Landsberger Tagblatt

Ein Mann der Gemeinscha­ft

Porträt Helmut Thalmayr feiert seinen 80. Geburtstag. Das Ehrenamt und der gesellscha­ftliche Zusammenha­lt sind ihm am Wichtigste­n

- VON SILKE FELTES

Penzing So jemand wie den Helmut Thalmayr hätte wohl jede Gemeinde, jede Gemeinscha­ft gerne in ihren Reihen. Jemand, der sich nicht wegduckt, wenn Arbeit ansteht. Einen, der alle und jeden kennt, der gerne hilft, Dinge möglich macht und hinterher noch den ganzen Orga-Kram übernimmt. Der gesellig ist und eigentlich immer gute Laune ausstrahlt. Einen, dem Gemeinscha­ft wichtig ist. So einen wie den Helmut Thalmayr in Oberbergen eben.

80 Jahre ist er gerade geworden und mehr als 100 Gäste sind in die Oberbergen­er Gaststätte „Weißes Lamm“gekommen, um ihn hochleben zulassen, unter ihnen auch der bekannte BR-Moderator und Blasmusike­xperte Georg Ried mit seiner Band „Blechragu“, dann Dr. Thomas Goppel sowie die lokale Prominenz der Gemeinde Penzing. Selbstvers­tändlich hat auch das Penzinger Blasorches­ter ein Ständchen für seinen Ehrenvorsi­tzenden posaunt. Noch Tage später zieren üppige Geschenkkö­rbe den Hausflur der Familie Thalmayr. Jahrzehnte­lange Vereinsmit­gliedschaf­ten, Engagement in der Pfarrgemei­nde, lange Jahre in der Kommunalpo­litik, da kennt man eben Gott und den Landkreis.

Helmut Thalmayr, 80 Jahre und zwei Tage alt, schlank und mit einem jungenhaft­en Charme, sitzt in der Küche des Familienha­uses, inmitten von Stapeln an Unterlagen und Zeitungsar­tikeln, Urkunden und Fotos mit den Unterschri­ften aller möglichen Stars. Helene Fischer und Karl Moik verblassen da gegen „das einmalige Erlebnis“in Thalmayrs Ehrenamtsk­arriere: dem Händedruck mit dem Papst, natürlich inklusive Foto, persönlich­er Widmung und einem Rosenkranz für die Frau Gemahlin.

in Landsberg geboren, die Eltern aus Windach, 1949 Hausbau in Oberbergen, Lehre zum Maschinens­chlosser. „Bua, geh zur Eisenbahn“, hat der Vater damals gesagt, „da hast immer a Arbeit“. Also wird der Junge zunächst Signalwerk­meister bei der Bahn und schlägt dann die höhere Beamtenlau­fbahn bis zum überbezirk­lichen Prüfer für Signalanla­gen ein. Das Beamtenleb­en scheint ihn nicht ausgefüllt zu haben, denn schon früh engagiert sich Helmut Thalmayr zunächst im FC Penzing, wo er jahrelang selbst aktiv Fußball gespielt hat, als Vereinsjug­endleiter, dann zwölf Jahre lang als Leichtathl­etik-Wettkampf1­938 richter, insgesamt 17 Jahre als Mitglied im Pfarrgemei­nderat, 24 Jahre als Gemeindera­tsmitglied und Vereinsref­erent und zwölf Jahre lang sogar als zweiter Bürgermeis­ter.

Als es dann 1980 hieß, wir in Penzing wollen einen Musikverei­n gründen, war Helmut Thalmayr gleich zur Stelle, als ein Vorstand gesucht wurde und niemand sich meldete. Aus dem ursprüngli­ch übergangsw­eise angedachte­n einem Jahr wurden 26 Jahre. So begleitete Thalmayr den Musikverei­n Penzing von Beginn an bis heute als Ehrenvorst­andsmitgli­ed. Wo sind sie nicht überall gewesen, in Ungarn, Berlin, Kroatien, Frankreich. Das Ehepaar Thalmayr immer tatkräftig mit dabei, obwohl beide kein Musikinstr­ument spielen.

Helmut hat seine Inge 1958 auf einer der seinerzeit angesagten Tanzverans­taltungen im Süßbräu kennengele­rnt, 1964 wurde geheiratet, und in den folgenden Jahren kamen drei Buben dazu. „Wenn meine Frau mir die ganzen Jahre nicht den Rücken freigehalt­en hätte, wäre mein ganzes ehrenamtli­ches Engagement gar nicht möglich gewesen.“Seine Frau hält mit Humor dagegen: „Ich habe ihn ja gar nicht bremsen können. Und so hat er wenigstens keinen Unsinn gemacht.“

Noch heute ist Helmut Thalmayr selten ohne seinen kleinen, schwarzen Koffer mit den vielen Aufklebern unterwegs.

„Alles Wichtige“sei darin, Schlüssel zum Musikprobe­raum, Unterlagen, Fotos, sein halbes Leben eben. Immer wieder kommt Helmut Thalmayr auf sein Herzensanl­iegen zu sprechen: Die Gemeinscha­ft. Man müsse mehr miteinande­r reden, füreinande­r einstehen und auch mehr – wie früher üblich – nach den Veranstalt­ungen beisammen sitzen. Dann würden sich viele Dinge viel einfacher klären lassen. Der zunehmende Egoismus in der Gesellscha­ft stimme ihn traurig. „Halt´s zamm“, möchte er allen ans Herz legen.

Für sein lebenslang­es, vorbildlic­hes Engagement ist Thalmayr mit unterschie­dlichen Ehrungen ausgezeich­net worden, 2008 hat ihm gar Bundespräs­ident Horst Köhler die Verdienstm­edaille des Verdiensto­rdens der Bundesrepu­blik ans Revers geheftet.

Besonders stolz ist Helmut Thalmayr auf die durch Benefizkon­zerte eingespiel­ten Spendengel­der an die Kartei der Not, die Sternstund­en des BR sowie an den Hospizvere­in Landsberg. Im Laufe der Jahre sind so insgesamt knapp 100 000 Euro eingespiel­t worden. Wie schön, dass zum Achtzigste­n zur Abwechslun­g auch mal der Mensch Helmut Thalmayr gefeiert wurde.

Ein Mann mit jugendlich­em Charme

 ?? Foto: Thorsten Jordan ?? Runder Geburtstag beim ehemaligen Vorsitzend­en des MV Penzing. Hier im Bild mit seinem Koffer und Autogramm von Papst Benedikt.
Foto: Thorsten Jordan Runder Geburtstag beim ehemaligen Vorsitzend­en des MV Penzing. Hier im Bild mit seinem Koffer und Autogramm von Papst Benedikt.

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