Von der Zeit eingeholt
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Es gibt einige schöne Anachronismen in Dießen, die das Leben hier gemütlich machen. Anachronismen sind Dinge, bei denen die Zeit stehen geblieben ist. Das Strandbad ist so ein Anachronismus. Leider wird es jetzt von der Zeit eingeholt. Die Gesetzeslage zur Haftung hat sich zuungunsten von Strandbädern dieser Form entwickelt. Die Lösung der Gemeinde: kein Baden mehr ohne Aufsicht, und deswegen werden jetzt die Schlüssel für die Aficionados unter den Badenden eingezogen.
Allerdings kann man sich die Frage stellen, ob die Gemeinde wirklich sorgfältig alle Optionen geprüft hat. Die angedachte Lösung mit den längeren Öffnungszeiten sieht nämlich verdächtig nach einer Finte aus, um die ersten Wogen zu glätten. In einem zweiten Schritt, da bin ich mir sicher, wird das wieder einkassiert, denn so wertvoll die Zeit für die morgendliche und abendliche Badegemeinde und Schlüsselinhaber ist, so unrentabel wird das für die Gemeinde. Das ist absehbar.
Offene Fragen an die Gemeinde sind aus meiner Sicht: Heutzutage kann man sich doch gegen alle Risiken absichern. Wurde denn geprüft, ob man eine Haftpflichtversicherung dagegen abschließen kann? Könnte vielleicht ein Verein der Strandbadschlüsselbesitzer einen juristischen Ausweg liefern? Kann man das Strandbad außerhalb der Öffnungszeiten in ein Naturbad umwandeln, wo man keine Aufsicht benötigt? Alle Strandbadschlüsselbesitzer mussten doch unterschreiben, dass man auf eigenes Risiko badet. Zählt das auf einmal nicht mehr?
Alternativ könnte man „Dießen am Ammersee“umbenennen in „Dießen mit Ammerseeblick“, weil es nämlich im Vergleich zu anderen Gemeinden wenig öffentlichen Zugang zum See gibt. Fest steht, wenn die Gesetzeslage mit dem Menschenverstand nicht mehr in Übereinklang zu bringen ist, dann wird der Unmut in der Gesellschaft zu Recht immer größer. Peter Augsdörfer, Dießen