Sprache. „Im Voralpenland bis ungefähr rauf nach Augsburg hat es in den letzten 30 Tagen genügend geregnet“, erläutert der Experte das explosionsartige Auftreten von Pilzen. „Insbesondere der Steinpilz und auch Maronen oder der Rotfuß profitieren davon.“Pfifferlinge hingegen fänden Pilzsucher so gut wie keine, und die Zeit der Wiesenchampignons sei schon vorbei.
Dass es heuer viele Pilze geben wird, davon war Familie Hauber aus Stadl fest überzeugt. „Für uns ist das Sammeln ein großes Hobby und fast schon so etwas wie ein Lebensglück“, sagt Nina Hauber. Fast jeden Tag schwärmen die Haubers aus, um Pilze zu suchen. Wo, das verraten sie natürlich nicht. Kein passionierter Pilze-Sammler würde das tun. Heuer aber gebe es auch neue Plätze, an denen Steinpilze zu finden seien. „An den einschlägigen Plätzen im Wald trifft man dann auch die anderen Sammler“, erzählt Nina Hauber. „Wer da erst um zehn Uhr am Vormittag kommt, der geht in der Regel leer aus.“
Vom letzten Fund wurde Geschnetzeltes mit Steinpilzen zubereitet, verrät sie. Manches Prachtexemplar werde aber auch eingefroren oder in der Nachbarschaft ver- schenkt. „Es ist ja auch ein enormer Aufwand, die Pilze zu putzen und zu verarbeiten“, sagt Nina Hauber.
Auch Anja Hirschauer und ihr Vater Werner aus Rott sind fündig geworden. „Das war reiner Zufall“, freut sich Anja Hirschauer. Das tolle Gefühl, das sich bei den beiden einstellte, als sie die Steinpilze gefunden haben, sei aber schon am nächsten Tag wieder getrübt worden. „Wir sind dann noch mal los, um Pilze zu suchen. An der Fundstelle waren andere Pilze umgetreten oder herausgerissen worden“, beklagt sie. Es sei schade, dass es Menschen gebe, die einfach nicht wissen, wie man sich im Wald verhält.
Rund ein Kilogramm Steinpilze haben die Hirschauers mit nach Hause genommen. „Andere Pilze lassen wir einfach stehen, und das sollte doch bitte jeder so machen“, appelliert Anja Hirschauer. Daheim gab es dann ganz klassisch Semmelknödel mit Steinpilz-Soße.
Mehr als ein bis zwei Kilogramm pro Sammler und Tag dürfen ohnehin nicht aus den heimischen Wäldern mitgenommen werden. Darauf weist Peter Karasch explizit hin. „Wer mehr mitnimmt, muss mit einem Ordnungsgeld rechnen“, mahnt er. 100 Euro pro Kilo zu viel mussten jüngst besonders eifrige Pilzsammler in Baden bezahlen. Ein Kilo kann schnell zusammenkommen. So etwa fand Brigitte Oldenburg am Sonntag bei Finning einen 650 Gramm schweren Steinpilz.
Spaziergängern wie Sammlern dürfte es im Moment so vorkommen, als gäbe es wesentlich mehr Pilze als sonst. Das stimmt aber nicht. „Jetzt explodiert halt gerade alles auf einmal“, erklärt der Pilzexperte, „weil es nach der langen Trockenperiode auf einmal ausreichend Niederschlag gegeben hat.“Nur der Zeitraum, in dem Pilze gesammelt werden können, habe sich verkürzt.
Ein paar Tipps hat der Pilzexperte noch für alle, die jetzt ausschwärmen und die Früchte des Waldes genießen wollen. „Wenn der Fruchtkörper nicht mehr richtig fest oder der Stiel des Steinpilzes weich ist, dann sollte man den Pilz stehen lassen.“Parasole seien nur dann genießbar und ungefährlich, wenn ihr Ring verschiebbar und der Stiel braun genattert sei. Und sie sollten mindestens 15 Minuten gegart werden, erklärt Karasch und sagt weiter: „Auch ein übermäßiger Konsum von Steinpilzen ist nicht gesund und kann die Leber belasten.“Steinpilze sind ein Genussmittel, das in Maßen verzehrt werden sollte.
Auch andere Verhaltensregeln sollten sich Pilzsammler zu Herzen nehmen: Ob ein Pilz aus der Erde gedreht oder der Stiel über dem Waldboden abgeschnitten wird, ist nach Angaben der Deutschen Gesellschaft für Mykologie egal. Behutsam sollte man aber in jedem Fall ernten und einen Pilz vor dem Hineinlegen in einen Korb grob putzen. Pilze, die ungenießbar sind oder der Sammler nicht eindeutig als Speisepilz erkennen kann, bleiben unberührt stehen. Sinnloses Umtreten oder Herausreißen ist nicht angebracht.
Mehr Informationen und eine Liste von Pilzsachverständigen gibt es unter www.dgfm ev.de.
Ein Kilogramm hat man oft schnell beinander