Streit unter Eisenmännern
Sebastian Kienle und Patrick Lange gehören auf Hawaii zu den Favoriten – und sind sich spinnefeind. Der Zwist wird kurz vor dem legendären Ironman in aller Öffentlichkeit gepflegt
nicht lange auf sich ruhen. Niemand motiviere ihn mehr als Kienle, ließ er wissen. In der Vergangenheit seien ein paar Sachen von dessen Seite gekommen, die nicht hätten sein müssen. „Dass wir aneinandergeraten, ist programmiert, weil er es verachtet, wenn man auf der Radstrecke nicht die Bäume ausreißt, vorneweg fährt und die Offensive sucht, sondern so wie ich meine Renntaktik gestaltet. Ich richte mich auf dem Rad eher nach den anderen, ich bleibe dran, versuche immer, legal zu fahren, halte lieber zwei Meter mehr Abstand als vorgeschrieben. Ich fahre aber, wenn ich mich an einem starken Radfahrer orientiere, eher hinterher.“
Es prallen also zwei Welten aufeinander, wenn Kienle und Lange gegeneinander antreten. „Die beiden sind nicht unbedingt die besten Freunde“, sagt auch der Münchner Faris Al-Sultan, Langes Trainer und Hawaii-Sieger von 2005. Sein Schützling ist in den Wettbüros der Topfavorit. Im vergangenen Jahr stellte er in 8:01,38 Stunden einen Streckenrekord auf.
Dahinter folgen Kienle, der in diesem Jahr Roth gewann, und Lionel Sanders, der Vorjahreszweite von Hawaii. Vierter im Bunde der Topfavoriten ist der Spanier Javier Gómez Noya. Hinter diesem Quartett lauern mehrere Geheimfavoriten. Zum Beispiel der Australier Cameron Wurf. Er stellte im vergangenen Jahr einen neuen Rekord auf der Radstrecke auf, wechselte als erster zum Laufen – und wurde auf Platz 17 durchgereicht. Zuletzt allerdings steigerte er seine Marathon-Bestzeit um fast zehn Minuten.
Nicht am Start ist Jan Frodeno, der sich eine Stressfraktur in der Hüfte zugezogen hat. Unter der Saison hatte er sich in beeindruckender Verfassung gezeigt und wäre wohl als haushoher Favorit ins Wasser gesprungen. So aber bleibt ihm nur die Zuschauerrolle. Aus seiner Präferenz macht er kein Geheimnis. Lange habe zwar starke Rennen auf Hawaii gezeigt. Aber: „Ich drücke natürlich Sebi die Daumen – wie immer, wenn ich selbst nicht am Start bin. Der ist einfach ein cooler Typ, hat Charakter, Ecken und Kanten“, sagte er
Einfacher ist eine Prognose bei den Frauen. Dort wird kein Weg an der Schweizerin Daniela Ryf vorbei führen. Sie hält den Streckenrekord 8:46,46 Stunden und gewann in den vergangenen drei Jahren.