Hier soll ein riesiger Regiestuhl stehen
Ende Januar wird Landsberg wieder zur Filmstadt. Festivalleiter Tom Bohn hat eine besondere Idee für den Hauptplatz
Bei 25 Grad Sonnenschein scheint das winterliche Filmereignis Snowdance Independent Film Festival noch weit entfernt. Doch in wenigen Wochen, am 1. November, beginnt der Vorverkauf, und in Plakaten wird auf das Ereignis hingewiesen. Mittelpunkt des Plakats ist ein Regiestuhl. Und während des Festivals, das vom 26. Januar bis 3. Februar wieder in Landsberg stattfindet, soll ein riesiger, nächstens beleuchteter Regiestuhl auch der Blickfang auf dem Hauptplatz sein.
Die Idee dazu hatte Festivalchef und Regisseur Tom Bohn und mit dem Landsberger Möbelproduzenten und einem der Festivalsponsoren GO IN gleich den richtigen Ansprechpartner für die Umsetzung.
„In London gab es einmal so einen Regiestuhl, der vier Meter hoch war“, erzählt Tom Bohn. Wie hoch der Landsberger Stuhl werden wird, ist noch offen, auf jeden Fall solle es der größte sein. Einen Entwurf gibt es schon und das städtische Ordnungsamt hat schon Einverständnis signalisiert, wie Tom Bohn erzählt, über die genaue Umsetzung sei man im Gespräch.
Der Platz sei schon bestimmt, sagt der Regisseur und zeigt mit der Leiterin des Festivalbüros, Maren Köhler, sowie der städtischen Kulturreferentin Claudia Flörke und Theaterleiter Florian Werner den Standort des Regiestuhls vor dem Historischen Rathaus. Flörke und Werner sind an der kreativen Gestaltung des Festivals beteiligt.
Tom Bohn hat als Regisseur übrigens auch seinen eigenen Regiestuhl mit Namen. „Wenn sich jemand anderes drauf setzt, kostet das einen Kasten Bier“, berichtet er über eine ungeschriebene Regel bei den Dreharbeiten. Der Regiestuhl mit seiner charakteristischen Form eines Holzgestells mit diagonalen Streben und einer Sitzfläche und Lehne aus Stoff hat eine lange Tradition. Da die Kameras immer wanderten, sei ein klappbarer Stuhl wichtig, erzählt Tom Bohn. Hochstühle dieser Art habe es auch gegeben, so habe der Regisseur über die Kameras auf den Stativen hinwegsehen können.
Eine der ältesten Aufnahmen eines Regisseurs auf einem entsprechenden Stuhl ist nach Florian Werners Wissen ein Foto des amerikanischen Filmemachers David Wark Griffith, als er 1916 das Historiendrama „Intoleranz“drehte. Griffith gilt als Begründer des Erzählkinos.
Mehr als 100 Jahre sind seit „Intoleranz“und Griffith’ weiterem Filmklassiker „Die Geburt einer Nation“(1915) vergangen, und im Januar werden sich wieder Independent-Filmemacher und ihre interessierten Zuschauer in Landsberg treffen. Ein großer Regiestuhl wird Letztere zu diesem Event einladen – klappbar, wie seine kleineren Vorbilder, wird er nicht sein.