Bobinger Bausanierer jagen Bösewicht
Für einen Actionfilm standen in der Region einige bekannte Schauspieler aus dem Fernsehen vor der Kamera
Über zwei Dinge spricht Jürgen Fritsche mit großer Leidenschaft: Neben seinem Beruf als Chef und Gründer einer Bausanierungsfirma brennt der 52-Jährige für Actionfilme mit Agenten und Superhelden. Wer die Firma HydroTech im Bobinger Gewerbegebiet besucht, findet beides schnell heraus. Denn auf dem Gelände finden sich neben Fahr- und Werkzeugen auch haufenweise Filmrequisiten. Der größte Blickfang ist ein ausrangierter Kampfjet, zu dem Fritsche einst über Umwege kam. „Irgendwann dachte ich mir, ich könnte doch meinen eigenen Film drehen“, erzählt Fritsche, dessen Bürotür mit Postern des Actionhelden Iron Man umrahmt ist.
Mit Marcel Cornelius und Matthias Baumgartner holte sich Fritsche zwei weitere große Filmfans ins Boot. „Wir haben zusammen mit Ideen gespielt und dann freie Hand bekommen“, sagt Cornelius, der sich als Filmproduzent und Regisseur in Augsburg selbstständig gemacht hat. Am Ende kam ein rund achtminütiger Branchenfilm heraus: Mission Indestructible. Darin greift ein böser Agent mit einem Kampfflugzeug bekannte Gebäude in Augsburg und Umgebung an. Letztlich scheitert er aber an der Arbeit der Bobinger Spezialfirma und bewirbt sich bei Fritsche als Bausanierer. Das war im Jahr 2015.
„Der Film kam bei den Kunden so gut an, dass wir sofort Lust auf einen zweiten Teil hatten“, erzählt Fritsche, der im echten Leben überwiegend Sanierungsaufträge für Parkhäuser und Tiefgaragen erhält. Der neue Film sollte noch spektakulärer und aufwendiger werden. „Wir haben lange nach den Darstellern gesucht und Drehorte ausgekundschaftet“, erzählt der Kleinaitinger Fotograf Matthias Baumgartner, der für die Produktion zuständig war. Nach über einem Jahr ist „Mission Indestructible 2: The Revenge of Saltfinger“nun fertig. Darin bedroht der Bösewicht Saltfinger die US-Metropole New York – die Agenten von Hydro-Tech müssen ihm das Handwerk legen. „Beton hat nur einen wirklichen Feind, und zwar Salz“, sagt Fritsche als Erklärung für den Namen des Filmschurken Gustav von Salzberg, genannt Saltfinger. Die Handlung der gut 50-minütigen Fortsetzung sei eine humorvolle Übersetzung der Bausanierungsarbeit in die Filmsprache. „Anders als ein Sportwagen ist Beton grau und emotionslos“, sagt der Firmenchef. Der neue Film zeige die tägliche Arbeit seiner Mitarbeiter auf lebendige Weise.
Von einem Marketing-Gag könne trotzdem nicht die Rede sein, sagt Regisseur Marcel Cornelius. „Es steckt unglaublich viel Arbeit und Leidenschaft drin“, erzählt der 32-jährige Augsburger, der dem Film in mühsamer Kleinarbeit hunderte Spezialeffekte, darunter Verfolgungsjagden, Schießereien und Explosionen, hinzufügte. „Unser Film ist eine liebevolle Hommage an bekannte Actionfilme, an dem nicht nur Betonexperten und ihre Kunden Spaß haben.“
Für die Hauptrolle des Agenten Jack Steam konnte Baumgartner Raúl Richter gewinnen, der aus Fernsehserien wie „Alarm für Cobra 11“und „Gute Zeiten, schlechte Zeiten“bekannt ist. Sein Partner John wird von Tobias Schenke gespielt, der im Kinofilm „Harte Jungs“zu sehen war. Auch Rocco Stark aus „Hand auf’s Herz“und die Topmodel-Gewinnerin Kim Hnizdo standen für „Mission Indestructible“vor der Kamera. „Sogar einige unserer Mitarbeiter haben mitgespielt“, sagt Fritsche, der über die Kosten des ehrgeizigen Filmprojekts Stillschweigen bewahrt.
„Wir wollten einen Film aus der Region und für die Region“, sagt der 28-jährige Produzent Baumgartner, der den Kurzfilm aus dem Jahr 2015 im Vergleich viel werblicher fand. „Mit dem zweiten Teil haben wir einen klassischen Actionfilm auf technisch höchstem Niveau geschaffen.“Insgesamt wurde an 18 verschiedenen Orten in Augsburg und Umgebung gedreht. „Für die Szenen in New York ist das Team sogar in die USA gereist“, sagt Baumgartner, der sich mit seinen Kollegen schon auf einen dritten Teil verständigt hat. „Das Ganze ist einfach ein Passionsprojekt für uns“, sagt Regisseur Cornelius.